Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Marokko schreibt Geschichte

Nordafrika­ner ziehen erstmals seit 1986 wieder ins WM-Achtelfina­le ein

- Von Tom Bachmann, Sebastian Stiekel und Jan Kuhlmann

DOHA (dpa) - Marokkos WM-Helden tanzten nach ihrem historisch­en Sieg wild feiernd durch den Mittelkrei­s, die ganze Erleichter­ung nach 36 Jahren Warterei fiel von der Mannschaft um den früheren Bundesliga-Star Achraf Hakimi ab. Erstmals seit 1986 hat sich das Team durch ein 2:1 (2:1) gegen Kanada wieder für ein Achtelfina­le bei einer Fußball-WM qualifizie­rt. Gegen die DFB-Auswahl war damals in Mexiko das Abenteuer durch eine späte 0:1Niederlag­e zu Ende gegangen. Zu einer Neuauflage kommt es in Katar nicht, als Sieger der Gruppe F trifft Marokko am Dienstag auf Deutschlan­ds Gruppengeg­ner Spanien.

„Es ist wunderbar. Wir haben mit unserer Qualifikat­ion für die nächste Runde Geschichte geschriebe­n“, sagte Torschütze Hakim Ziyech. „Ich bin stolz auf das, was wir heute geschafft haben. Wir kämpfen in allen Spielen zusammen.“Teamkolleg­e Romain Saiss ergänzte: „Wir haben mit unserem Herzen für unser Land gespielt. Wegen dieser Momente entscheide­t man sich dafür, Fußball zu spielen.“

Im mit 43.102 Fans nicht ausverkauf­ten Al-Thumama Stadion sorgten Hakim Ziyech (4. Minute) und Youssef En-Nesyri (22.) mit ihren Treffern für einen geschichts­trächtigen Abend und Platz eins in Gruppe F. Erst zum zweiten Mal nach 2014 stehen zwei afrikanisc­he Mannschaft­en in einem WMAchtelfi­nale, vor Marokko hatte sich bereits der Senegal qualifizie­rt. Ghana kann am Freitag nachziehen und für ein nie dagewesene­s afrikanisc­hes Trio in der K.o.-Runde sorgen. Der Erfolg

Marokkos gegen die überforder­ten Kanadier, für die Nayef Aguerd (40.) per Eigentor traf, war zudem der sechste afrikanisc­he Sieg bei dieser Endrunde – Rekord.

Die Kanadier um Bayern-Star Alphonso Davies wirkten von der lautstarke­n Kulisse und den aggressiv verteidige­nden Marokkaner­n von Beginn an beeindruck­t – und leisteten sich früh einen folgenschw­eren Blackout: Nach einem zu kurzen Rückpass von Steven

Vitoria spielte Torhüter Milan Borjan den Ball in Ziyechs Fuß. Der Offensivsp­ieler des FC Chelsea traf aus rund 30 Metern gefühlvoll ins leere Tor.

Marokko war das große Selbstvert­rauen anzumerken. Das Team spielte kombinatio­nssicher, zeigte technische Klasse und sorgte mit temporeich­en Vorstößen stets für Gefahr. Ein Steilpass des früheren Dortmunder­s Hakimi düpierte die Kanadier, En-Nesyri erhöhte. Marokko blieb auch danach spielbesti­mmend – und kassierte doch aus dem Nichts den ersten Gegentreff­er des Turniers. Aguerd klärte eine scharfe Hereingabe von Sam Adekugbe unglücklic­h ins eigene Tor.

Die Kanadier zeigten sich nach der Pause mutiger und kämpften um den ersten Punkt ihrer WM-Geschichte, hatten aber Pech, dass Kapitän Atiba Hutchinson per Kopf nur die Unterkante der Latte traf (71.). „Es war nicht genug. Wir haben alles gegeben, um die ersten Punkte für unser Land zu holen. Leider haben wir es nicht geschafft“, sagte Hutchinson.

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FOTO: SIPA USA/IMAGO Grenzenlos­er Jubel: Marokko feiert einen historisch­en Fußballabe­nd.
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