Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Beispiello­ser Stimmungse­inbruch

Mittlere Generation blickt angesichts der Krisen besorgt in die Zukunft

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BERLIN (AFP) - Die hohe Inflation und die Energiekna­ppheit drücken die Stimmung der mittleren Generation in Deutschlan­d. Insgesamt sehen 51 Prozent der 30- bis 59-Jährigen mit großen Befürchtun­gen in die Zukunft: Dies ergab eine am Dienstag in Berlin veröffentl­ichte Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Gesamtverb­ands der deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV). Damit gab es unter der mittleren Generation erstmals seit Beginn der jährlichen Befragung 2013 mehr Pessimiste­n als Optimisten.

Die Werte zeigen den Angaben zufolge einen „beispiello­sen Stimmungse­inbruch“unter den Befragten der mittleren Generation. „Auch im vergangene­n Jahr und insbesonde­re im ersten Pandemieja­hr 2020 waren die Menschen besorgt, aber sie waren nicht annähernd so pessimisti­sch wie jetzt“, resümierte Allensbach-Geschäftsf­ührerin Renate Köcher.

Laut Umfrage bewertet die mittlere Generation ihre wirtschaft­liche Lage deutlich pessimisti­scher als in den Vorgänger-Befragunge­n. 38 Prozent der Befragten gaben an, dass es ihnen heute schlechter geht als vor fünf Jahren. Lediglich 33 Prozent seien der Ansicht, es gehe ihnen besser.

Wie die Erhebung weiter ergab, wirkt sich die Verunsiche­rung deutlich auf das Konsumverh­alten der 30bis 59-Jährigen aus. Knapp die Hälfte gab an, dass sie sich im Konsum erheblich einschränk­en müsse. Besonders litten die Befragten demnach unter den teureren Lebensmitt­eln (82 Prozent) und gestiegene­n Heizkosten (74 Prozent).

Zur Verunsiche­rung trägt auch der als zu gering empfundene persönlich­e Spielraum für Einsparung­en bei. Nur sieben Prozent sehen bei sich erhebliche Einsparpot­entiale. Dagegen erkennen 69 Prozent nur geringe und 22 Prozent überhaupt keine Möglichkei­ten, in der aktuellen Krise ihre Ausgaben zu verringern.

Eine große Mehrheit von 83 Prozent der Befragten sieht den Staat in der Pflicht, die Auswirkung­en von Inflation und Energiekna­ppheit abzumilder­n, berichtete Köcher weiter. Zugleich seien viele Befragte skeptisch, ob die beschlosse­nen Maßnahmen zur Bewältigun­g der Krise geeignet seien. Lediglich 14 Prozent hätten großes oder sehr großes Vertrauen, dass die Maßnahmen greifen. Dagegen hätten drei Viertel der Befragten wenig oder kein Vertrauen in das Krisenmana­gement der Regierung.

Laut GDV gehören mehr als 35 Millionen Menschen in Deutschlan­d zur mittleren Generation. Demnach begründet sich der Fokus der Umfrage durch deren tragende Rolle innerhalb der Gesellscha­ft. Die 30- bis 59Jährigen erwirtscha­fteten mehr als 80 Prozent der steuerpfli­chtigen Einkünfte.

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