Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Routine schlägt Leidenschaft
Belgien müht sich zum 1:0-Sieg über Kanada
AR-RAYYAN (SID) - Thibaut Courtois ließ sich von seinen Abwehrkollegen feiern, der traurige Alphonso Davies vergrub nach Abpfiff kurz sein Gesicht in den Händen. Der ewige Geheimfavorit Belgien ist mit einem überaus schmeichelhaften Sieg in seine WM-Mission gestartet. Die alternde goldene Generation der Roten Teufel bezwang den leidenschaftlichen Underdog aus Kanada 1:0 (1:0) und profitierte dabei von strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen – und den flatternden Nerven von BayernProfi Davies. Denn Kanadas Star (10.) scheiterte mit einem Handelfmeter an Belgiens starkem Torhüter Courtois und vergab beim beachtliche Turnier-Comeback der
Amerikaner nach 36 Jahren die Chance auf den historischen ersten WM-Treffer. Dann schoss der Ex-BVB-Stürmer Michy Batshuayi (44.) den WM-Dritten von 2018 auf Platz eins der Gruppe F.
In einer unterhaltsamen Partie deckten die Ahornblätter die defensiven Schwächen von Kevin De Bruyne und Co. im ersten Durchgang gnadenlos auf. Zwei weitere mögliche Strafstöße blieben Kanada verwehrt, erst nach einer vermeintlichen Abseitsstellung (13.), dann nach einem nicht geahndeten Foulspiel von Axel Witsel im Strafraum an Richie Laryea (38.).
Nach überstandenem Muskelfaserriss hatte es Davies in die kanadische Startelf geschafft – und der 22Jährige sorgte für mächtig Wirbel. Belgien indes musste auf seinen angeschlagenen Topstürmer Romelu Lukaku verzichten. Für den Inter-Torjäger begann Batshuayi im Sturmzentrum und gleich in der ersten Minute einen Warnschuss ab.
Dannach spielte der Underdog aus Nordamerika frech auf. Belgien kam vor 40.432 Zuschauern im Ahmadbin-Ali-Stadion anfangs selten aus der eigenen Hälfte, die alternde Abwehr hatte so ihre Probleme mit dem hohen Tempo. Und die nimmermüde Laufarbeit der Kanadier zahlte sich beinahe früh aus. Nach Handspiel von Yannick Carrasco und Videobeweis entschied Schiedsrichter Janny Sikazwe (Sambia) auf Strafstoß. Davies schnappte sich sofort den Ball, schoss aber zu schwach und unplatziert, um Elfmeterkiller Courtois zu überwinden. Kanada blieb im Vorwärtsgang, doch ein langer Ball aus der Abwehr brachte Belgien kurz vor der Pause die Führung, als Batshuayi der aufgerückten kanadischen Abwehr entwischte und vor dem Tor eiskalt mit links abschloss. Diese Effizienz eben fehlte den Kanadiern, bei denen in der zweiten Hälfte zudem sichtlich die Kräfte schwanden. „Ich bin stolz auf unsere Leistung“, sagte Coach John Herdman. „Aber wir wollten drei Punkte.“