Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Jugendliche sind weniger online
Laut einer Studie zur Mediennutzung surfen sie im Internet wieder wie vor der Corona-Pandemie
STUTTGART (KNA) - Jugendliche nutzen das Internet inzwischen wieder wie vor Corona: Einen Rückgang um über eine halbe Stunde täglich zeigt die aktuelle JIM-Studie zur Mediennutzung. Bei den digitalen Spielen ist allerdings eine Verstetigung einer erhöhten Nutzung zu beobachten, wie der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest am Freitag in Stuttgart mitteilte.
Die tägliche Internetnutzung in der Freizeit liegt demnach mit durchschnittlich 204 Minuten wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie – 2019 waren es auch knapp dreieinhalb Stunden (205 Minuten). In den beiden Jahren dazwischen lag die Tagesdauer bei über vier Stunden mit 241 Minuten (2021) und 258 Minuten (2020). Eine Rückkehr sei auch bei der Lesedauer zu sehen, die nun wieder bei durchschnittlich 53 Minuten täglich liege – wie im Jahr 2019. Im Pandemiejahr 2020 waren es 74 Minuten.
Eine Verstetigung der erhöhten Mediennutzung zeigt sich dagegen beim Gaming: Mit täglich 109 Minuten liegt es weiterhin auf dem Vorjahresniveau von 110 Minuten und deutlich über dem Wert von 2019 mit 81 Minuten. Für die Onlinenutzung von Sendungen, Serien und Filmen sind laut der Studie weiterhin Netflix und YouTube am relevantesten. Jeder Zweite nutze hierzu diese Plattformen regelmäßig. Wenn es um kürzere Videos und Clips geht, sei insbesondere YouTube unter Jugendlichen sehr beliebt, wenngleich die regelmäßige Nutzung im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sei.
Die Erhebung zeigt zudem, dass Desinformation und Beleidigungen für viele Jugendliche zum digitalen Alltag gehören. Demnach geben 56 Prozent an, „im letzten Monat“im Netz Fake News begegnet zu sein. Extreme politische Ansichten und Verschwörungserzählungen liegen bei jeweils 43 Prozent; gut ein Drittel der Befragten wurde mit Hassbotschaften konfrontiert und 16 Prozent mit persönlichen Beleidigungen.
WhatsApp bleibt demnach die wichtigste App: 93 Prozent nutzen den Dienst regelmäßig. Instagram liegt auf dem zweiten Platz (62 Prozent). Nach einem starken Rückgang mit 14 Prozentpunkten im letzten Jahr ist damit wieder ein leichter Anstieg von vier Prozentpunkten zu sehen. TikTok wird von über der Hälfte der Jugendlichen regelmäßig verwendet und baut damit seinen Vorsprung zu Snapchat (45 Prozent) weiter aus. Facebook wird, ähnlich wie 2021, von einem Viertel der Jugendlichen regelmäßig genutzt.
Spotify sei weiterhin der wichtigste Weg zum Musikhören. Über die Hälfte nutzt die Plattform hierfür regelmäßig, wie die Befragung zeigt. Auf dem zweiten Platz folgen Radiosender, die von 45 Prozent zum Musikhören verwendet werden. Das allgemeine Radiohören liegt mit einer regelmäßigen Nutzung von 57 Prozent fast auf dem Vorjahresniveau (58 Prozent).
Die JIM-Studie 2022 (Jugend, Information, Medien) wird gemeinsam von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt RheinlandPfalz in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Dafür wurden 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren im Juli 2022 telefonisch oder online befragt.