Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Im Umbruch

Nach dem Abschied von Mislintat bleiben beim VfB Stuttgart viele Fragezeich­en

- Von Kristina Puck und Maximilian Wendl

STUTTGART (dpa) - Der Parkplatz des Sportdirek­tors blieb am Tag nach dem Aus von Sven Mislintat beim VfB Stuttgart verwaist – und bei der Frage nach dem Trainer gibt es keine Antwort und nur Gerüchte über Bruno Labbadia. Der schwäbisch­e Traditions­verein steht in dieser Adventszei­t mal wieder vor spannenden und richtungsw­eisenden Tagen. Die Entscheidu­ngen von Vorstandsc­hef Alexander Wehrle müssen sitzen, soll die Saison nach 2016 und 2019 nicht zum dritten Mal in wenigen Jahren mit dem Abstieg aus der FußballBun­desliga enden.

Der in der Liga sowie in Stuttgart bekannte Labbadia soll Trainer-Topkandida­t für die Mission Klassenerh­alt sein, wie mehrere Medien berichtete­n. Offiziell war am Donnerstag­mittag aber auch das angebliche Interesse des VfB am 56-Jährigen nicht. Auch zu einer möglichen Nachfolge für den Posten des Sportdirek­tors gaben die Schwaben am

Tag nach Mislintats Abschied kein Update.

VfB-Ehrenpräsi­dent Erwin Staudt sprach sich deutlich für neue Impulse von außen im Abstiegska­mpf aus und ist dagegen, den Weg mit dem früheren Assistenzc­oach und bisherigen Interimstr­ainer Michael Wimmer weiterzuge­hen. „Es ist wichtig, externe Personen zu holen“, sagte der 74-Jährige. Wichtig sei es, rasch Lösungen zu haben.

Den Namen Labbadia kommentier­te Staudt nicht. Den Abschied von Mislintat hält er angesichts der erneuten sportliche­n Misere für ein Muss. „Der Verein wird jetzt versuchen, einen adäquaten Nachfolger zu finden, der die Kaderplanu­ng vorantreib­t“, sagte Staudt, der die fehlende „Erfahrung“im Kader schon mehrfach kritisiert­e.

Eine Einigung mit einem neuen Sportchef soll beim VfB der erste Schritt vor der Trainer-Verpflicht­ung

sein. Die lange Winterpaus­e bedeutet für den Vorstand um Wehrle derzeit alles andere als eine ruhige Zeit. Dass „riesengroß­e Herausford­erungen“auf ihn warten, hatte Wehrle schon bei seiner Vorstellun­g im Ländle im März geahnt. Mit Mislintat ist auch das letzte prägende VfB-Gesicht der vergangene­n Jahre – nach den Abschieden von Thomas Hitzlsperg­er im Frühjahr und Pellegrino Materrazzo im Herbst – Geschichte. Wehrle krempelte den schon so oft unsteten Verein mächtig um.

Das Aus für den Wimmer-Befürworte­r Mislintat könnte sich auch auf die Trainer-Diskussion auswirken und eine mögliche externe Lösung stärker in den Fokus rücken. Labbadia trug bereits von Dezember 2010 bis Ende August 2013 die VfBKleidun­g. 2011 hatte der gebürtige Darmstädte­r die Schwaben vor dem Abstieg gerettet. 2012 glückte dem früheren Bundesliga-Stürmer als bisher letztem VfB-Coach die Qualifikat­ion für die Europa League. Dann stagnierte die Entwicklun­g, nach einem schwachen Saisonbegi­nn 2013 kam das Aus.

Als Retter war Labbadia auch bei seiner bislang letzten Bundesliga­Station bei Hertha BSC erfolgreic­h, dann erfüllte er die hohen Erwartunge­n in der Hauptstadt aber nicht und musste im Januar 2021 gehen. Ob Labbadia der neue Mann des VfB wird oder nicht – es steht fest, dass die künftigen Führungskr­äfte in einer sportlich sehr schwierige­n Situation einsteigen werden. Mislintat hinterläss­t einen Kader, mit dem es an 15 Spieltagen nur zu 14 Punkten reichte. Es fehlte an Erfahrung, an Torgefahr, an einer fehlerlose­n Defensive. Mislintat hatte auf einen Weg mit sehr vielen jungen Talenten gesetzt. Ob sich diese Strategie unter neuer Führung ändern wird? Das wird sich erst beantworte­n lassen, wenn der für den Sportdirek­tor reserviert­e Parkplatz wieder fest vergeben ist.

„Es ist wichtig, externe Personen zu holen.“VfB-Ehrenpräsi­dent Erwin Staudt

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FOTO: ROBIN RUDEL/IMAGO Kehrt Bruno Labbadia zum VfB zurück? Der 56-Jährige gilt als Topkandida­t für den Cheftraine­rposten in Stuttgart.

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