Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das Spiel seines Lebens
Embolo schießt Schweiz gegen sein Geburtsland zum Sieg
AL-WAKRAH (SID) - Breel Embolo hob entschuldigend die Hände, dann hielt er sie vor sein Gesicht und formte ein Herz. Ausgerechnet gegen sein Geburtsland Kamerun hatte er getroffen, sein erstes WM-Tor brachte der Schweiz den enorm wichtigen 1:0 (0:0)-Sieg zum Auftakt – jubeln mochte der frühere Bundesliga-Profi im „Spiel seines Lebens“aber nicht. „Es ist ein Traum“, sagte Embolo später, „ich bin extrem stolz für mich und meine Familie. Wir sind froh, dass wir so ins Turnier gestartet sind, Kompliment an meine Mannschaft. Und alles Gute für Kamerun.“
In der Hauptstadt Jaunde war Embolo 1997 zur Welt gekommen, als Kind wanderte seine Mutter mit ihm aus. Im Alter von 17 Jahren entschied der Stürmer sich dann endgültig, für seine neue Heimat aufzulaufen – und absolvierte am Donnerstag nun das „Spiel seines Lebens“, wie der Schweizer Blick kommentierte.
„Für uns ist das schön“, sagte Torwart Yann Sommer nach dem Spiel. „Wir sind sehr froh, dass Breel auf unserer Seite spielt.“Embolo, inzwischen beim AS Monaco unter Vertrag, stach mit seinem Treffer (48.) auch Bayerns Superstürmer Eric Maxim Choupo-Moting aus, der für die Afrikaner glücklos agierte. Und die Schweiz schob sich in der kniffligen Gruppe G mit Rekordweltmeister Brasilien in eine gute Ausgangsposition.
Embolo war einst bei Schalke und Gladbach aktiv, auch die übrigen Stützen im Kader der „Nati“spielen in der Bundesliga – oder haben früher einmal dort gespielt. Fünf „Söldner“aus Deutschland, wie die Schweizer ihre Auslandsprofis nennen, schickte Nationaltrainer
Murat Yakin von Beginn an aufs Feld, dazu fünf weitere Profis mit Bundesliga-Erfahrung.
Kamerun setzte voll auf ChoupoMoting, der bei den Bayern zuletzt sogar den abgewanderten Robert Lewandowski teilweise vergessen machte – und auf Umschaltmomente, die umgehend für Gefahr sorgten. Karl Toko Ekambi (10.) jagte den Ball erst knapp drüber, kurz darauf scheiterte Choupo-Moting (14.) nach starker Einzelaktion am Gladbacher Sommer.
Die Schweizer wirkten am frühen Mittag dagegen noch äußerst schläfrig. Langsam, ideenlos, behäbig – die Eidgenossen, die laut Kapitän Granit Xhaka in Katar „Geschichte“schreiben wollen, enttäuschten lange.
Vor den Augen des Schweizer FIFA-Präsidenten Gianni Infantino erwischten sie dafür einen Traumstart in die zweite Hälfte. Embolo vollendete aus kurzer Distanz zur Führung. Die schnelle Antwort darauf verpasste Choupo-Moting, der nach einem Sololauf erneut nicht an Sommer vorbeikam (57.). Den „Unzähmbaren Löwen“fehlte etwas der Schwung aus dem ersten Durchgang, dennoch stemmten sie sich bis zum Schluss gegen die Niederlage