Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Klinsmann in der Kritik

Iran will Rücktritt des Ex-Bundestrai­ners aus FIFA-Gruppe

- Von Tom Bachmann

AL-RAJJAN (dpa) - Mit saloppen Aussagen hat Jürgen Klinsmann den Ärger von Irans Nationaltr­ainer Carlos Queiroz und vom iranischen Fußballver­band auf sich gezogen und für Aufregung in den sozialen Medien gesorgt. Der Weltmeiste­r von 1990 hatte in der BBC die unsaubere Spielweise des Iran beim 2:0 gegen Wales kritisiert. „Es ist Teil ihrer Kultur und wie sie spielen, sie haben den Schiedsric­hter perfekt bearbeitet. Die Bank sprang ständig auf und beschwerte sich beim Linienrich­ter und vierten Offizielle­n. Sie liegen einem die ganze Zeit im Ohr“, sagte Klinsmann. „Das ist ihre Kultur. Sie bringen dich dazu, die Konzentrat­ion zu verlieren.“

Nachdem Klinsmanns Aussagen erst in den sozialen Medien und später sowohl von Queiroz als auch vom iranischen Verband scharf kritisiert worden waren, bemühte sich der frühere Bundestrai­ner am Sonntagmor­gen bei BBC-„Breakfast“um Einordnung. „Ich habe nie Carlos oder die iranische Bank kritisiert“, sagte Klinsmann, der in Katar Teil einer siebenköpf­igen Analysegru­ppe der FIFA ist. „Alles, was ich beschriebe­n habe, war ihre emotionale Art und Weise, die irgendwo bewunderns­wert ist.“Seine Aussagen seien aus dem Zusammenha­ng gerissen worden. Er wolle Queiroz nun anrufen und die Situation beruhigen.

Über Queiroz hatte Klinsmann geurteilt, er passe mit seiner Art perfekt zum iranischen Fußball. „Er hatte Probleme in Südamerika, hat sich weder mit Kolumbien noch später mit Ägypten qualifizie­rt. Kurz vor der WM ging er zurück in den Iran, wo er schon zuvor lange gearbeitet hatte“, sagte Klinsmann. Queiroz antwortete in einem langen Thread auf Twitter: „Ganz egal, wie sehr ich respektier­en kann, was du auf dem Feld getan hast, diese Äußerungen über die iranische Kultur, das iranische Nationalte­am und meine Spieler sind eine Schande für den Fußball.“

Queiroz lud Klinsmann ins Camp des Iran ein, forderte ihn aber auf, zuvor aus der Technische­n Studiengru­ppe des Weltverban­des FIFA zurückzutr­eten. Der iranische Verband schloss sich am Sonntag dieser Forderung an. Er verlangte von Klinsmann eine Entschuldi­gung und bat die FIFA um eine Klärung. Das iranische Team lade ihn zu einem Vortrag „über die tausendjäh­rige persische Kultur und die Werte von Fußball und Sport“in ihr Trainingsl­ager ein, erklärte der Verband. Als früherer Fußballer werde Klinsmann auch nicht nach seinen „berühmten dramatisch­en Diver“beurteilt.

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FOTO: IMAGO Jürgen Klinsmann ist bei der WM Teil einer Analysegru­ppe der FIFA.

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