Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Vom MTU-Cup zur Weltkarrie­re

Beim Turnier für U15-Fußballer in Friedrichs­hafen sind heutige Topstars aufgelaufe­n – Eine subjektive Auswahl

- Von Timo Schoch und Thorsten Kern

FRIEDRICHS­HAFEN - Den MTUCup für U15-Fußballer gibt es in Friedrichs­hafen seit 2003. Jahrelang starteten Talente namhafter Vereine in der ZF-Arena, nach der Sperrung der Halle und der coronabedi­ngten Zwangspaus­e gibt es an diesem Wochenende in der Messehalle A1 eine Neuauflage. Viele Nachwuchsk­icker haben beim MTU-Cup die ersten Schritte hin zu einer prächtigen Profikarri­ere gemacht. „Wir haben hier schon eine Weltauswah­l gesehen“, sagt Turnierorg­anisator Klaus Segelbache­r nicht ohne Stolz. Hier eine subjektive Topelf – inklusive Trainer.

Marc-André ter Stegen: Mit Mönchengla­dbach wurde ter Stegen Vierter beim MTU-Cup 2006, ohne den reaktionss­chnellen Torwart hätte die Borussia schlechter abgeschnit­ten. Inzwischen ist ter Stegen einer der besten Torhüter der Welt. Kein Wunder also, dass der legendäre FC Barcelona bei ter Stegens letzter Vertragsve­rlängerung die Ausstiegsk­lausel auf 500 Millionen Euro erhöht hat. Ter Stegen ist ein Garant für Titel, denen er gerne noch weitere zum Champions-League-Sieg (2015), den vier spanischen Meistersch­aften und fünf Copa-del-Rey-Erfolgen dazufügen würde.

Niklas Süle: Rein von der Statur musste Niklas Süle ja schon beim MTU-Cup auffallen. Mit seinen heute 1,95 Metern überragt er andere Fußballer oft um ein Vielfaches. Aber Süle machte in Friedrichs­hafen nicht allein durch seine Körpergröß­e auf sich aufmerksam, sondern auch durch seine Abwehrküns­te. Nach Hoffenheim spielte er fünf Jahre beim FC Bayern, wurde ChampionsL­eague-Sieger, fünfmal Meister und zweimal Pokalsiege­r. Inzwischen spielt Süle in Dortmund.

Emre Can: Süles Teamkolleg­e beim BVB – und Torschütze der Saison 2016/17 in der englischen Premier League! Oft eher bekannt als Abräumer, kann es der inzwischen 28-Jährige auch filigran. Cans Seitfallzi­eher im Trikot des FC Liverpool gegen den FC Watford wurde zu Recht zum Tor des Jahres gekürt. Auch beim MTU-Cup spielte Can 2008 seine offensiven Stärken aus – im Trikot von Eintracht Frankfurt wurde er bester Torschütze.

Granit Xhaka: Der FC Basel landete beim MTU-Cup 2005 unter ferner Liefen. Doch bei den Talentscou­ts blieb trotzdem ein Name in den Notizblöck­en stehen: Granit Xhaka. Der Schweizer mit kosovarisc­h-albanische­n Wurzeln zog im Mittelfeld die Fäden. Dirigierte und formte das Spiel. Ganz so, wie er es später bei Borussia Mönchengla­dbach und dem FC Arsenal machte. Bei allen seinen Stationen drückte er dem Spiel seinen Stempel auf.

Dani Olmo: Der Spanier war beim MTU-Cup „nur“ein Mitläufer. Keine persönlich­e Auszeichnu­ng. Beim großen FC Barcelona ragten andere heraus. Olmos Karrieremo­tor zündete also erst später. Aber dann mit Nachbrenne­r. Bei Dinamo Zagreb war sein Talent bereits erkennbar. Mit 16 Jahren und neun Monaten debütierte er in der kroatische­n Liga. Vier Meistersch­aften und drei Pokalsiege später stand RB Leipzig auf der Matte.

Thomas Müller: Dauerbrenn­er, Feingeist – der Mann für die besonderen Momente. „Thomas Müller spielt immer“, sagte einst BayernTrai­ner Louis van Gaal, der Müller von den Amateuren des FCB in den Profikader beförderte. 2019 war Müllers Standing beim damaligen Trainer

Niko Kovac deutlich weniger gut. „Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen“, sagte Kovac. Müller spielt aber immer noch und hat fast alles gewonnen, was ein Fußballer gewinnen kann. „Müller war bei der ersten Auflage des MTU-Cups da“, erinnert sich Segelbache­r an 2003, als wäre es gestern gewesen. Sogar einige Mitspieler aus Bayerns damaliger U15 hat Segelbache­r direkt parat, etwa Holger Badstuber. Eine Karriere wie der 34-jährige Müller hat keiner hingelegt.

Mario Götze:

Deutschlan­d sonnte sich im

Sommermärc­hen und Mario Götze gewann mit Borussia Dortmund das Finale des

MTU-Cups gegen Austria Wien und einem gewissen David Alaba.

2006 war das. Und während die Welt begeistert auf das lebensfroh­e Fußball-Deutschlan­d schaute, entwickelt­e sich im Ruhrpott eine Weltkarrie­re. Fünfmal deutscher Meister, viermal DFB-Pokalsiege­r, Weltmeiste­r und Final-Held 2014. Nach Auf und Abs in den vergangene­n Jahren hat sich Götze im gesetztere­n Fußballalt­er bei Eintracht Frankfurt wieder stabilisie­rt – und feierte nach fünf Jahren sein Comeback in der Nationalma­nnschaft.

Jamal Musiala: Einer, der prädestini­ert ist für einen Götze-Moment. Musiala ist gerade das wohl herausrage­ndste deutsche Talent, unter anderem ist er der jüngste Bundesliga­Torschütze in der Geschichte des FC Bayern. 2016 spielte er mit der U15 des FC Chelsea in der ZF-Arena. „Manche Scouts sind nur wegen ihm gekommen“, erinnert sich Segelbache­r. Musiala hinterließ bleibenden Eindruck, die Clubs standen Schlange, der FC Bayern erhielt den Zuschlag. An Musialas Karriere wollen sich viele Nachwuchsk­icker ein Vorbild nehmen.

Ansu Fati: Neben vielen deutschen Stars gibt es natürlich jede Menge ausländisc­he Topspieler, die ihr Können als Jugendlich­er am Bodensee gezeigt haben. Darunter sind WM-Teilnehmer wie Breel Embolo und Eric Garcia – oder eben Ansu Fati. Jüngster Ligatorsch­ütze des FC Barcelona, jüngster Champions-League-Spieler in der ruhmreiche­n Barca-Vereinsges­chichte, jüngster Torschütze der Champions-LeagueGesc­hichte – und 2015 bester Spieler beim MTU-Cup.

Youssoufa Moukoko: Aktueller WM-Teilnehmer mit Deutschlan­d, brach diverse Rekorde in den deutschen Nachwuchsl­igen und ist jüngster Bundesliga­spieler aller Zeiten. 2016 war Moukoko als Zwölfjähri­ger mit Borussia Dortmund beim MTUCup – und wurde bester Spieler und Torschütze. Immer wieder gibt es beim gebürtigen Kameruner allerdings Diskussion­en um sein Alter.

Max Meyer: Ein Weltstar – zumindest laut den Worten seines Managers Roger Wittmann. Doch der verzockte sich leider böse. Statt Champions League spielte Meyer ab 2018 bei Crystal Palace in der Premier League um den Abstieg. Doch damit begann auch sein persönlich­er Abstieg, der ihn schließlic­h über viele Stationen nun bis zum FC Luzern in die Schweiz führte. Meyer hatte alle Anlagen zum Weltstar. Beim MTU-Cup 2009 wurde er zum besten Spieler ausgezeich­net.

Thomas Tuchel: Der Trainer unserer MTU-Topmannsch­aft ist momentan ohne Job. Anfang September wurde Tuchel beim FC Chelsea entlassen – die Engländer hatte er 2021 zum Sieg in der Champions League geführt. Tuchel war als Trainer des VfB Stuttgart beim MTU-Cup.

Alle Informatio­nen zum MTU-Cup am 3. und 4. Dezember in der Messehalle A1 in Friedrichs­hafen, zu den Spielpläne­n und den Tickets gibt es unter:

www.mtu-cup.de

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FOTOS (3): FEDERICO GAMBARINI/DPA / INA FASSBENDER/AFP / CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Thomas Müller (großes Bild) steht derzeit mit Deutschlan­d bei der WM in Katar im Fokus – genauso wie Youssoufa Moukoko (oben re.), Jamal Musiala (kleines Foto li.) und Niklas Süle (kleines Foto re.). Alle spielten schon beim MTU-Cup.
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FOTO: IMAGO Max Meyer
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FOTO: BANDIC/DPA Thomas Tuchel

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