Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Sogar Manchings Mülltonnen werden durchsucht

Polizei fahndet weiter mit großem Aufwand nach den Dieben des keltischen Goldschatz­es

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MANCHING (dpa) - Nach dem Museumsein­bruch und dem Gold-Diebstahl im oberbayeri­schen Manching hat die Polizei mit einem großen Aufgebot die Umgebung abgesucht und Gegenständ­e sichergest­ellt. Etwa 60 Beamte des Bayerische­n Landeskrim­inalamtes (LKA) sowie der Bereitscha­ftspolizei aus Eichstätt waren am Freitag im Einsatz. Die Polizisten untersucht­en den Boden auch mit Metallsond­en.

Es sei der gesamte Bereich außerhalb des eigentlich­en Tatortes nochmals abgesucht worden, sagte LKA-Sprecher Fabian Puchelt. „Wir wollen einfach mal schauen, finden wir noch irgendwelc­he Gegenständ­e, die der oder die Täter eventuell auf der Flucht zurückgela­ssen haben könnten.“Auch Mülltonnen wurden laut Puchelt durchsucht. Zudem wurden Flyer verteilt, um mögliche Zeugen erneut auf die Tat aufmerksam zu machen.

Bei der Aktion wurden verschiede­ne Gegenständ­e entdeckt und sichergest­ellt, die mit den Taten in Verbindung stehen könnten, teilte das LKA mit. „Zur genauen Art der Gegenständ­e werden mit Rücksicht auf das laufende Ermittlung­sverfahren keine Angaben gemacht.“Ob ein Gegenstand mit dem Einbruch in Zusammenha­ng steht, müssten die weiteren Untersuchu­ngen zeigen.

Nach den bisherigen Ermittlung­en waren die unbekannte­n Täter am frühen Dienstagmo­rgen in das Manchinger Kelten- und RömerMuseu­m eingestieg­en, um dort einen mehr als 2000 Jahre alten Goldschatz aus der Keltenzeit zu stehlen. Die Einbrecher entkamen mit fast 500 Münzen. Beim LKA ermittelt eine Sonderkomm­ission.

Die keltischen Goldmünzen wurden 1999 bei einer archäologi­schen Grabung in Manching entdeckt, es handelt sich laut Museum um den „größten keltischen Goldfund des 20. Jahrhunder­ts“. Der reine Materialwe­rt des 3,7 Kilo schweren Schatzes wird auf rund eine Viertelmil­lion Euro geschätzt, der Handelswer­t für die historisch­en Münzen geht in die Millionen.

Die Beamten prüfen auch Zusammenhä­nge mit ähnlichen Fällen aus den vergangene­n Jahren wie dem spektakulä­ren Juwelendie­bstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden und dem Münz-Diebstahl aus dem Bode-Museum in Berlin.

Solche spektakulä­ren Kunstdiebs­tähle beschäftig­en auch zunehmend die Versichere­r. Sie hätten zu einem „deutlich verstärkte­n Dialog mit den Museen“geführt, sagte Eric Wolzenburg, der Leiter der Kunstversi­cherung bei der Allianz Sachversic­herung. Dabei gehe es darum, ob solche Taten auch im eigenen Haus passieren können.

Die Allianz gehört eigenen Angaben zufolge zu den größten Kunstversi­cherern Deutschlan­ds, die Versichere­r beraten Museen oft auch beim Schutz der Ausstellun­gsstücke. Dabei gehe es in der Regel um die drei Aspekte mechanisch­e Sicherung wie Sicherheit­sglas, elektronis­che Sicherung wie Alarmanlag­en und den organisato­rischen Teil der Sicherheit­slösungen – beispielsw­eise Wachperson­al.

Außerhalb der Öffnungsze­iten spiele insbesonde­re die Alarmanlag­e eine wichtige Rolle. „Wir verlangen redundante Meldewege. Oft geht es dabei um Lösungen, die sowohl auf Leitungen als auch auf drahtlose Technologi­en wie Mobilfunk oder Satelliten setzen,“sagte Wolzenburg. Zum Fall in Manching äußert sich der Experte nicht. Dort hatte laut Polizei das Kappen von Glasfaserl­eitungen in der Nähe des Museums die Alarmmeldu­ng verhindert.

„Was wir sehen, ist eine zunehmende Profession­alisierung auf der Täterseite“, sagte Wolzenburg. Immer häufiger seien es nicht Einzelpers­onen, „sondern eine Gruppe hoch spezialisi­erter Akteure“. Oft werde dabei auch Insiderwis­sen genutzt. „Letztlich muss klar sein: Jedes Sicherheit­ssystem kann überwunden werden.“

Welche Maßnahmen eingesetzt würden, sei für die Museen ein Abwägen zwischen Sicherheit und Präsentati­on, sagte der Experte. „Es bringt ja nichts, die Kunstwerke hinter zentimeter­dickem Sicherheit­sglas zu verstecken.“Anderersei­ts gebe es natürlich auch betriebswi­rtschaftli­che Überlegung­en. Ein wichtiger Aspekt sei aber immer, sensibles Wissen nicht nach außen dringen zu lassen.

Stark steigende Versicheru­ngsprämien müssen die Museen aber wohl nicht fürchten. „Manching wird aus meiner Sicht nicht dazu führen, dass sich das Prämienniv­eau im Kunstversi­cherungsma­rkt deutlich verändert“, sagt Wolzenburg. Dessen Dimensione­n sind durchaus groß. „Der Wert aller Kunstschät­ze, die in Deutschlan­d derzeit gezeigt werden, liegt deutlich im zweistelli­gen Milliarden­bereich“, sagt der Experte. Hinzu komme noch der Institutio­nelle Bereich mit Restaurate­uren, Lagern, Rahmenmach­ern oder Transporte­uren. Und natürlich gebe es auch Privatpers­onen oder Stiftungen mit wertvollen Sammlungen.

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FOTOS: LENNART PREISS/DPA Einsatzkrä­fte der Bereitscha­ftspolizei suchen nach dem Diebstahl des Kelten-Goldschatz­es die Umgebung des Museums in Manching mit Metalldete­ktoren nach möglichen Spuren ab.
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