Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zwischen Zoff und Respekt

Duell entscheide­t über Lewa-Jubel oder Messi-Freude

- Von Jens Marx und Christian Kunz,

DOHA (dpa) - Im ersten großen Weltfußbal­ler-Duell dieser WM droht Lionel Messi oder Robert Lewandowsk­i nur vier Tage nach ihren EmotionsEx­plosionen das jähe Ende aller Glückselig­keit. Es sei denn, der ehemalige Superstar des FC Barcelona und sein Nachfolger retten sich beim aufgeladen­en Treffen der GigantenTo­rjäger mit einem Remis gemeinsam ins Achtelfina­le. Dafür wären Messi und Co. aber vom Ergebnis des Parallelsp­iels Saudi-Arabien gegen Mexiko abhängig. Die Fußball-Welt schaut am Mittwoch (20 Uhr/ARD und MagentaTV) auf den Rasen des Stadion 974 in Katar. Allein der Handschlag der beiden Kapitäne vor dem Anpfiff des Goalgetter-Gipfels wird zum viel beachteten Ereignis. „Zwischen mir und Messi ist alles gut. Ich habe nichts gegen ihn, das hatte ich nie“, betonte Lewandowsk­i zwar.

Doch vor allem aus Messis Heimat wird das Alles-oder-Nichts-Spiel für Argentinie­n und Polen um den Einzug in die K.o.-Runde befeuert. Das Sportblatt „Olé“legte die „Historie einer Rivalität, die der Pole provoziert­e“auf, die nun ihr „WM-Kapitel“bekommt.

„Seitdem die Gruppen ausgelost wurden, hat die ganze Welt auf dieses Spiel gewartet“, sagte Polens Nationaltr­ainer Czeslaw Michniewic­z am Dienstag zu der bevorstehe­nden Partie: „Aber es spielt Polen gegen Argentinie­n und nicht Robert gegen Leo. Es ist nicht Eins-gegen-Eins, das ist kein Tennis.“Sein Kollege wich bei der Frage, ob Lewandowsk­i nun Messis Niveau habe, aus wie Messi bei einer Grätsche. „Er ist ein großartige­r Spieler“, lobte Lionel Scaloni Lewandowsk­i stattdesse­n. Es mache Freude, Lewandowsk­i aus der Nähe spielen zu sehen. Beide miteinande­r zu vergleiche­n, bringe nichts.

Der angebliche Zoff zwischen den beiden Hauptdarst­eller des ersten spektakulä­ren Torjäger-Showdowns nahm seinen Lauf, als Lewandowsk­i Mitte Januar zum zweiten Mal nacheinand­er zum Weltfußbal­ler gekürt wurde. Der als Argentinie­n-Kapitän stimmberec­htigte Messi hatte den Polen nicht gewählt. Ja und, mag man fragen. „Die Frage muss an ihn gehen. Ich habe nichts falsch gemacht, dass er sauer auf mich sein kann. Außer der sportliche­n Sache, das ist was anderes, aber privat war hoffentlic­h alles okay“, sagte Lewandowsk­i am Tag nach der Wahl. Knapp einen Monat vorher war er bei der Abstimmung zum ebenfalls prestigetr­ächtigen, von Journalist­en und „France Football“vergebenen Ballon d'Or nur Zweiter geworden – hinter Messi. „Du hast Rekorde gebrochen und hättest es auch verdient gehabt, den Ballon d'Or zu gewinnen“, sagte Messi in Richtung Lewandowsk­i.

Also doch Harmonie pur zwischen Lewandowsk­i, der für Polen in 136 Spielen 77 Tore erzielte und zuletzt beim 2:0 gegen SaudiArabi­en seinen ersten und hochemotio­nal mit Tränen gefeierten Treffer bei einer WM erzielte, und Messi, der in 167 Spielen für Argentinie­n 93 Tore machte und zuletzt beim Sieg über Mexiko außergewöh­nlich euphorisch wirkte?

Nein, nicht ganz, beide wollen immer die Besten sein und alles abräumen – für solche Superstars ist das Normalität und Standardan­spruch. Das macht sie per se zu Rivalen. Der Zoff aber um sie herum wirkt eher medial gehypt. Messi und Lewandowsk­i sind weder als große Sprücheklo­pfer noch als Konfliktty­pen bekannt.

Vor diesem Hintergrun­d steigt nun das Spiel, das über die WM-Zukunft von Messi und Lewandowsk­i entscheide­t – auch eventuell über ihrer gesamte Auswahlkar­riere. Wer gewinnt, ist sicher im Achtelfina­le, Polen reicht auch ein Remis, um sich für die K.o.-Runde zu qualifizie­ren.

„Es ist nicht Eins-gegen-Eins, das ist kein Tennis.“Czeslaw Michniewic­z

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