Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Zwischen Zoff und Respekt
Duell entscheidet über Lewa-Jubel oder Messi-Freude
DOHA (dpa) - Im ersten großen Weltfußballer-Duell dieser WM droht Lionel Messi oder Robert Lewandowski nur vier Tage nach ihren EmotionsExplosionen das jähe Ende aller Glückseligkeit. Es sei denn, der ehemalige Superstar des FC Barcelona und sein Nachfolger retten sich beim aufgeladenen Treffen der GigantenTorjäger mit einem Remis gemeinsam ins Achtelfinale. Dafür wären Messi und Co. aber vom Ergebnis des Parallelspiels Saudi-Arabien gegen Mexiko abhängig. Die Fußball-Welt schaut am Mittwoch (20 Uhr/ARD und MagentaTV) auf den Rasen des Stadion 974 in Katar. Allein der Handschlag der beiden Kapitäne vor dem Anpfiff des Goalgetter-Gipfels wird zum viel beachteten Ereignis. „Zwischen mir und Messi ist alles gut. Ich habe nichts gegen ihn, das hatte ich nie“, betonte Lewandowski zwar.
Doch vor allem aus Messis Heimat wird das Alles-oder-Nichts-Spiel für Argentinien und Polen um den Einzug in die K.o.-Runde befeuert. Das Sportblatt „Olé“legte die „Historie einer Rivalität, die der Pole provozierte“auf, die nun ihr „WM-Kapitel“bekommt.
„Seitdem die Gruppen ausgelost wurden, hat die ganze Welt auf dieses Spiel gewartet“, sagte Polens Nationaltrainer Czeslaw Michniewicz am Dienstag zu der bevorstehenden Partie: „Aber es spielt Polen gegen Argentinien und nicht Robert gegen Leo. Es ist nicht Eins-gegen-Eins, das ist kein Tennis.“Sein Kollege wich bei der Frage, ob Lewandowski nun Messis Niveau habe, aus wie Messi bei einer Grätsche. „Er ist ein großartiger Spieler“, lobte Lionel Scaloni Lewandowski stattdessen. Es mache Freude, Lewandowski aus der Nähe spielen zu sehen. Beide miteinander zu vergleichen, bringe nichts.
Der angebliche Zoff zwischen den beiden Hauptdarsteller des ersten spektakulären Torjäger-Showdowns nahm seinen Lauf, als Lewandowski Mitte Januar zum zweiten Mal nacheinander zum Weltfußballer gekürt wurde. Der als Argentinien-Kapitän stimmberechtigte Messi hatte den Polen nicht gewählt. Ja und, mag man fragen. „Die Frage muss an ihn gehen. Ich habe nichts falsch gemacht, dass er sauer auf mich sein kann. Außer der sportlichen Sache, das ist was anderes, aber privat war hoffentlich alles okay“, sagte Lewandowski am Tag nach der Wahl. Knapp einen Monat vorher war er bei der Abstimmung zum ebenfalls prestigeträchtigen, von Journalisten und „France Football“vergebenen Ballon d'Or nur Zweiter geworden – hinter Messi. „Du hast Rekorde gebrochen und hättest es auch verdient gehabt, den Ballon d'Or zu gewinnen“, sagte Messi in Richtung Lewandowski.
Also doch Harmonie pur zwischen Lewandowski, der für Polen in 136 Spielen 77 Tore erzielte und zuletzt beim 2:0 gegen SaudiArabien seinen ersten und hochemotional mit Tränen gefeierten Treffer bei einer WM erzielte, und Messi, der in 167 Spielen für Argentinien 93 Tore machte und zuletzt beim Sieg über Mexiko außergewöhnlich euphorisch wirkte?
Nein, nicht ganz, beide wollen immer die Besten sein und alles abräumen – für solche Superstars ist das Normalität und Standardanspruch. Das macht sie per se zu Rivalen. Der Zoff aber um sie herum wirkt eher medial gehypt. Messi und Lewandowski sind weder als große Sprücheklopfer noch als Konflikttypen bekannt.
Vor diesem Hintergrund steigt nun das Spiel, das über die WM-Zukunft von Messi und Lewandowski entscheidet – auch eventuell über ihrer gesamte Auswahlkarriere. Wer gewinnt, ist sicher im Achtelfinale, Polen reicht auch ein Remis, um sich für die K.o.-Runde zu qualifizieren.
„Es ist nicht Eins-gegen-Eins, das ist kein Tennis.“Czeslaw Michniewicz