Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Auch viele Jobcenter arbeiten am Limit
Im Oktober haben die Personalräte der Jobcenter angesichts der Einführung des Bürgergeldes einen Brandbrief geschrieben, in dem sie vor der Überlastung der Mitarbeitenden warnten.
Von einer generellen Überlastung der Arbeitsagenturen oder der Jobcenter könne zwar derzeit nicht gesprochen werden, heißt es in dem Brief. Es gebe aber immer wieder Zeiträume, „in denen die Arbeitsbelastung ungewöhnlich hoch ist“, so Christoph Löhr, Presdrei sesprecher der Arbeitsagentur Nordrhein-Westfalen. So zum Beispiel im ersten Lockdown, „als eine historisch gesehen beispiellose Zahl an Anzeigen für Kurzarbeitergeld“einging oder beim Übergang der Ukraine-Geflüchteten in die Grundsicherung.
Letzteres führte auch in Tübingen, wo es generell noch einen guten Betreuungsschlüssel gebe, zu enormer zusätzlicher Arbeit, so Ellen Klaiber, Geschäftsführerin des örtlichen Jobcenters. Innerhalb von
Monaten stieg die Zahl der Betreuten um 25 Prozent. Auch der Personalmangel durch Erkrankungen und schwer zu besetzende offene Stellen führe zu Engpässen. „Insofern sind Mitarbeitende sehr stark belastet, wenn alle genannten Faktoren eintreffen und noch Urlaubszeit ist, phasenweise auch überlastet“, sagt Klaiber. Am häufigsten höre sie von Mitarbeitern, dass ein ausreichendes Budget für die Umsetzung der Vorhaben zur Verfügung gestellt werden müsse.
Die sozialpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Jessica Tatti, wirft der Bundesregierung vor, die Jobcenter nicht mit ausreichend Mitteln auszustatten.
„Für die Verwaltung soll es 2023 gut 5,2 Milliarden Euro geben – die realen Ausgaben lagen aber bereits 2021 bei fast sechs Milliarden“, so Tatti. Bürgergeld und zusätzliche Betreuung der Ukraine-Geflüchteten müssten von den zuständigen Stellen mit weniger Geld umgesetzt werden. (jw)