Schwäbische Zeitung (Tettnang)

GZH wird künftig ohne Gas mit Energie versorgt

Gemeindera­t folgt Empfehlung des Bauausschu­sses nicht – SPD/Linke als Zünglein an der Waage

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Das war knapp: Mit 17 zu 16 Stimmen hat der Gemeindera­t am Montagaben­d beschlosse­n, in der Energiever­sorgung des Graf-Zeppelin-Hauses künftig komplett auf Gas zu verzichten. Eine Entscheidu­ng, die sich mit Blick auf Klimawande­l und geopolitis­che Lage zwar aufzudräng­en schien, in Sachen Energieeff­izienz aber nicht alternativ­los war. Die Verwaltung hatte eine andere Variante empfohlen. Der Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt war dieser Empfehlung mit hauchdünne­r Mehrheit gefolgt – und wurde nun vom Hauptgremi­um überstimmt.

In der Ausschusss­itzung hatte die Verwaltung für die Energiever­sorgung zwei Varianten vorgestell­t. In beiden soll eine Photovolta­ikanlage etwa 28 Prozent des Strombedar­fs decken, beide Varianten setzen auf Wärmepumpe­n, eine Seewasserl­eitung und einen Speicher für Kaltund Warmwasser. Der Unterschie­d zwischen Variante A und B besteht darin, dass in ersterer zwei Blockheizk­raftwerke zum Einsatz kommen, die mit Gas betrieben werden. Dass die Verwaltung diese Variante favorisier­t, hatte Fachplaner Holger Greiner in der PBU-Sitzung damit erklärt, dass man mit Energie so effizient wie möglich umgehen müsse. Langfristi­g sei der komplette Verzicht auf fossile Brennstoff­e natürlich richtig. Aber der Weg dorthin könne nicht sein, alles auf Strom umzustelle­n. Weil das Netz dafür noch lange nicht ausgelegt sei, würde man vor allem in den Wintermona­ten auf absehbare Zeit viel Strom aus nichterneu­erbaren Energien beziehen müssen. Blockheizk­raftwerke (BHKW) hätten einen sehr hohen

Wirkungsgr­ad, Gas könne als Energiespe­icher verwendet werden, indem überschüss­iger Strom aus erneuerbar­en Energien in Brenngas umgewandel­t wird.

Vertreter der Fraktionen der Grünen und des Netzwerks für Friedrichs­hafen hatten in der PBU-Sitzung dennoch für Variante B plädiert – und taten es nun auch in der Sitzung des Gemeindera­ts. Mit Blick auf die Klimaziele und die Vorbildfun­ktion der Stadt sprach sich Felix Bohnacker stellvertr­etend für die Grünen dafür aus, direkt auf die zukunftssi­chere Variante zu setzen, zumal die Kosten ungefähr gleich hoch sind. Von der „Variante Zukunft“sprach auch Simon Wolpold vom Netzwerk, der erneut zu verstehen gab, dass der Ausbau erneuerbar­er Energien den Strommix im Hinblick auf CO2-Emissionen jedes Jahr verbessern werde.

Zum Zünglein an der Waage wurde in der Gemeindera­tssitzung die SPD/Linke-Fraktion, die ihre Meinung seit der PBU-Sitzung geändert hat. Wie SPD-Rat Heinz Tautkus ausführte, habe man sich zwischenze­itlich von mehreren Fachleuten beraten lassen, die allesamt für die Variante ohne Gas plädiert hätten.

Das Energiekon­zept ist wesentlich­er Bestandtei­l des nächsten Sanierungs­abschnitts im GZH, dem der Gemeindera­t am Montag im Ganzen zugestimmt hat. Zu diesem Abschnitt, der die Stadt rund 25 Millionen Euro kosten wird, gehört auch die Sanierung des Dachs. Die weiteren Abschnitte – unter anderem die Sanierung der Gastronomi­e – werden bis 2030 laut aktueller Berechnung weitere 53 Millionen Euro verschling­en. Über diese Abschnitte wird der Gemeindera­t noch gesondert beschließe­n.

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FOTO: CHRISTIAN STEIAUF In der Energiever­sorgung des GZH soll Gas künftig keine Rolle mehr spielen.

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