Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mut und Menschenverstand
Es ist ein Kreuz mit der Demokratie. Dauernd werden die falschen Entscheidungen getroffen. Nur, weil die Mehrheit es so will. Zum Glück wurde dieses Problem erkannt. Daher werden Experten hinzugezogen.
Wobei man sich über die Ergebnisse des Expertenwesens manchmal die Augen reibt. Denn mitunter werden Experten in Themen eingebunden, die gar keinen Experten bräuchten. Man merkt das, wenn Experten über ein Problem eine dickleibige Studie verfassen und zur Lösung drei oder vier Alternativen vorstellen – wobei leicht absehbar ist, dass das entscheidende Gremium über alle bis auf eine den Kopf schütteln wird.
Übrig bleibt nur dasjenige, für das der gesunde Menschenverstand auch ohne Studie plädieren würde. Wobei die Betonung auf dem Konjunktiv liegt: Gerade wenn für eine Entscheidung mit großem Gegenwind gerechnet werden muss – nicht jede vernünftige Lösung ist auch angenehm –, zieht der Menschenverstand das Schweigen vor.
Und gibt eine Studie in Auftrag, deren vernünftigstem Vorschlag er sich nur noch anschließen muss. So kommen die Entscheider um einen Großteil des Ärgers herum, den das Wahlvolk machen könnte.
Und den Verfassern der Studie heizt der örtliche Volkszorn sowieso nicht ein. Die Betroffenen müssten dazu in eine Großstadt fahren – nach München, Berlin oder Frankfurt –, in der die Experten ihre Büros haben.