Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wirbel nach VAR-Eingriff
Frankreich legt Protest gegen Niederlage ein
DOHA (SID) - Didier Deschamps schüttelte den Kopf, er verdrehte immer wieder die Augen und winkte genervt ab. Nach dem Tiefschlag für den Titelverteidiger inklusive Protest-Chaos befand sich Frankreichs Trainer im Verteidigungsmodus. „Ja, wir hätten besser spielen können“, beschwichtigte Deschamps, „aber das hätte am Ausgang der Gruppe nichts geändert.“
Hat sich der zuletzt immer wieder kritisierte Weltmeister-Coach mit seiner Total-Rotation womöglich verzockt? Haben die neun (!) Wechsel in der Startelf negative Auswirkungen auf den Rhythmus von Kylian Mbappe und Co. für das WM-Achtelfinale gegen Robert Lewandowskis Polen am Sonntag (16 Uhr)? „Ich brauche alle 24 Spieler“, entgegnete Deschamps, dessen lustlose Vorstellung auf der Pressekonferenz perfekt zum uninspirierten WM-Auftritt seiner Mannschaft gegen Tunesien (0:1) passte. „Ein paar von ihnen konnten sich erholen und haben nun frische Beine. Das Achtelfinale wird das vierte Spiel in zwölf Tagen, wir mussten rotieren.“
Für zusätzlichen Wirbel nach dem „katastrophalen Spiel“(„L’Equipe“) sorgte im Lager der Franzosen ein Protest, der am Donnerstag offiziell eingelegt wurde. Der französische Verband FFF legte Einspruch gegen die Spielwertung ein. Schiedsrichter Matthew Conger hatte den vermeintlichen Ausgleich durch Antoine Griezmann in der Nachspielzeit (90.+8) nach einem Eingriff des VAR wegen einer Abseitsstellung zurückgenommen – obwohl er die Partie zuvor bereits wieder an- und dann komplett abgepfiffen hatte.
„Ich kenne nicht alle Regeln“, sagte Deschamps. „Aber der Schiedsrichter pfeift ab, dann kommt der VAR. Ich wusste nicht, dass das erlaubt ist. Wusstet Ihr, dass das erlaubt ist?“Vonseiten der FFF hieß es, die Überprüfung des Treffers nach Fortführung der Partie sei nicht regelkonform, das Tor somit „zu Unrecht aberkannt worden“.
Kurios: In der Heimat feierte ein Großteil der Franzosen bereits das späte Remis – der übertragende Kanal TF1 war nach Griezmans Treffer und dem vermeintlichen Schlusspfiff vom Sender gegangen.
Einfluss auf den Turnierfortgang hat die viel diskutierte Szene und eine mögliche offizielle Verhandlung des Protests übrigens keinen. So oder so wird Frankreich, ob am Ende mit sechs oder sieben Punkten, als Gruppensieger gegen Polen spielen. So oder so ist Tunesien, ob mit vier oder zwei Punkten, als Gruppendritter ausgeschieden.