Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Was sonst noch läuft
Der anatolische Leopard
Der einsame und melancholische Fikret (Ugur Polat) leitet seit 22 Jahren den Zoo in Ankara. Als arabische Investoren aus dem Zoo einen Vergnügungspark machen wollen, steht er vor dem beruflichen Aus. Doch solange der Zoo den seltenen anatolischen Leoparden beherbergt, ist er geschützt. Als dieser jedoch stirbt, versucht Fikret seinen Tod zu vertuschen. Stilsicheres Debüt des türkischen Regisseurs Emre Kayis, der immer wieder überrascht und mit seiner Darstellung einer zerrissenen Gesellschaft ganz nah an der Realität der Türkei ist.
Bones and All
Maren (Taylor Russell) ist eine Außenseiterin, die einen erschreckenden Hunger auf Menschenfleisch zeigt. Nach einem weiteren Vorfall hält ihr Vater es nicht mehr aus und verschwindet. Maren begibt sich daraufhin auf die Suche nach ihrer verschollenen Mutter, um herauszufinden, warum sie so ist. Es beginnt eine wilde Reise durchs Amerika der Reagan-Ära, wo sie unter anderem ihren Seelengefährten findet: Der Herumtreiber
Lee (Timothée Chalamet) ist genauso anders wie sie. Luca Guadigno gelingt ein berührender Mix aus Romanze, Horror und Roadtrip.
Die „Aktionsanalytische Kommune“des Künstlers Otto Muehl hatte sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche fernab von traditionellen Familienbildern großzuziehen. 1991 geriet sie wegen Missbrauchsvorwürfen gegen Muehl in die Schlagzeilen. In dieser Kommune aufgewachsen ist auch Jeane Tremsal. Auf ihren Erinnerungen basiert der Kinofilm, der sich weniger auf die Vorwürfe konzentriert, sondern das Heranwachsen in der Kommune thematisiert. „Servus Papa, See You in Hell“zeigt, wie alternative Ideale zu autoritären Strukturen führen können. (epd)