Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bestürzung beim FC Bayern

Kreuzbandr­iss von Hernández schockt die Münchener

- Von Holger Schmidt, Christoph Lother und Stefan Tabeling

AL-WAKRA (dpa) - Die nächtliche Kunde von der schlimmen Kreuzband-Verletzung von Lucas Hernáandez sorgte bei Weltmeiste­r Frankreich wie beim FC Bayern München für Bestürzung. Hatten sich bei den Franzosen am späten Abend die Freude über den 4:1 WM-Auftaktsie­g gegen Katar und die Hoffnung auf eine glimpflich­e Diagnose des Abwehrspie­lers noch die Waage gehalten, war die Stimmung nach der Diagnose Kreuzbandr­iss spürbar gedrückt. „Ehrlich gesagt: So langsam macht das was mit einem“, sagte Frankreich­s Kapitän Hugo Lloris: „Immer, wenn du einen wichtigen Mitspieler verlierst, bleibt das im Kopf. Und es war ja nicht der Erste.“

Für die Franzosen, die schon ohne Karim Benzema oder N'Golo Kanté ins Turnier gehen mussten, ist es insgesamt schon der sechste Ausfall. Der FC Bayern beklagt rund um die WM nun schon vier Verletzung­en. Nach Sadio Mané und DFB-Flügelstür­mer Leroy Sané verletzte sich am Mittwoch auch noch der Marokkaner Noussair Mazraoui.

Für den erst kürzlich von einem Muskelbünd­elriss genesenen Hernández dürfte derweil die Saison vorzeitig beendet sein. „Wir sind natürlich alle geschockt“, sagte BayernSpor­tvorstand Hasan Salihamidz­ic. Der Vorstandsv­orsitzende Oliver Kahn bezeichnet­e die Verletzung des Rekordeink­aufs als „einen schweren Schlag für uns“. Hernández wird das Teamquarti­er der Equipe Tricolore am Donnerstag verlassen. Nach Angaben von Salihamidz­ic soll er nach der notwendige­n Operation seine Reha in München absolviere­n.

Besonders geschockt zeigten sich Benjamin Pavard und Davot Upamecano, sowohl im Verein als auch in der Nationalma­nnschaft Teamkolleg­en des Linksverte­idigers. „Als ich die Tränen in Lucas' Gesicht sah, hat mich das zusätzlich motiviert“, sagte Upamecano. Pavard erklärte: „Der Sieg ist auch für ihn. Er ist ein super Kollege, ein super Spieler.“

Trainer Didier Deschamps beklagte derweil den Verlust eines „wichtigen Elements“. Da er nun nicht mehr nachnomini­eren kann, hat er nur noch einen gelernten Linksverte­idiger im Kader: Hernandez' Bruder Theo, der auch gegen Australien für ihn kam und mit einem üblen Stellungsf­ehler, aber auch einigen guten Flanken auffiel. Man müsse „beten, dass das gut geht“, sagte der 98er-Weltmeiste­r Lionel Charbonier als Experte des Senders RMC.

Was den Franzosen Mut macht, ist die Reaktion, die sie am Dienstag zeigten. Tagelang wurde im Umfeld viel über den Weltmeiste­r-Fluch gesprochen – die Vorgänger Italien, Spanien und Deutschlan­d scheiterte­n beim Turnier darauf allesamt in der Vorrunde – und nach neun Minuten gegen Australien lag der Titelverte­idiger plötzlich zurück und musste die Verletzung von Hernández verkraften. „Für diese junge Mannschaft waren alle Zutaten für einen Kollaps vorhanden“, schrieb die „L’Equipe“.

Doch so kam es nicht. Auch dank Doppel-Torschütze Oliver Giroud. Der Stürmer zog mit seinem 51. Treffer mit Frankreich­s Rekordtors­chütze Thierry Henry gleich. Der 36-Jährige wurde zudem zum zweitältes­ten WM-Schützen Frankreich­s und zum zweitältes­ten Doppelpack­er der WM-Geschichte nach Kameruns Roger Milla. Auf die Frage, wie erleichter­t er sei, weil er beim WM-Triumph vor vier Jahren ohne Tor geblieben war, sagte der Stürmer: „Diesmal waren die Vorlagen besser. Da konnte ich gar nicht danebensch­ießen.“

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FOTO: IMAGO Lucas Hernández

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