Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Diese Pläne hat Mang für die Hintere Insel
Bei den Schützinger Höfen würde er am liebsten eine Hightech-Firma ansiedeln – Wie es jetzt weitergeht
LINDAU (jule) - Seit gut anderthalb Jahren gehören der Familie Mang die Schützinger Höfe mit den denkmalgeschützten Lokschuppen und der Torfschupfe auf der Hinteren Insel. Für das Premiumgrundstück und die historischen Gebäude mit Seeblick hat Werner Mang gemeinsam mit seinem Sohn, dem Architekten Thomas Mang, große Pläne. Wie diese aussehen, darüber hat er mit LZ-Redaktionsleiterin Julia Baumann gesprochen.
Herr Mang, was soll aus den Schützinger Höfen in Zukunft entstehen? Wir halten uns an den städtebaulichen Vertrag. Dort werden 48 Wohnungen geschaffen, außerdem wollen wir eine Tiefgarage mit 60 bis 80 Stellplätzen bauen. Im Erdgeschoss der Gebäude soll sich Gewerbe ansiedeln. Es wird dort also ein eigenes kleines Quartier entstehen. Wir wollen alles öffnen, es soll viel Grün geben.
Sie haben sehr gekämpft, damit Grundstück und Gebäude in ihren Besitz übergehen. Ende 2020 haben Sie mit Ihrer Anwältin sogar Klage gegen die Stadt eingereicht, die von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen wollte. Warum musste es unbedingt dieses Gelände mit den alten Bahnbauten sein? Für meinen Sohn und mich ist das unser Lebenswerk. Ich liebe alte Häuser. Ich bin der Restaurator vom Bodensee (lacht). Wenn ich nachts wach liege, dann denke ich manchmal an diese alten Häuser und stelle mir vor, was daraus entstehen kann. Das macht mich dann sehr glücklich.
Trotzdem hatten Sie zunächst geplant, die denkmalgeschützte Torfschupfe abzureißen, was damals viele Lindauer geärgert hat.
Das ganze Projekt Schützinger Höfe beschäftigt mich schon seit drei, vier Jahren. Den Zuschlag hatte zunächst ein auswärtiger Investor. Dann habe ich das gekauft mit der Prämisse, die Torfschupfe abzureißen. Ich wollte an dieser Stelle eine Tiefgarage bauen, auch für mein Gebäude in der Dreierstraße 9. Und es gab ja auch einen nichtöffentlichen Beschluss, dass ich die Torfschupfe abreißen darf. Der war aber nicht einstimmig. Und als ich merkte, dass Streit entsteht, bin ich von meinem Kaufvertrag zurückgetreten. Doch die Bahn kam dann ein Jahr später wieder auf mich zu und fragte, ob ich das Gelände nicht doch kaufen möchte.
Steht an dieser Stelle noch irgendein Abbruch zur Debatte?
Ein Abbruch möglicherweise nicht, aber die Überlegung ist, dass man die alten Gebäude mit moderner Technik ergänzt, um daraus zeitgemäße Wohnungen zu machen. Um die denkmalgeschützten Gebäude zu renovieren, muss man einiges investieren. Das ist schon ein 20-MillionenProjekt.
Werden die Wohnungen dann entsprechend teuer – oder wie wird sich diese Investition sonst rentieren? Auf diesem Gebiet greift die Sobon, die sozialgerechte Bodennutzung. Ein Drittel der Wohnungen muss also günstig vermietet werden. Die übrigen Wohnungen werden sicher hochpreisig. Ob wir diese Wohnungen selbst vermieten oder sie verkaufen, das steht noch nicht fest. Aber auch bei den Gewerbeflächen im Erdgeschoss muss man schauen, dass man eine Hightech-Firma findet, die sich das auch leisten kann. Zum Beispiel eine Firma wie Google. Am liebsten wäre es mir, wenn ein, zwei große Firmen ihre Headquarter auf die Hintere Insel verlegen. Auch Co-Working kann ich mir hier sehr gut vorstellen. Ich schätze, dass dort circa 100 Arbeitsplätze entstehen.
Wie lange wird die Entwicklung der Schützinger Höfe dauern?
Ich nehme an, dass die Entwicklung ungefähr zehn Jahre dauern wird. So lange ich fit bin, werde ich da mitmachen. Aber bei meinem Sohn sind unsere Immobilienprojekte ja auch in guten Händen. Es gab bisher zwei Begehungen mit Stadträten, außerdem sind wir in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt. Derzeit werden Bodengutachten gemacht, dann folgen die denkmalpflegerische Begutachtung der Bausubstanz und die denkmalpflegerische Analyse darüber, was schützenswert ist. Pläne gibt es noch keine, nur erste Skizzen. Die Stadt bekommt da ein Juwel. Und ich wünsche mir dafür eine positive Aufbruchstimmung.
Spüren Sie diese positive Aufbruchstimmung?
Ja, den meisten Stadträten, die bei der Begehung dabei waren, gefällt, was wir dort vorhaben. Und ich habe auch den Eindruck, dass Denkmalamt, Oberbürgermeisterin und Verwaltung wissen, dass das gut für Lindau ist. Es gibt aber natürlich immer welche, die gegen alles sind. Die Schützinger Höfe sind ein schwieriges Projekt – das kann man auch 20 Jahre liegen lassen. Das haben wir nicht vor, wir wollen dieses sensible Gelände entwickeln.
Ich hoffe nicht, dass das hier so endet wie beim Hoyerbergschlössle. Da hatte ich sogar schon einen Betreiber für Gastronomie an der Hand – dann gab es Proteste vor dem Alten Rathaus, dass das Hoyerbergschlössle im Besitz der Stadt bleiben muss. Seitdem passiert nichts. Ich gehe jeden Tag am Hoyerbergschlössle vorbei und mir blutet das Herz. Das ist ein Liebhaberprojekt, mit dem man kein Geld verdienen kann. Im Gegenteil: Man muss zwei bis drei Millionen investieren. Ich hätte das gemacht und das Schlössle öffentlich zugänglich gemacht. Dann hätte die Stadt heute ein Juwel.
Zurück zur Hinteren Insel. Können Sie, beziehungsweise die Firma Mang und Sohn, sich vorstellen, dort noch mehr zu entwickeln und weitere Grundstücke zu kaufen? Wir sind mit der Bahn im Gespräch, auch deren Flächen zu entwickeln. Da mahlen die Mühlen allerdings langsam. Auf der Fläche hinter den Schützinger Höfen müssen erst einmal die alten Öllager entfernt werden. Und im Süden bei der Eilguthalle möchte die Bahn, dass ein Investor Schienen und Altlasten auf eigene Kosten entsorgt. Bis da irgendetwas passiert, wird es sicher noch drei, vier Jahre dauern. Ob wir dort dann irgendwann einmal Grundstücke kaufen, wird mein Sohn entscheiden.