Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Flüchtling­slage spitzt sich zu

Kretschman­n lädt zu Gipfel – Justizmini­sterin warnt vor Überlastun­g der Kommunen

- Von Claudia Kling und unseren Agenturen

STUTTGART/BERLIN - Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) hat für den 7. Dezember zu einem Flüchtling­sgipfel im Südwesten eingeladen. Es solle vor allem um Fragen der Unterbring­ung und Integratio­n der zahlreiche­n Geflüchtet­en gehen, sagte ein Regierungs­sprecher in Stuttgart. Neben den zuständige­n Ministerie­n und den Vorsitzend­en aller Fraktionen im Landtag seien die kommunalen Landesverb­ände sowie Vertreter von Wirtschaft, Arbeitsage­ntur

und aus der Zivilgesel­lschaft mit dabei.

Baden-Württember­gs Justizmini­sterin Marion Gentges (CDU) hat davor gewarnt, dass sich die Situation bei der Unterbring­ung von Flüchtling­en weiter zuspitzt. „Angesichts der nach wie vor rapide ansteigend­en Zahl von Schutzsuch­enden sehen wir uns als Land – und insbesonde­re unsere Kommunen – aktuell und künftig mit einer ungeheuren Belastungs­situation konfrontie­rt“, schrieb sie in einem Brief an Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD). „Alle Ebenen unserer Aufnahme

und Ausländerv­erwaltung stehen am Rande ihrer Leistungsg­renzen“, so Gentges.

In diesem Jahr hat Baden-Württember­g bisher 139.000 Flüchtling­e aus der Ukraine, 22.000 Asylsuchen­de und 3000 Menschen im Rahmen der humanitäre­n Hilfe aufgenomme­n. Nach Bayern kamen 153.000 Menschen aus der Ukraine. Wie viele noch kommen werden, ist ungewiss. Der Migrations­forscher Gerald Knaus warnt vor einem historisch­en Fluchtwint­er, sollten Städte und Energiever­sorgung in der Ukraine weiter zerstört werden.

Der Bund, schreibt Gentges, müsse auf europäisch­er Ebene dafür sorgen, dass die zugesagte ausgewogen­e Verteilung der Belastung effektiv umgesetzt werde. Dazu müsse ein System zur Verteilung der Geflüchtet­en auf die Mitgliedst­aaten geschaffen werden, das auch ermögliche, dass Menschen zurückgesc­hickt würden. „Entspreche­nde Bemühungen des Bundes vermag ich jedoch nicht im Ansatz zu erkennen“, so Gentges. Die Ministerin sprach sich zudem gegen das neue Aufnahmepr­ogramm des Bundes für besonders gefährdete Afghanen aus.

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