Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Tettnang hat nun einen eigenen Lebensmittelretter-Schrank
„Retty“steht neben dem Rathaus am Durchgang zur Grabenstraße – Stadt unterstützt das Projekt gegen Lebensmittelverschwendung
TETTNANG (anrö) - In Tettnang kann man seit Neuestem Lebensmittel retten – und zwar mit Hilfe eines neuen Lebensmittel-Retterschranks namens „Retty“, der im Durchgang zur Grabenstraße neben dem Rathaus aufgestellt wurde und kürzlich mit einer kleinen Feier offiziell eingeweiht wurde.
Tettnangs Erster Beigeordneter Gerd Schwarz, der den mit einer roten Schleife versehenen Schrank öffnen, begutachten und einweihen durfte, zeigte sich begeistert, dass man nach längerem Überlegen einen so gut erreichbaren Standort gefunden habe. „Hier gehen viele Bürger in der Mittagspause vorbei und können sich bei „Retty“bedienen oder ihm etwas zukommen lassen“, sagte er.
Ebenfalls bei der Einweihung mit dabei waren Melanie Friedrich von der Anlaufstelle für Bürgerengagement und die Gruppe der Ehrenamtlichen mit „Retty“-Patin Anna Wenisch, Erich Schöpe, Claudia Thurnherr,
Gisela Imhoff, Karin Plettscher und Peter Brauchle. Schränke für das Retten von Lebensmitteln gibt es mittlerweile in vielen Städten, wo sie als „Fairteiler“bekannt sind. Die Schränke können mit allen Lebensmitteln befüllt werden, die nicht verwendet oder zu reichlich eingekauft wurden.
Auch abgelaufene Lebensmittel sind willkommen, da sie meistens weit über das MHD hinaus genießbar sind. Ausgeschlossen sind verderbliche beziehungsweise kühlpflichtige Waren wie Fleisch- und Milchprodukte. Regelmäßig gepflegt wird der Lebensmittelschrank von den ehrenamtlichen Helfern.
Was genau rein darf und was nicht steht auf einer am Schrank angebrachten Liste. Um etwas aus dem Schrank zu nehmen, müsse man nicht bedürftig sein, betonen die Initiatoren. Denn im Vordergrund stehe „Foodsharing“– Das bedeutet, Lebensmittel an alle zu verteilen, statt sie zu vernichten. In Deutschland werden laut WWF aktuell mehr als ein Drittel produzierter, essbarer Lebensmittel
weggeworfen. Dieser Verschwendung wolle man auf diese Weise entgegentreten.
Der Anstoß für die Aktion kam von Anna Wenisch in einem Workshop der Initiative „GemeinwohlWerkstatt-TT“, die von der Anlaufstelle für Bürgerengagement der Stadt Tettnang unterstützt wird. Dort wird an vielen unterschiedlichen Projekten für das Gemeinwohl gearbeitet. Beharrlichkeit, etwas zu tun, müsse in unserer Gesellschaft wieder erlernt und gefördert werden, findet Anna Wenisch. Man freue sich, den Gedanken erfolgreich umgesetzt zu haben. Claudia Thurnherr ist der Ansicht, dass die Bürger nicht warten sollten, bis die Politik irgendwann reagiert, sondern selbst aktiv werden sollten. So verwirklicht das engagierte Team schon die nächsten Ideen: Es wird regelmäßig ein gemeinsames Vesper in der Anlaufstelle geben. Dort kann jeder mitmachen und überschüssige Lebensmittel mitbringen, die dann gemeinsam gegessen werden. Auch über neue Helfer würde man sich sehr freuen.