Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Eine Chance reicht
Costa Rica schlägt Japan, mischt bei der WM wieder mit und hilft dem DFB-Team
AL-RAJJAN (dpa) - An die DFB-Elf dachten die Fußballer aus Costa Rica nach ihrer Wiederauferstehung bei der WM in Katar überhaupt nicht. „Wir haben es für uns getan. So ist der Fußball. Wir haben heute alles gegeben“, sagte Mittelfeldspieler Celso Borges nach dem unverhofften 1:0Sieg über Deutschland-Bezwinger Japan, der für Costa Rica ein spektakuläres Comeback nach dem deftigen 0:7 gegen Spanien bedeutet – und zeitgleich der deutschen Nationalmannschaft massiv hilft. „Wir hören nie auf, an uns zu glauben“, sagte Keysher Fuller, der die schwache Partie mit einem Schlenzer in der 81. Minute entschied.
Japans Daichi Kamada schlappte nach Schlusspfiff mit gesenktem Kopf durch die Arena, die euphorischen Profis von Costa Rica rannten direkt auf den Rasen: Es war eine große Überraschung, die den Mittelamerikanern wenige Tage nach der Schmach gegen Spanien gelungen war. Und es befeuerte die Motivation, es nun auch noch Ex-Weltmeister Deutschland zu zeigen. „Wir leben noch. Jetzt müssen wir an Deutschland denken. Keiner darf uns vergessen, wir sind immer noch dabei“, sagte Trainer Luis Fernando Suárez.
Japan und Costa Rica stehen jeweils bei drei Punkten – doch die Gemütslagen hätten nach Schlusspfiff nicht unterschiedlicher sein können. „Wir haben zunächst versucht, kein Gegentor zu bekommen. Wir haben am Ende auf das 1:0 gespielt, doch wir haben es nicht geschafft“, sagte Japans Trainer Hajime Moriyasu, der trotz des Coups über die DFB-Elf fünf Wechsel in der Startelf veranlasste. Japan hatte mit dem tiefstehenden Gegner und dem starken Costa-Rica-Keeper Keylor Navas riesige Probleme – und guckte in der Schlussphase ziemlich verdutzt, als der Außenseiter seine einzige Chance auf den Sieg genutzt hatte. „Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen, gegen Deutschland war es besser. Nun müssen wir sehen wie die Konstellation am Abend ist“, sagte Freiburgs Ritsu Doan mit Blick auf das Duell zwischen Spanien und Deutschland. Klar war schon zu diesem Zeitpunkt: Kein Team kann nach zwei Spieltagen der Gruppe E vorzeitig ausscheiden, keins vorzeitig das Achtelfinal-Ticket lösen.
Die Entscheidung fällt in den Parallelspielen am Donnerstagabend.
Das Spektakulärste an der Partie am Sonntagmittag war das Siegtor, ansonsten überwog Langeweile. Zum tristen Mittagskick kam hinzu, dass im Ahmad bin Ali Stadion quasi keine Stimmung herrschte. Ein Phänomen, das bei Japan gegen Deutschland vier Tage zuvor auch schon zu beobachten war. Nach der Pause brachte Moriyasu direkt Deutschland-Schreck Takuma Asano, der mit Tempo und Technik helfen sollte, das massive Bollwerk der Südamerikaner endlich zu überwinden. „Die Leistung hat gestimmt, aber das Ergebnis nicht. Daran müssen wir arbeiten“, sagte Moriyasu.
Zu den Schlüsselfiguren des Außenseitersiegs wurden Torhüter Navas, der mehrere Glanztaten zeigte – und Fuller, dem das Siegtor-Kunstwerk gelang, als niemand mehr an einen Treffer glaubte.