Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Von Köln aus ins Weltall

Die neuen Esa-Astronaute­n stehen fest – Erster Teil der Ausbildung startet am Rhein

- Von Rachel Boßmeyer

PARIS (dpa) - Für fünf Europäerin­nen und Europäer ist der Traum wahr geworden: Die Französin Sophie Adenot, der Spanier Pablo Álvarez Fernández, die Britin Rosemary Coogan, der Belgier Raphaël Liégeois und der Schweizer Marco Alain Sieber bilden die neue Astronaute­n-Crew der europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa. Das gab die Esa am Mittwoch in Paris zum Ende des Esa-Ministerra­tstreffens bekannt. Doch noch sind die Sterne für die Neuen nicht zum Greifen nah.

Für die glückliche­n fünf Kandidaten lockt vor dem Weltall nun erst einmal der Rhein. Beim Europäisch­en Astronaute­nzentrum in Köln läuft die einjährige Grundausbi­ldung, in der die Crew Grundlagen der Naturwisse­nschaften und des Ingenieurw­esens erlernt, Russisch paukt und auch das Training für Weltraumfl­üge beginnt. Anschließe­nd durchlaufe­n die Neuen die etwa einjährige Aufbauausb­ildung, bei der sie besonders mit der Raumstatio­n ISS vertraut gemacht werden und zum Beispiel an der Bodenkontr­olle ihre Kolleginne­n und Kollegen im All unterstütz­en.

Erst in der dritten Phase der Ausbildung erhalten die Astronauti­nnen und Astronaute­n eine konkrete Mission und bereiten sich auf diese vor. Etwa anderthalb Jahre lang beschäftig­en sich die künftigen Raumfahrer dann damit, wie die Experiment­e ihrer Mission durchgefüh­rt werden und was wissenscha­ftlich dahinterst­eckt.

Bis die neue Astro-Crew ins All abhebt, kann es also locker drei Jahre dauern, wenn nicht länger. Matthias Maurer etwa wurde 2017 ins Astronaute­ncorps aufgenomme­n und flog im vergangene­n November in den Weltraum. Sein deutscher Vorgänger Alexander Gerst wurde der Öffentlich­keit im Mai 2009 vorgestell­t, begann seine Ausbildung im September und schaffte es dann 2014 erstmals ins All. Wohin die neue Generation der Astronauti­nnen und

Astronaute­n fliegen wird, steht auch noch in den Sternen. Denn die Zukunft der ISS ist weiter ungewiss. Russland hatte angekündig­t, nach 2024 aus dem Gemeinscha­ftsprojekt aussteigen zu wollen. Die US-Raumfahrtb­ehörde Nasa sieht sich zumindest bis 2030 verpflicht­et, den Außenposte­n in Betrieb zu halten. Flüge eines Esa-Astronaute­n zum Mond könnten auch noch etwas auf sich warten lassen. Möglich wären zum Beispiel Missionen zum „Lunar Gateway“, der geplanten Station auf der Mondumlauf­bahn.

Neben den fünf Astronaute­n, die die Esa als sogenannte Karriereas­tronauten vorgestell­t hat, wurden auch neun Raumfahrer in Reserve ausgewählt, darunter die Deutschen Amelie Schoenenwa­ld und Nicola Winter. Ins All gehen könnte es auch für sie. Matthias Maurer etwa war in der Top Ten seines Bewerbungs­jahrgangs, aber zunächst nicht in der finalen Auswahl, und wurde dann Jahre später als Astronaut nominiert.

Teil der astronauti­schen Reserve wird auch der Brite John McFall sein, der in der neu geschaffen­en Position als Astronaut mit körperlich­er Behinderun­g ausgewählt wurde. McFall wird Teil eines Projekts, das herausfind­en möchte, wie Barrieren in der Raumfahrt abgebaut werden können. Esa-Chef Josef Aschbacher sagte, man sei gewillt, das All für alle zu öffnen. Man brauche dafür spezielle Studien und eventuell Anpassunge­n im Weltraum oder auf dem Weg dorthin.

Die Esa hatte die Suche nach neuen Astronaute­n und Astronauti­nnen im vergangene­n März gestartet. Insgesamt gingen mehr als 22.000 Bewerbunge­n ein, davon knapp 3700 aus Deutschlan­d, 670 aus der Schweiz und 470 aus Österreich.

Auf dem Pariser Treffen beschlosse­n die 22 Mitgliedsl­änder außerdem ein deutlich erhöhtes Drei-Jahres-Budget für die Esa in Höhe von 16,9 Milliarden Euro. Gegenüber dem bisherigen Budget ist das ein Plus von 17 Prozent.

 ?? FOTOS: JOEL SAGET/AFP ?? Zwei von fünf neuen Esa-Astronaute­n: die Britin Rosemary Coogan (links oben), die Französin Sophie Adenot (rechts oben). Der Brite John McFall wurde separat als Astronaut mit körperlich­er Behinderun­g ausgewählt.
FOTOS: JOEL SAGET/AFP Zwei von fünf neuen Esa-Astronaute­n: die Britin Rosemary Coogan (links oben), die Französin Sophie Adenot (rechts oben). Der Brite John McFall wurde separat als Astronaut mit körperlich­er Behinderun­g ausgewählt.
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