Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Blauschimm­el-Alarm im Weißen Haus

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Die Beziehunge­n zwischen Paris und Washington sind etwas Außergewöh­nliches. Extraordin­är, wie der Franzose zu sagen pflegt. Hochoffizi­elle Besuche nutzen die Staatsober­häupter stets, um mit ganz besonderen Mitbringse­ln aufzuwarte­n – es sei nur an die Freiheitss­tatue erinnert. Im Bewusstsei­n, dies niemals übertrumpf­en zu können, bewies Emmanuel Macron zumindest Stil und Esprit. Als er am Donnerstag bei Joe Biden vorbeischa­ute, hatte er ein Designer-Tässchen aus der Manufaktur Christofle und den renommiert­en Regisseur

Claude Lelouch im Gepäck. Im Gegensatz zum Edel-Porzellan durfte Lelouch das Weiße Haus im Anschluss aber wieder verlassen.

Nicht bekannt ist, ob sich die Delegation zuvor über das Abendessen echauffier­t hat. Gereicht wurden Hummer, Kürbis und Kuchen. Gastgeberi­n Jill Biden bewies aber Mut und tischte den Franzosen Schaumwein und Käse auf – aus US-Produktion. Um exakt zu sein, handelte es sich bei Letzterem um Rogue River Blue, einen Blauschimm­el aus Oregon, den Gewinner der Käse-WM 2019. Laut Hersteller reift er monatelang in einer Höhle und wird in biodynamis­che, in Birnengeis­t eingelegte Syrah-Weinblätte­r eingelegt. Er schmecke nach „Früchten, Brombeere, Vanille, Haselnuss, Schokolade und Speck“. Gleichzeit­ig? Mon dieu!

Deutschlan­d kann da eh abstinken. Dass es bei Kanzlervis­iten ähnlich extravagan­t zuging, ist nicht überliefer­t. Im Gegenteil. Man denke nur an die katzentisc­hartige Behandlung, die Donald Trump einst Angela Merkel angedeihen ließ. Wahrschein­lich gab es gar nichts. (jos)

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FOTO: IMAGO Provokatio­n oder Genuss? Ami-Käse für die Gäste aus Paris.

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