Schwäbische Zeitung (Tettnang)
WM als Werbebühne
Vereinsloser Ronaldo kämpft für Portugal und seine Zukunft – Kein Thema im Team
DOHA (SID) - Auf Instagram herrschte bei Cristiano Ronaldo noch heile Welt. Mit einem Zahnpastalächeln präsentierte der Portugiese stolz die Uhr eines neuen Partners an seinem Handgelenk. Kurz darauf wurde dann jedoch offiziell, was längst erwartet worden war: Ronaldos Zeit bei Manchester United ist abgelaufen. Im „gegenseitigen Einvernehmen und mit sofortiger Wirkung“endete die vermeintliche Traum-Ehe zwischen Ronaldo und dem englischen Rekordmeister. Mit dem WM-Auftakt des Europameisters von 2016 gegen Ghana am Donnerstag (17 Uhr /ZDF und MagentaTV) beginnt für einen der Superstars der WM damit nicht nur die Jagd nach dem Titel. Ronaldo kämpft auch um einen neuen Vertrag.
Ob er überrascht sei? „Nein“, entgegnete Ronaldos früherer Teamkollege Wayne Rooney beim TV-Sender „Sports 18“. Nach der heftigen Abrechnung von Portugals Kapitän bei der TV-Show „Piers Morgan Uncensored“habe es keine Wahl gegeben. „Aber es ist schade, denn er hat dem Verein fantastisch gedient. Ich wünsche ihm das Beste, wo auch immer er hingeht“, ergänzte Rooney.
Für Ronaldo wird die WM unmittelbar vor dem Wintertransferfenster, in dem er ablösefrei zu haben ist, nun zur perfekten Werbebühne. CR7 muss aber auch beweisen, dass er es noch drauf hat: Längst ist offensichtlich, dass der Zahn der Zeit auch an ihm nagt. Wohin der 37-Jährige wechselt, ist ebenso offen wie die Frage, wer Ronaldo überhaupt holen möchte – und holen könnte. Der Ausnahmespieler soll United 500.000 Pfund (575.000 Euro) pro Woche verdient haben. Ein Gehalt, das für kaum einen Club zu stemmen ist. Die Gerüchte fliegen dennoch über den gesamten Globus: Es gibt Spekulationen über ein Engagement in Down Under oder in Saudi-Arabien, über eine Rückkehr zu Real Madrid oder zu Sporting Lissabon – und über einem Wechsel nach Nordamerika in die MLS. Auch Bayern München und Borussia Dortmund wurden in der Vergangenheit als potenzielle Arbeitgeber genannt, realistisch ist ein Transfer in die Bundesliga aber nicht.
Ronaldo, der sich wohl zwischen sehr gutem Geld und sportlicher Perspektive entscheiden muss, äußerte sich zu seiner Zukunft zunächst nicht. „Es fühlt sich nach der richtigen Zeit an, um eine neue Herausforderung zu suchen“, schrieb er lediglich bei Twitter. Portugals Trainer Fernando Santos erzählte, dass das zu keiner Zeit ein Thema innerhalb der Nationalmannschaft gewesen sei. „Darüber wurde gar nicht diskutiert“, sagte Santos. „Dieses Gespräch wurde nicht geführt, zu keinem Zeitpunkt.“Vor dem WM-Auftakt konzentriere sich die Mannschaft nur auf das Sportliche. „Das Wichtigste ist, dass alle Spieler fokussiert sind und eine tolle Einstellung haben“, sagte Santos.
Auch Teamkollege Bruno Fernandes, der mit Ronaldo zuletzt bei Manchester United zusammengespielt hat, war laut eigener Aussage nicht mit Ronaldo im Gespräch zu dessen Situation im Verein. „Es ist seine Entscheidung. Die obliegt ihm und seiner Familie“, sagte der 28 Jahre alte Mittelfeldspieler.
Für Ronaldo ist seine fünfte WM in Katar die möglicherweise letzte Chance auf den WM-Titel. „Wir wissen, was diese WM für ihn bedeutet“, sagte Fernandes. „Er hat sich immer schon auf den Titelgewinn fokussiert.“Ronaldo selbst will aber zusätzlich mit Taten für sich werben, am besten schon gegen Ghana. Die Westafrikaner sind zum Auftakt keineswegs zu unterschätzen.