Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Putin auf den Spuren Stalins
Aktuell treibt die russische Regierung die Bürger der Ukraine mit gezielten Raketenangriffen in einen Winter ohne gesicherte Strom- und Wärmeversorgung. Ganz Kiew ist stundenlang ohne Strom, die Wasserversorgung ist gefährdet. Weil er militärisch keinen Erfolg erzielen kann, führt Russlands Präsident Wladimir Putin seinen Krieg in der Ukraine immer mehr gegen die Bevölkerung, setzt er immer mehr darauf, ihr Leid zu steigern.
Es ist daher kein Zufall, dass der Bundestag in diesen Tagen an die große Hungersnot der Jahre 1932 und 1933 in der Ukraine erinnern möchte. Der Holodomor soll am Mittwoch auf Antrag der AmpelKoalition
und der Union als Völkermord eingestuft werden.
Schätzungsweise 3,9 Millionen Ukrainer verhungerten durch die von Josef Stalin angeordnete Kollektivierung der Landwirtschaft und die massive Beschlagnahmung der Getreideernte. Grob gesprochen wollte Stalin zweierlei, er wollte die sowjetische Industrie durch die Einnahmen aus dem Getreideexport aufbauen, und er wollte verhindern, dass nationalistische Kräfte die Ukraine aus der Sowjetunion in die Arme des Westens treiben. Geschichte wiederholt sich nicht. Manchmal ähneln sich die Dinge allerdings.