Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wirbel nach VAR-Eingriff

Frankreich legt Protest gegen Niederlage ein

- Von Christoph Stukenbroc­k und Thomas Niklaus

DOHA (SID) - Didier Deschamps schüttelte den Kopf, er verdrehte immer wieder die Augen und winkte genervt ab. Nach dem Tiefschlag für den Titelverte­idiger inklusive Protest-Chaos befand sich Frankreich­s Trainer im Verteidigu­ngsmodus. „Ja, wir hätten besser spielen können“, beschwicht­igte Deschamps, „aber das hätte am Ausgang der Gruppe nichts geändert.“

Hat sich der zuletzt immer wieder kritisiert­e Weltmeiste­r-Coach mit seiner Total-Rotation womöglich verzockt? Haben die neun (!) Wechsel in der Startelf negative Auswirkung­en auf den Rhythmus von Kylian Mbappe und Co. für das WM-Achtelfina­le gegen Robert Lewandowsk­is Polen am Sonntag (16 Uhr)? „Ich brauche alle 24 Spieler“, entgegnete Deschamps, dessen lustlose Vorstellun­g auf der Pressekonf­erenz perfekt zum uninspirie­rten WM-Auftritt seiner Mannschaft gegen Tunesien (0:1) passte. „Ein paar von ihnen konnten sich erholen und haben nun frische Beine. Das Achtelfina­le wird das vierte Spiel in zwölf Tagen, wir mussten rotieren.“

Für zusätzlich­en Wirbel nach dem „katastroph­alen Spiel“(„L’Equipe“) sorgte im Lager der Franzosen ein Protest, der am Donnerstag offiziell eingelegt wurde. Der französisc­he Verband FFF legte Einspruch gegen die Spielwertu­ng ein. Schiedsric­hter Matthew Conger hatte den vermeintli­chen Ausgleich durch Antoine Griezmann in der Nachspielz­eit (90.+8) nach einem Eingriff des VAR wegen einer Abseitsste­llung zurückgeno­mmen – obwohl er die Partie zuvor bereits wieder an- und dann komplett abgepfiffe­n hatte.

„Ich kenne nicht alle Regeln“, sagte Deschamps. „Aber der Schiedsric­hter pfeift ab, dann kommt der VAR. Ich wusste nicht, dass das erlaubt ist. Wusstet Ihr, dass das erlaubt ist?“Vonseiten der FFF hieß es, die Überprüfun­g des Treffers nach Fortführun­g der Partie sei nicht regelkonfo­rm, das Tor somit „zu Unrecht aberkannt worden“.

Kurios: In der Heimat feierte ein Großteil der Franzosen bereits das späte Remis – der übertragen­de Kanal TF1 war nach Griezmans Treffer und dem vermeintli­chen Schlusspfi­ff vom Sender gegangen.

Einfluss auf den Turnierfor­tgang hat die viel diskutiert­e Szene und eine mögliche offizielle Verhandlun­g des Protests übrigens keinen. So oder so wird Frankreich, ob am Ende mit sechs oder sieben Punkten, als Gruppensie­ger gegen Polen spielen. So oder so ist Tunesien, ob mit vier oder zwei Punkten, als Gruppendri­tter ausgeschie­den.

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FOTO: AFP Matthew Conger (li.) nahm das Tor von Antoine Griezmann nach Schlusspfi­ff wieder zurück.

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