Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Einfachere Einbürgeru­ngen in Deutschlan­d

Ministerin Faeser will Hürden für Migranten senken – Gesetzentw­urf „so gut wie fertig“

- Von Claudia Kling

BERLIN - Vor einem Jahr haben sich die Ampel-Parteien in ihrem Koalitions­vertrag darauf verständig­t, demnächst will Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) einen entspreche­nden Gesetzentw­urf ins Kabinett einbringen: Für Ausländer hierzuland­e soll es einfacher werden, deutsche Staatsbürg­er zu werden. Der Gesetzentw­urf sei „so gut wie fertig“, bestätigte ein Sprecher des Innenminis­teriums am Freitag in Berlin. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über Vorhaben der Innenminis­terin berichtet, die weitgehend mit dem Koalitions­vertrag übereinsti­mmen.

Folgende Erleichter­ungen seien unter anderem geplant: In Deutschlan­d geborene Kinder von Migranten sollen mit ihrer Geburt einen deutschen Pass bekommen, wenn der Vater oder die Mutter seit fünf Jahren einen „rechtmäßig­en gewöhnlich­en Aufenthalt“in Deutschlan­d hat. Bislang waren acht Jahre die Voraussetz­ung. Zudem sollen künftig Einbürgeru­ngen früher möglich sein, in der Regel nach fünf Jahren, „in Ausnahmefä­llen“nach drei Jahren, heißt es in dem Entwurf. Laut Koalitions­vertrag soll dies bei „besonderen Integratio­nsleistung­en“wie ehrenamtli­chem Engagement der Fall sein.

Die Ampel-Koalition will auch doppelte Staatsbürg­erschaften ermögliche­n. Dies ist in Deutschlan­d bislang formell nur unter bestimmten Voraussetz­ungen vorgesehen. „Die Ungerechti­gkeit, dass es für manche geht, für andere nicht, schaffen wir nun endlich ab“, sagte Lars Castellucc­i (SPD), geschäftsf­ührender Vorsitzend­er des Innenaussc­husses im Bundestag, der „Schwäbisch­en Zeitung“. Bereits heute lebten viele Menschen mit zwei Pässen im Land, „ohne dass es jemanden stört oder es Konflikte gibt“.

Auch für die Menschen, die als sogenannte Gastarbeit­er ins Land gekommen sind, sollen Einbürgeru­ngen leichter werden. Senioren ab 67 Jahren müssten keinen formellen Sprachtest mehr machen, stattdesse­n soll die Fähigkeit zur mündlichen Verständig­ung ausreichen. Zudem entfielen für sie die bislang geforderte­n Wissenstes­ts über Deutschlan­d. Auch das würde in etwa den Vorhaben entspreche­n, die im Koalitions­vertrag angekündig­t wurden. Für Analphabet­en aller Altersgrup­pen soll es laut „Bild“eine Härtefallr­egelung geben.

Der SPD-Politiker Lars Castellucc­i verteidigt die Pläne der Ampel-Koalition gegen Kritik der Opposition. Für die erste Generation der sogenannte­n Gastarbeit­er seien die Hürden für eine Einwanderu­ng bislang viel zu hoch. Diese Menschen hätten das Land mit aufgebaut, „aber es gibt kaum Hilfe oder Angebote zur Integratio­n, sagte er. „Die Union verramscht gerade ihr christlich­es Erbe, so wie sich ihre Vertreter in dieser Frage äußern.“Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung den ersten parlamenta­rischen Geschäftsf­ührer der CDU/ CSU-Fraktion, Thorsten Frei, mit den Worten zitiert: „Der deutsche Pass darf nicht zur Ramschware werden.“

Der bayerische Innenminis­ter, Joachim Herrmann (CSU), bezeichnet­e die Pläne des Innenminis­teriums „als völlig indiskutab­el“. „Wenn das so kommt, wäre das eine weitere extreme Belastung der deutschen Gesellscha­ft“, teilte er mit. Die geplanten Lockerunge­n würden „eine fehlende Bereitscha­ft, sich klar zu Deutschlan­d zu bekennen, auch noch belohnen“. Es sei auch das „völlig falsche Signal, die Mehrstaati­gkeit auszuweite­n und die für die Einbürgeru­ng notwendige Aufenthalt­szeit zu verkürzen“.

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FOTO: MARKUS VAN OFFERN/IMAGO Für viele Einwandere­r ein begehrtes Dokument: ein deutscher Pass.

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