Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Philippinenhilfe steuert auf die Auflösung zu
Nach dem Tod von Otmar Holz fehlt die „Bezugsperson“– Außerordentliche Mitgliederversammlung am 19. Januar
TETTNANG - Die Philippinenhilfe Tettnang wird sich auflösen – der Weg dazu ist vorgezeichnet, wie der stellvertretende Vorsitzende Klaus Kathan auf Anfrage der SZ deutlich macht.
Nach dem Tod des Gründers und seitherigen Vorsitzenden Otmar („Otl“) Holz am 26. September dieses Jahres scheint dies keine Frage zu sein. Zumal sich Holz selbst mit diesem Gedanken beschäftigt hatte.
„Otmar war die Bezugsperson.“Mit dieser Aussage setzen Klaus Kathan und seine Mitstreiter in der Vorstandschaft (Manfred Brugger als dritter Vorsitzender, Peter Osswald als Kassier) ein klares Statement. Im Alter von 34 Jahren hatte Holz 1982 erstmals die Dorfgemeinschaft Tinglayan im Norden der philippinischen Insel Luzon besucht und dort die prekäre Situation im Bereich Schulbildung sowie seine spätere Frau Isabel kennengelernt. Beide wurden ein Paar, waren 30 Jahre verheiratet und wohnten in Obermeckenbeuren.
Die Gründung der Philippinenhilfe datiert aus dem Jahr 1985. Dank des großen Netzwerks von Otl Holz wurden aus den anfänglich 27 Patenschaften deren 300 – eine imposante karitative Arbeit, die in den letzten 37 Jahren rund 750.000 Euro generierte. Eine Vielzahl an SchülerInnen und StudentInnen profitierte davon – wurde doch vor allem ihre Ausbildung damit finanziert und überhaupt erst möglich.
„Otl hat Großes bewegt, das kann niemand sonst machen“, sind die Vorstände überzeugt, dass es jetzt einen Schnitt braucht. Was Otmar Holz mit Blick auf sein Alter offenbar ebenfalls vorschwebte und er im Freundeskreis so andeutete: „Das ist in seinem Sinn“, weiß Klaus Kathan. Nur: Ganz so einfach ist eine Vereinsauflösung nicht, zumal dann, wenn die Führungskraft überraschend verstirbt. „Wir wollen und müssen es akribisch aufarbeiten“, skizziert Kathan den Weg, der in eine außerordentliche Mitgliederversammlung der Philippinenhilfe mündet. Vorgesehen ist, dass sie am Donnerstagabend, 19. Januar, im Gasthaus Traube über die Bühne geht.
Klar ist, dass laut Satzung die Auflösung des Vereins von einer Dreiviertelmehrheit beschlossen werden muss, um – nach einem Jahr Sperrfrist – erfolgen zu können. Die noch vorhandenen Gelder sollen als Vorschlag für die Mitgliederversammlung in zwei Tranchen auf die Philippinen überwiesen werden. Ein kleiner Betrag würde verbleiben, um die Abwicklung des Vereines abzudecken.
Wie aber geht es dann in Tinglayan weiter? Die Vorstandschaft der Philippinenhilfe ist verhalten optimistisch, sei die Unterstützung durch den Staat doch wesentlich besser geworden, so Kathan. Es herrsche eine andere Situation als zu Zeiten der Vereinsgründung – „da hat sich viel gewandelt in diesen 38 Jahren“. Dazu hat Otmar Holz ein erhebliches Scherflein beigetragen. Leider wird das Ende der Philippinenhilfe einen tieferen Einschnitt bei den unterstützten Studenten verursachen. Glücklicherweise gibt es inzwischen eine staatliche Grundversorgung im schulischen Bereich, sodass die Dorfgemeinschaft nicht mehr ausschließlich auf die Hilfe aus Tettnang angewiesen ist. Die Informationen über die Vereinsauflösung nach Tinglayan
weiterzugeben, gehört dieser Tage zu den traurigen Pflichten. Dort ist der Bruder von Jose Pic-it der Ansprechpartner – Pfarrer Jose hatte auf philippinischer Seite zu den prägenden Gesichtern gezählt und war ebenso wie Victor Baculi in den Vorjahren verstorben.
Mit ihnen und Otmar Holz ist die Generation der „Macher“gegangen – was bleibt, ist die Erinnerung an einen Abschnitt gelebter Völkerverständigung zwischen Tettnang und Tinglayan.