Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mehr Menschen arbeiten jenseits der 60

Lange Versicheru­ngszeiten immer häufiger – DRV-Chefin von stabiler Rente überzeugt

- Von Carsten Korfmacher und dpa

BERLIN/NEUBRANDEN­BURG - Immer mehr Menschen arbeiten auch jenseits der 60 – und beim Eintritt in die Rente können immer mehr von ihnen lange Versicheru­ngszeiten vorweisen. Das zeigen neue Daten der Rentenvers­icherung sowie Berichte, die das Bundeskabi­nett am Mittwoch in Berlin absegnete. Demnach stieg die Erwerbstät­igenquote bei den 60- bis 64-Jährigen von 2000 bis 2021 von 20 auf rund 61 Prozent. An dieser Größe sieht man, wie hoch der Anteil der Menschen ist, die sich noch im Job befinden. Die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten im Alter von 60 bis 64 Jahren stieg in diesem Zeitraum um knapp 2,2 Millionen auf 2,8 Millionen. Generell steht die Rentenkass­e gut da. Dies bestätigte Gundula Roßbach, Präsidenti­n der Deutschen Rentenvers­icherung Bund (DRV), im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Sie räumte ein, von den Zahlen „positiv überrascht“zu sein.

Laut Rentenvers­icherungsb­ericht 2022 steigt die Reserve Ende des Jahres wohl auf 41,7 Milliarden Euro – gegenüber dem Vorjahr sind das 2,7 Milliarden Euro mehr. Der Beitragssa­tz bleibt voraussich­tlich bis 2026 stabil bei 18,6 Prozent. Das Sicherungs­niveau vor Steuern bleibt bis zum Jahr 2024 voraussich­tlich knapp oberhalb von 48 Prozent. Roßbach ist davon überzeugt, dass die gesetzlich­e Rente auch in Zukunft solide aufgestell­t sein wird. „Es gibt Stellschra­uben, die Rente auch künftig stabil zu halten“, sagte die DRV-Chefin. So habe in den vergangene­n Jahrzehnte­n die Ausweitung der Beschäftig­ung wesentlich zur Stabilisie­rung der Rentenvers­icherung beigetrage­n und, so Roßbach, „eine weitere Ausweitung ist erklärtes Ziel der politische­n Gestaltung“. Die verbessert­e Vereinbark­eit von Beruf und Familie habe bereits zu einer höheren Frauenerwe­rbsquote geführt.

Zudem gibt es nach den neuen Daten immer mehr Menschen, für die über Jahrzehnte Beiträge in die Rentenkass­e geflossen sind. So ist der Anteil der Neurentner­innen und Neurentner mit 35 und mehr Versicheru­ngsjahren von 59 Prozent 2001 auf 73 Prozent 2021 gestiegen. „Grund für diese Entwicklun­g ist vor allem die steigende Erwerbsbet­eiligung von Frauen in Westdeutsc­hland und die damit verbundene Beitragsza­hlung zur Rentenvers­icherung“, sagte auch Jens Dirk Wohlfeil, der Vorsitzend­e der Bundesvert­reterversa­mmlung, am Mittwoch in Berlin. Dies führe zu einer besseren Altersabsi­cherung dieser Frauen durch die gesetzlich­e Rente. Bei den Frauen in den alten Ländern gab es seit 2001 einen Anstieg bei den Neurentner­innen, die mindestens 35 Versicheru­ngsjahre haben, von 27 auf 61 Prozent. 35 Versicheru­ngsjahre sind etwa notwendig, um mit 63 Jahren eine Altersrent­e für langjährig Versichert­e erhalten zu können.

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