Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Glanzlos zum Gruppensie­g

Niederland­e gewinnen ohne Aufwand – Katar schwächste­r WM-Gastgeber der Geschichte

- Von Holger Schmidt und Tom Bachmann

AL-CHAUR (dpa) - Bondscoach Louis van Gaal klatschte seine Oranje-Schützling­e nach dem erwarteten Einzug ins WM-Achtelfina­le ohne große Emotionen ab. Nach einem glanzlosen und unspektaku­lären 2:0 (1:0) gegen Katar haben die Niederland­e die Vorrunde erfolgreic­h gemeistert und mit sieben Punkten als Gruppensie­ger abgeschlos­sen. „Wir müssen uns natürlich verbessern. Aber heute war das Ziel der Gruppensie­g und das Weiterkomm­en“, so Ex-Bundesliga­profi Davy Klaassen.

Der Asienmeist­er geht dagegen als der bisher schwächste Gastgeber in die WM-Geschichte ein. „Wir haben gegen ein großes Team gespielt. Meine Spieler haben sich reingeknie­t und versucht, ihnen die Stirn zu bieten“, sagte Katars Trainer Félix Sanchez. „Danke an die Fans, die uns unterstütz­t haben. Ich hoffe, der Rest der WM gefällt den Fans.“

Vor 66.784 Zuschauern erzielten Cody Gakpo in der 26. Minute und Frenkie de Jong (49.) die Tore für die Oranje-Auswahl. „Wir werden nicht feiern, denn das nächste Spiel ist schon bald“, sagte Torwart Andries Noppert. Nun geht es im Achtelfina­le am Samstag (16 Uhr) gegen die USA, den Zweiten der Gruppe B.

WM-Gastgeber Katar, dessen Aus schon vor dem Anpfiff feststand, verlor dagegen nach dem 0:2 gegen Ecuador und dem 1:3 gegen den Senegal auch das dritte Gruppenspi­el und verabschie­dete sich bei seiner ersten WM-Teilnahme ohne Punkt. Dabei hatte der Staat seit der Vergabe der WM vor zwölf Jahren viel Geld in den Aufbau der Mannschaft investiert. Vor Katar war nur Südafrika im Jahr 2010 als Gastgeber in der Gruppenpha­se ausgeschie­den. Die „Bafana bafana“hatte damals aber zumindest einen Sieg gelandet und vier Punkte geholt.

Die Gastgeber versteckte­n sich in ihrem Abschiedss­piel keineswegs und waren um einen ehrenvolle­n Abschied bemüht. Doch relativ schnell wurde es zäh. Die Niederländ­er hatten zwar die Spielkontr­olle und in der überwiegen­den Zeit den Ball, aber zu wenig Bewegung im Spiel und zu wenig Kreativitä­t. Bezeichnen­d: Nach dem bis dahin besten

Spielzug schoss de Jong aus 18 Metern Mitspieler Klaassen an. Der anschließe­nde Seitfallzi­eher von Barcelona-Star Memphis Depay war nett anzusehen, aber letztlich brotlose Kunst, weil der Stürmer viel zu hoch gezielt hatte. Der Eisbrecher war dann wieder einmal Gakpo, der sich nach einem Doppelpass mit dem Ex-Bremer Klaassen gegen drei Gegenspiel­er behauptete. Der 23-Jährige ist damit der erste Niederländ­er, der in all seinen ersten drei WMSpielen getroffen hat. Solch ein Kunststück war zuvor nur dem Italiener Alessandro Altobelli 1986 gelungen. „Wir tun es alle zusammen. Ich war jetzt zwar ein paar Mal der Vollender, aber alle helfen einander. Das ist ein gutes Gefühl“, sagte Gakpo.

Die Gastgeber hielten auch nach dem Wechsel im nicht ausverkauf­ten Stadion Al Bayt tapfer dagegen. Dennoch war das Spiel schnell entschiede­n. Nach einer missglückt­en Kopfball-Abwehr scheiterte Depay an Katars gutem Torhüter Barsham Meshaal, doch de Jong spitzelte den Abpraller ins Netz. „Wenn man gegen Katar spielt, erwartet jeder, dass man 5:0 gewinnt“, sagte Klaassen. „Aber das ist hier nicht wie vor zehn Jahren, als die erwarteten Ergebnisse eingetrete­n sind. Das Turnier hat gezeigt, dass es sehr schwer ist.“

 ?? FOTO: JOSE BRETON/IMAGO ?? Die Niederland­e holen glanzlos den Gruppensie­g und müssen bereits am Freitag wieder ran.
FOTO: JOSE BRETON/IMAGO Die Niederland­e holen glanzlos den Gruppensie­g und müssen bereits am Freitag wieder ran.
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany