Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Erwin-Hymer-Gruppe macht weniger Umsatz
Nach Rekorderlösen 2021 meldet der Campingmobil-Hersteller jetzt rückläufige Geschäfte
BAD WALDSEE - Trotz des Booms mit Reisemobilen hat der Hersteller Erwin-Hymer-Gruppe (EHG) mit Sitz in Bad Waldsee im abgelaufenen Geschäftsjahr (bis 31. Juli) weniger Umsatz verbucht und weniger Fahrzeuge verkauft als im Vorjahr. Nach Angaben des Unternehmens ging der Gruppenumsatz im Vergleich zum Vorjahr von 2,7 auf 2,6 Milliarden Euro zurück. Die Zahl der verkauften Campingmobile reduzierte sich von 65.000 auf 60.000. Den Rückgang erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Alexander Leopold, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“mit Lieferverzögerungen bei den Fahrgestellen, die die EHG von Autoherstellern bezieht.
„Die Nachfrage nach Caravanen und Reisemobilen ist weiterhin hoch. Wir sehen jedoch auch eine
Verunsicherung bei den Kunden angesichts der starken Inflation“, sagte Leopold mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr. Materialengpässe und Probleme bei der Preiskalkulation wegen der langen Lieferzeiten würden das Geschäft prägen. Bei einigen Modellen müssten Kunden bis zu eineinhalb Jahren warten.
Im Geschäftsjahr 2020/21 hatte die Erwin-Hymer-Gruppe mit 2,7 Milliarden Euro einen Rekordumsatz und eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent vermeldet. Auch die Fahrzeugauslieferungen erreichten mit 65.000 Einheiten eine Bestmarke. Die Mitarbeiterzahl wuchs um rund 1500.
Mit dem jetzt rückläufigen Geschäft hat sich nun auch die Mitarbeiterzahl der Erwin-Hymer-Gruppe leicht von 8900 auf 8700 reduziert. Deutsche Produktionsstandorte sind unter anderem Bad Waldsee, Polch, Kehl, Neustadt und Isny im Allgäu.
Angesichts der aktuellen Entwicklung sagte Leopold, man stelle zwar Mitarbeiter ein, da es auch Abgänge gebe, plane jedoch keine Neueinstellungen in „übermäßigem Umfang“. Man wolle zunächst auf Sicht fahren.
Der Erwin-Hymer-Gruppe sieht sich mit 21 Marken, unter anderem Hymer, Detleffs, Bürstner und Crosscamp, gut aufgestellt und deckt ein breites Kundenspektrum ab vom Einsteiger- bis zum Luxussegment.
Alexander Leopold hat am 1. Juli den Chefposten von Geschäftsführer Martin Brandt übernommen, der den Angaben zufolge beschlossen hatte, aus dem Vorstand auszuscheiden um sich mehr auf sein Familien- und Privatleben zu konzentrieren.