Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Regenbogenfarben werden schändlich missbraucht“
Zur Fußball-WM in Katar und dem Verbot der „One Love“-Binde:
Diese Debatte ist überheblich und unnötig. Die Aufregung wäre nach Bekanntgabe des Austragungsortes angemessen gewesen mit entsprechenden Konsequenzen. Jeder kennt die Kultur und Wertevorstellungen Katars und anderer arabischer Länder. Jetzt eine „One Love“-Binde wie eine Monstranz für Vielfalt und Respekt vor sich herzutragen ist nicht nur anmaßend, sondern dumm. Dieses Land ist nun mal Gastgeber und verlangt nichts anderes als den Respekt der Gäste seinen Wertvorstellungen gegenüber.
Was die Menschenrechtsverletzungen betrifft: Sie gehören in die Aufgabenstellung der Politik. Es gäbe genug Gründe, eine Binde zu tragen gegen Ausbeutung, Unrecht, Krieg, Hunger und Vertreibung. Aber die Farben des Regenbogens, ursprünglich geplant, dann abgeändert in „One Love“, entfalten nur in der Natur ihre volle Schönheit. Von den Menschen werden Sie schändlich missbraucht.
Die Vielfalt der Schöpfung entstand durch Grenzen, Meere und Länder, verschiedene Klimazonen, Sprachen und Kulturen. Aber diese Vielfalt nun zu idealisieren und anderen aufzudoktrieren, zeigt die egoistische Ignoranz vor den Folgen, die eine moralisch missbrauchte Vielfalt mit sich bringt.
Christa Barke, Friedrichshafen
Zum selben Thema:
Wenn im Aktuellen Sportstudio des ZDF ein Sprecher von Amnesty International ein längeres Interview gibt, dann ist etwas faul im Staat. Für mich ist das ein neuer, trauriger Höhepunkt öffentlicher Empörungskultur. Das Ganze ist ja vornehmlich an das deutsche Publikum gerichtet. Was soll damit erreicht werden, worauf soll das Publikum eingeschworen werden? Wo war der große mediale Aufschrei, wo die kritischen Kommentare und die Geistesgegenwart, als vor über zehn Jahren die Entscheidung getroffen wurde, die Fußball-WM in Katar auszutragen? Wo waren sie, als die Bundesregierung in den vergangenen zwei Jahrzehnten sich immer abhängiger von russischen Energielieferungen gemacht hat? Inzwischen wird fast alles zu einer Frage der Moral und richtigen Gesinnung: das Essen, die Fortbewegung, die Wirtschaft, das Gendern und nun auch der Sport. Mir ist diese billige, moralinsaure öffentliche Besserwisserei im Gewande der Information und Aufklärung, die hinterher immer alles besser weiß und den anderen ihre Fehler vorhält, nicht geheuer. Da bekomme ich Beklemmungen und Gänsehaut.
Mit wem wollen wir also zukünftig noch Handel treiben und Bündnisse schließen? Die Polen und Ungarn sind angezählt. Die Amerikaner erfüllen unsere hohen moralischen Standards ebenfalls nicht; schon gar nicht die Russen und die arabischen Staaten, von China ganz zu schweigen. Sind wir auch bereit dafür den Preis zu zahlen?
Klaus Fischer, Ravensburg
Zum selben Thema:
Dass nun auch der Deutsche Fußballbund (DFB) vor der FIFA und ihrem Präsidenten Infantino wegen dem Tragen der „One Love“-Kapitänsbinde eingeknickt sind, macht mich sprach- und fassungslos. Dies umso mehr, da noch vor Tagen der DFB-Präsident Neuendorf und Oliver Bierhof lauthals posaunten, man werde der FIFA die Stirn zeigen und mit der „One Love-Binde im ersten
Spiel auflaufen. Es ist eine himmelhochschreiende Schande, wie die FIFA und ihr Präsident mit seinen 211 nationalen Verbände und ihren sieben Millionen Mitgliedern, Frauen und Menschenrechte, Rassismus und jahrelange Korruption unter den Teppich kehren.
Jedem muss klar sein, wenn wir demokratische Rechte wie Presseund Redefreiheit, Demonstrationen und Versammlungsrechte sowie Diversität und Menschenrechte erhalten wollen, müssen wir sie verteidigen. Da tragen wohl auch der Deutsche Fußballbund und die Nationalspieler als Botschafter eine Mitverantwortung.
Es ist ein erstes Warnsignal, wenn der Handelsriese Rewe mit sofortiger Wirkung die Kooperation und Zusammenarbeit mit dem DFB beendet. Ein Zeichen der Humanität und Solidarität wäre es, wenn der DFB zusammen mit den FussballMillionären heute noch einen Spendenfonds für die Angehörigen und Hinterbliebenen von verstorbenen Gast- und Wanderarbeiter in Katar einrichten würden.
Karl Maier
Zum Thema Bürgergeld:
Die CDU monierte vehement die Höhe des Schonvermögens. Sie hielt es für zu hoch. Komisch, verteidigt die CDU doch sonst den Wert von selbst erarbeitetem Eigentum. Da ist es schon einfacher, Arbeitslose gegen andere am untersten Rand der Einkommen gegeneinander aufzubringen. Ist Zwietracht säen noch christlich? Ist es die „CDU noch?
Wolfgang Dürrenberger, Maselheim
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