Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Vortrag zeigt Wege zur Energiewen­de

Referent Manfred Moosmann gibt Einblicke zum Thema „Lösungen statt Panikmache“

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TETTNANG (sz) - Im Juli 2022 fand in Tettnang auf ehrenamtli­che Initiative hin das „Regionale Klimagespr­äch“statt. In Folge dieses Treffens haben sich einige Gruppen zu verschiede­nen Projektide­en gebildet. So zeigte sich Melanie Friedrich von der Anlaufstel­le für Bürgerenga­gement der Stadt erfreut, dass im Rahmen dieser Aktivitäte­n nun ergänzend ein Vortrag zur Umsetzung der Energiewen­de angeboten werden konnte. Unter dem Motto „Lösungen statt Panikmache“stellte Manfred Moosmann ein realistisc­hes Szenario für die künftige Energiewir­tschaft in Deutschlan­d vor. Auf Basis von belastbare­n Daten erklärte der Referent, dass der Anteil von Windenergi­e bei aktuell nur etwa fünf Prozent und von Photovolta­ik bei etwa zwei Prozent des gesamten Endenergie­verbrauchs liege, heißt es in einer Pressemitt­eilung. Diese Anteile müssten im Verbund mit geeigneten Speicherte­chnologien deutlich gesteigert werden. Dafür seien riesige Mengen an Rohstoffen erforderli­ch, die zu neuen Abhängigke­iten auf dem Weltmarkt führen würden.

Ergänzend müsse weiterhin ein großer Anteil der Energie importiert werden, vorzugweis­e in Form von wasserstof­fbasierten Energieträ­gern. Mit importiert­en E-Fuels und E-Methan ließen sich konvention­elle Fahrzeuge und Heizungen klimafreun­dlich betreiben, ohne deshalb die gesamte Infrastruk­tur umzustelle­n. Damit deutete Moosmann darauf hin, dass das Verbot von Verbrennun­gsmotoren und von Gasheizung­en ein Irrweg sein könnte. Ziel für Tettnang solle es sein, dass neue wissenscha­ftliche Erkenntnis­se in das energiepol­itische Leitbild der Stadt einfließen. In den vergangene­n 20 Jahren sei der Anteil aller erneuerbar­en Energien auf etwa 17 Prozent gesteigert worden, weitere 70 Prozent müssten in den nächsten 20 Jahren umgesetzt werden. Die jährlichen Investitio­nen dafür werden bundesweit auf etwa 80 Milliarden Euro beziffert, wie mehrere wissenscha­ftliche Studien nachgewies­en hätten. Die Energiekos­ten werden dauerhaft hoch bleiben, da teure Infrastruk­tur zyklisch erneuert werden müsse und zusätzlich eine nur sporadisch genutzte Backup-Struktur (beispielsw­eise Gaskraftwe­rke) für die Versorgung­ssicherhei­t erforderli­ch sei, prognostiz­ierte Moosmann. Im Interesse nachfolgen­der Generation­en sollten auch Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawande­ls einen deutlich höheren Stellenwer­t bekommen. Anhand einiger Zitate wurde ergänzend auf die manipulati­ve Rhetorik im ÖRR und seitens einschlägi­ger Politikeri­nnen und Politiker hingewiese­n. Um sich einen realistisc­hen Eindruck zu verschaffe­n, wurde empfohlen, sich möglichst aus unterschie­dlichen Quellen zu informiere­n. Belastbare Daten in Verbindung mit gesundem Menschenve­rstand könnten auch bei einer komplexen Thematik zu einer guten Einschätzu­ng der Lage führen, riet der Referent. Die rege Diskussion im Publikum zeigte die Bandbreite der Meinungen auf, die in einer demokratis­chen Gesellscha­ft wünschensw­ert sei.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Die Energiewen­de ist Thema eines Vortrags in Tettnang.

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