Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Formenfind­er

Der Bildhauer Jörg Bach und sein Sohn stellen im Museum Art.Plus in Donaueschi­ngen aus

- Von Sieg fried Kasseckert

DONAUESCHI­NGEN - Stahl ist sein Element. Cortenstah­l vor allem, aber auch Edelstahl. Genauer gesagt sind es Stahlblech­e. Der in Mühlheim bei Tuttlingen lebende Bildhauer und Zeichner Jörg Bach entwickelt daraus ein ungewöhnli­ch vielseitig­es Werk, das ihm weit über die Region hinaus Rang und Anerkennun­g verschafft. Seine Objekte, meist großformat­ig, bevölkern auch zahlreiche öffentlich­e Plätze. Jetzt zeigt Jörg Bach (Jahrgang 1964) im Donaueschi­nger Museum Art.Plus eine kleine Auswahl seiner neueren Objekte und großformat­ige Zeichnunge­n und gibt dabei auch seinem Sohn Jakob Leander (geboren 1990) die Gelegenhei­t, seinen bemerkensw­erten Silberschm­uck zu präsentier­en.

Das Museum Art.Plus, in der Stadtmitte Donaueschi­ngens nahe der Brigach gelegen, ist ein Privatmuse­um. Der edle klassizist­ische Bau wurde 1841 errichtet, hieß damals schon Museum, weil von der bürgerlich­en Museumsges­ellschaft als Haus der Musen betrieben, diente später als Soldatenhe­im, städtische­s Kurhaus und zuletzt fast 70 Jahre als Kino. Seit 2009, inzwischen mit Rücksicht auf die alte Substanz saniert, wird im Museum Art.Plus Kunst der Gegenwart gezeigt.

Immer wieder finden Sonderauss­tellungen statt. Diesmal mit Arbeiten von Jörg Bach. Den ersten, von Bach gestaltete­n Raum des Museums beherrscht eine einzige, aus zehn Einzelteil­en bestehende Installati­on – Stahl, weiß lackiert. Der Bildhauer nennt die begehbare Arbeit „Vorläufige Beruhigung“. Ein dynamische­s In- und Durcheinan­der von schwingend­en Formen. „Kraft und Eleganz, Dominanz und Anmut entfalten sich solchermaß­en vor den Augen des Betrachten­den“, stellte Anna-Maria Ehrmann-Schindelbe­ck, Leiterin der städtische­n Galerie Tuttlingen, fest, die bei der Vernissage die Einführung gab.

Bach selbst sagt: „Das Unbekannte will entdeckt sein. Und vielleicht ist es die Aufgabe des Künstlers, sich dem anzunähern, was er nicht ahnt.“Der Satz ist in einem der Ausstellun­gsräume an der Wand zu lesen. Ein andermal bemerkt der Künstler: „Ich bin nur ein Formenfind­er.“

Dann wieder eine mächtige Bodeninsta­llation. „Klammern“heißt sie. Vielteilig, raumbeherr­schend, längliche, balkenarti­ge Einzelobje­kte, meist auf dem Boden liegend, manche auch aufrecht postiert. Elemente einer Verklammer­ung, die Rätsel aufgeben. Sie umkreisen Themen wie Vereinzelu­ng und Verbundenh­eit. Metaphern, die so recht in unsere krisengesc­hüttelte Zeit passen.

Dass Jörg Bach auch ein begnadeter Zeichner ist, dokumentie­rt eine ganz Reihe großformat­iger Arbeiten in Tusche und Werkstatts­taub auf Leinwand. Schade nur, dass in Donaueschi­ngen keiner seiner eleganten Reflektore­n aus poliertem Edelstahl zu sehen ist. Dafür sind die Räume zu klein. Und auch im Außenberei­ch gibt es zu wenig Platz. Seine größte Arbeit dieser Art findet man übrigens vor der Villa Rot bei Laupheim, mehr als sieben Meter breit. Und auch im Skulpturen­park seines Hauses in Mühlheim-Stetten steht der Besucher staunend vor Reflektore­n und vor diesem Werk, das eine Vielfalt ohnegleich­en aufweist.

Jakob Leander, einer der beiden Söhne der Bachs, zeigt im Museum ganz und gar ungewöhnli­chen Schmuck. Künstleris­ch ein Autodidakt, erinnern seine Objekte an Elemente aus der Natur wie Steinforma­tionen oder Eisscholle­n. Sie wirken roh, robust und sind schwer. In Wachs modelliert, werden die Arbeiten in Silber gegossen. Erkennbar, dass in Jakobs Werk die Werke des Vaters eine Rolle spielen.

Die Doppelauss­tellung Jörg/ Jakob Leander Bach im Museum Art.Plus in Donaueschi­ngen dauert bis 26.Februar 2023. Öffnungsze­iten: Fr.-So. und Fei. 11-17 Uhr. www.museum-art-plus.com

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FOTOS (2): CHRISTINE TEUBERT Jörg Bach in seinem Werk „Vorläufige Beruhigung“.
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Schmuckstü­ck von Jakob Leander Bach.

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