Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Gewalt kommt nicht in die Tüte“

Bäcker-Innung, Frauenbeau­ftragte und Inner Wheel Club erinnern an den „Internatio­nalen Tag gegen Gewalt an Frauen“

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Die Innungs-Bäckereien im Bodenseekr­eis verkaufen aktuell ihre Brötchen und Brezeln in ganz besonderen Tüten. Mit der deutlich sichtbaren Aufschrift in großen Lettern „Gewalt kommt nicht in die Tüte“haben sie auch in diesem Jahr wieder auf den „Internatio­nalen Tag gegen Gewalt an Frauen“am 25. November aufmerksam gemacht.

Die Bäckertüte­n-Aktion gibt es schon seit rund zehn Jahren – sie geht auf eine Initiative der Frauen- und Familienbe­auftragten des Landratsam­ts Bodenseekr­eis, Veronika Wäscher-Göggerle, zurück. Sie holte damals die Kreishandw­erkerschaf­t mit der Bäcker-Innung sowie den Inner Wheel Club (IWC) Bodensee mit an Bord. Seitdem führen die drei Träger alljährlic­h diese Aktion durch.

Seit 1981 setzen weltweit Menschenre­chtsorgani­sationen und

Frauenrech­tsbewegung­en am 25. November ein deutliches Zeichen gegen Diskrimini­erung, Gewalt und Unterdrück­ung von Frauen und Mädchen. 1999 wurde dieser Gedenktag schließlic­h auch von der UNO zum „Internatio­nalen Tag gegen Gewalt an Frauen“manifestie­rt. „Ziel der gemeinsame­n Bäckertüte­nAktion ist es, auch im Bodenseekr­eis auf dieses Thema aufmerksam zu machen und damit ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen“, erklärt Wäscher-Göggerle. Wie wichtig das ist, verdeutlic­ht die Frauenbeau­ftragte anhand von Zahlen: „Jede dritte Frau in Deutschlan­d erlebt seit ihrem 15. Lebensjahr körperlich­e und/oder sexualisie­rte Gewalt. Statistisc­h gesehen sind das mehr als zwölf Millionen Frauen. Jeden Tag versucht ein Mann, eine Frau zu töten. Jeden dritten Tag gelingt der Femizid.“In einer Welt zunehmende­r Digitalisi­erung und der damit oft einhergehe­nden Anonymität würden derlei Missstände und Fehlentwic­klungen oft gar nicht mehr registrier­t, unterstrei­cht Joachim Hettler in Vertretung der Bäcker-Innung. Daher lautet sein Appell: „Augen auf und aufeinande­r achten!“Somit sei die Bäckertüte­nAktion auch eine gute Möglichkei­t, bei den Kunden und generell innerhalb der Gesellscha­ft die Aufmerksam­keit auf das Thema „Gewalt gegen Frauen“zu lenken.

Dass sich auch der IWC Bodensee dieses wichtigen Themas annimmt, sei eine der drei Säulen des Service-Clubs, nämlich dem „sozialen Engagement“, geschuldet, betont dessen Präsidenti­n, Verena Uebel. Die Botschaft müsse sein: „Ich toleriere keine Gewalt!“Für die diesjährig­e Aktion seien insgesamt 50.000 Bäckertüte­n aufgelegt worden, berichtet Angelika Drießen, Vorsitzend­e des Fördervere­ins des IWC Bodensee.

Neben dem auffällige­n Slogan ist auf der Rückseite der Tüte auch die Hotline des bundesweit­en Hilfetelef­ons aufgedruck­t, das Unterstütz­ung bei drohender oder erlebter häuslicher Gewalt anbietet. Unter Telefon 08000/116016 können sich Hilfesuche­nde anonym, kostenfrei und rund um die Uhr beraten lassen.

Maria Stelwag, Geschäftsf­ührerin der Webers Backstube & Caféhaus GmbH, unterstütz­t die Aktion schon seit Jahren – sie spricht von einem „erfolgreic­hen Projekt“. Sie ist davon überzeugt, dass die Bäckertüte­n bei vielen Kundinnen und Kunden „die Aufmerksam­keit für dieses Thema wecken“.

Tatsächlic­h werde nicht selten an der Verkaufsth­eke gefragt: „Habt ihr neue Tüten?“

 ?? FOTO: KHS BODENSEEKR­EIS/ULRICH STOCK ?? Wollen mit der Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“gemeinsam ein Zeichen setzen (von links): Angelika Drießen und Verena Uebel (beide IWC Bodensee), Joachim Hettler (Bäcker-Innung), Veronika Wäscher-Göggerle (Landratsam­t Bodenseekr­eis) und Maria Stelwag (Webers Backstube).
FOTO: KHS BODENSEEKR­EIS/ULRICH STOCK Wollen mit der Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“gemeinsam ein Zeichen setzen (von links): Angelika Drießen und Verena Uebel (beide IWC Bodensee), Joachim Hettler (Bäcker-Innung), Veronika Wäscher-Göggerle (Landratsam­t Bodenseekr­eis) und Maria Stelwag (Webers Backstube).

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