Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bauten aus Stahl und Glas waren seine Leidenschaft
Architekt Meinhard von Gerkan (87) gestorben – Er schuf den neuen Berliner Hauptbahnhof
HAMBURG (AFP) - Er konzipierte Hauptbahnhöfe, Flughäfen, Museen und Stadien: Der für seine modernen Funktionsbauten aus Stahl und Glas bekannte Architekt Meinhard von Gerkan ist mit 87 Jahren gestorben. Wie sein Büro am Donnerstag in Hamburg mitteilte, starb der international einflussreiche Architekt am Mittwoch im Kreis seiner Familie. Weitere Angaben machte das Unternehmen nicht.
Von Gerkan gehörte zu den prägendsten deutschen Architekten der Gegenwart und war auch international bei vielen Projekten im Einsatz. Das von ihm gegründete Hamburger Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner (GMP) baute in den vergangenen Jahrzehnten etwa den Berliner Hauptbahnhof sowie die beiden Berliner Flughäfen BER und Tegel und die Neue Messe in Leipzig. Weltweit machten sich von Gerkan und sein Team unter anderem auch einen Namen als Spezialisten für Sportarenen. So konzipierten sie etliche Stadien für die beiden Fußballweltmeisterschaften 2010 und 2014 in Südafrika und Brasilien. Insbesondere in Asien waren er und seine Firma mit renommierten Bauprojekten betraut.
Von Gerkan kam am 3. Januar 1935 in Riga zu Welt und verlor im Zweiten
Weltkrieg seine Eltern. Nach seiner Flucht nach Westdeutschland wuchs er in Pflegefamilien auf, studierte Architektur und gründete 1965 mit einem Studienkollegen in Hamburg die Sozietät GMP, die sich einen Namen durch Siege in Gestaltungswettbewerben für Großprojekte machte. Zu ihren ersten Aufträgen gehörte der Berliner Großstadtflughafen Tegel. Von Gerkan war zudem an Hochschulen im In- und Ausland als Professor für Architektur tätig, übernahm Preisrichter- und Gutachteraufgaben und veröffentlichte Bücher, Aufsätze und Zeitungsartikel. Er war seit 1985 in zweiter Ehe verheiratet und hinterlässt sechs Kinder.
Sein Wirken war immer wieder auch von öffentlichen Kontroversen und Konflikten mit den öffentlichen Auftraggebern von Großprojekten verbunden. Für Schlagzeilen sorgte sein Streit mit der Deutschen Bahn beim Bau des Berliner Hauptbahnhofs. Auch seine Beteiligung als Chefarchitekt an der Planung des Berliner Flughafens stand teils unter keinem guten Stern. Die Betreibergesellschaft kündigte wegen Fehlern beim Brandschutz der gesamten Planungsgemeinschaft, also auch von Gerkan. Dagegen ging dieser juristisch vor.