Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Coup in Kontiolahti
Sein erstes Weltcup-Podest soll für Biathlet David Zobel erst der Anfang sein
KONTIOLAHTI (SID/dpa) - Nach dem größten Erfolg seiner Karriere staunte David Zobel selbst über seine ruhige Hand. 20-mal hatte er den Abzug seines Gewehrs gedrückt, 20mal fanden die Patronen den Weg in die schwarzen Scheiben von Kontiolahti. Nervenstark schoss sich der 26 Jahre alte Biathlet im 20-km-Einzel zum Saisonauftakt erstmals auf das Weltcup-Podest. „Bei der Quali vor einer Woche war ich zum ersten Mal im Leben fehlerfrei, jetzt habe ich das zweite Mal gleich draufgesetzt“, sagte Zobel, der mit der Nummer 74 von 97 gestartet war. Weil er obendrein „epische Ski“hatte, reichte es im 14. Weltcuprennen zum ersten TopDrei-Ergebnis.
20 Kilometer lang litt der gebürtige Starnberger Zobel erfolgreich. „Ein Einzel tut unfassbar weh. Aber wenn man gut unterwegs ist und gut schießt, macht es auch Spaß“, sagte er – und weckte Hoffnung auf mehr. Spätzünder Zobel, der erst im März 2021 im Weltcup debütiert hatte, fuhr vor acht Monaten als MassenstartAchter in Oslo sein bis dato bestes Resultat ein. Bereits 2016 hatte er als Junioren-Europameister in Pokljuka sein großes Talent angedeutet.
Als Motivation schaut er sich schon mal alte Rennen von Erik Lesser an. So mehrfach den WM-Verfolgungssieg Lessers 2015 in Kontiolahti. „Das sind Geschichten, die einen pushen und zeigen, dass es möglich ist“, sagte Zobel.
Sein Kontiolahti-Coup inklusive WM-Norm forderte aus deutscher Sicht auch einen Verlierer. Denn im Schlussspurt verwies Zobel ausgerechnet Teamkollege Roman Rees hauchdünn auf Rang vier – doch der nahm es gefasst. „Ich gönne es ihm total“, sagte er in der ARD. „Wenn Gute aufhören, schieben sich andere da rein und übernehmen Verantwortung.“
Nach den Rücktritten von Lesser, Arnd Peiffer und Simon Schempp ist Benedikt Doll (32) der Letzte aus der goldenen Generation der BiathlonMänner. Alle waren Einzelweltmeister und holten Olympiamedaillen.
Doch auch Benedikt Doll hört bald auf. Zobels Ziel: Er und die anderen um Rees (29), Philipp Nawrath (29), Philipp Horn (28) und Justus Strelow (25) wollen an diese Erfolge anknüpfen. „Wenn man sich keine großen Ziele setzt, kann man nicht viel erreichen“, sagt der gebürtige Starnberger. „Aber es ist noch Luft nach oben.“
Mit seinem Podiumsplatz in Finnland hat Zobel ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Bis zum Saisonhöhepunkt bei der Heim-WM in Oberhof bleiben ihm zweieinhalb Monate, um zu beweisen, dass Kontiolahti keine Eintagsfliege war.