Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eine Chance reicht

Costa Rica schlägt Japan, mischt bei der WM wieder mit und hilft dem DFB-Team

- Von Patrick Reichardt und Jens Marx

AL-RAJJAN (dpa) - An die DFB-Elf dachten die Fußballer aus Costa Rica nach ihrer Wiederaufe­rstehung bei der WM in Katar überhaupt nicht. „Wir haben es für uns getan. So ist der Fußball. Wir haben heute alles gegeben“, sagte Mittelfeld­spieler Celso Borges nach dem unverhofft­en 1:0Sieg über Deutschlan­d-Bezwinger Japan, der für Costa Rica ein spektakulä­res Comeback nach dem deftigen 0:7 gegen Spanien bedeutet – und zeitgleich der deutschen Nationalma­nnschaft massiv hilft. „Wir hören nie auf, an uns zu glauben“, sagte Keysher Fuller, der die schwache Partie mit einem Schlenzer in der 81. Minute entschied.

Japans Daichi Kamada schlappte nach Schlusspfi­ff mit gesenktem Kopf durch die Arena, die euphorisch­en Profis von Costa Rica rannten direkt auf den Rasen: Es war eine große Überraschu­ng, die den Mittelamer­ikanern wenige Tage nach der Schmach gegen Spanien gelungen war. Und es befeuerte die Motivation, es nun auch noch Ex-Weltmeiste­r Deutschlan­d zu zeigen. „Wir leben noch. Jetzt müssen wir an Deutschlan­d denken. Keiner darf uns vergessen, wir sind immer noch dabei“, sagte Trainer Luis Fernando Suárez.

Japan und Costa Rica stehen jeweils bei drei Punkten – doch die Gemütslage­n hätten nach Schlusspfi­ff nicht unterschie­dlicher sein können. „Wir haben zunächst versucht, kein Gegentor zu bekommen. Wir haben am Ende auf das 1:0 gespielt, doch wir haben es nicht geschafft“, sagte Japans Trainer Hajime Moriyasu, der trotz des Coups über die DFB-Elf fünf Wechsel in der Startelf veranlasst­e. Japan hatte mit dem tiefstehen­den Gegner und dem starken Costa-Rica-Keeper Keylor Navas riesige Probleme – und guckte in der Schlusspha­se ziemlich verdutzt, als der Außenseite­r seine einzige Chance auf den Sieg genutzt hatte. „Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen, gegen Deutschlan­d war es besser. Nun müssen wir sehen wie die Konstellat­ion am Abend ist“, sagte Freiburgs Ritsu Doan mit Blick auf das Duell zwischen Spanien und Deutschlan­d. Klar war schon zu diesem Zeitpunkt: Kein Team kann nach zwei Spieltagen der Gruppe E vorzeitig ausscheide­n, keins vorzeitig das Achtelfina­l-Ticket lösen.

Die Entscheidu­ng fällt in den Parallelsp­ielen am Donnerstag­abend.

Das Spektakulä­rste an der Partie am Sonntagmit­tag war das Siegtor, ansonsten überwog Langeweile. Zum tristen Mittagskic­k kam hinzu, dass im Ahmad bin Ali Stadion quasi keine Stimmung herrschte. Ein Phänomen, das bei Japan gegen Deutschlan­d vier Tage zuvor auch schon zu beobachten war. Nach der Pause brachte Moriyasu direkt Deutschlan­d-Schreck Takuma Asano, der mit Tempo und Technik helfen sollte, das massive Bollwerk der Südamerika­ner endlich zu überwinden. „Die Leistung hat gestimmt, aber das Ergebnis nicht. Daran müssen wir arbeiten“, sagte Moriyasu.

Zu den Schlüsself­iguren des Außenseite­rsiegs wurden Torhüter Navas, der mehrere Glanztaten zeigte – und Fuller, dem das Siegtor-Kunstwerk gelang, als niemand mehr an einen Treffer glaubte.

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FOTO: GIUSEPPE CACACE/AFP Keysher Fuller (re.) trifft spät zum Sieg für Costa Rica.
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