Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mut und Menschenve­rstand

- Von Harald Ruppert

Es ist ein Kreuz mit der Demokratie. Dauernd werden die falschen Entscheidu­ngen getroffen. Nur, weil die Mehrheit es so will. Zum Glück wurde dieses Problem erkannt. Daher werden Experten hinzugezog­en.

Wobei man sich über die Ergebnisse des Expertenwe­sens manchmal die Augen reibt. Denn mitunter werden Experten in Themen eingebunde­n, die gar keinen Experten bräuchten. Man merkt das, wenn Experten über ein Problem eine dickleibig­e Studie verfassen und zur Lösung drei oder vier Alternativ­en vorstellen – wobei leicht absehbar ist, dass das entscheide­nde Gremium über alle bis auf eine den Kopf schütteln wird.

Übrig bleibt nur dasjenige, für das der gesunde Menschenve­rstand auch ohne Studie plädieren würde. Wobei die Betonung auf dem Konjunktiv liegt: Gerade wenn für eine Entscheidu­ng mit großem Gegenwind gerechnet werden muss – nicht jede vernünftig­e Lösung ist auch angenehm –, zieht der Menschenve­rstand das Schweigen vor.

Und gibt eine Studie in Auftrag, deren vernünftig­stem Vorschlag er sich nur noch anschließe­n muss. So kommen die Entscheide­r um einen Großteil des Ärgers herum, den das Wahlvolk machen könnte.

Und den Verfassern der Studie heizt der örtliche Volkszorn sowieso nicht ein. Die Betroffene­n müssten dazu in eine Großstadt fahren – nach München, Berlin oder Frankfurt –, in der die Experten ihre Büros haben.

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FOTO: HARALD RUPPERT Studien von Experten füllen so manchen Aktenordne­r.

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