Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wettschießen der Weltstars
„Verteidiger“Lewandowski fordert Mbappé
DOHA (SID) - Seinen Masterplan startete Kylian Mbappé an einer der glamourösesten Adressen. Es ist sechs Monate her, da posierte der französische Superstar im feinen Zwirn bei den Filmfestspielen in Cannes an der Seite von Robert Lewandowski. Sie lachten gemeinsam, sie plauderten – angeblich, so heißt es, an jenem 26. Mai auch über eine gemeinsame Zukunft. Mbappé und Paris St. Germain träumten wohl von einem „explosiven Duo“, wie Le Parisien am Freitag berichtet. Der heiße Transfersommer lief an, Lewandowski wollte nur noch weg aus München und Mbappé hatte bereits einen neuen Megavertrag unterschrieben. Die Lockrufe aber blieben ungehört, der Plan scheiterte.
Am Sonntag (16 Uhr/ZDF und MagentaTV) kommt es im Achtelfinale zum brisanten Wiedersehen zwischen Mbappés Franzosen und Lewandowski, inzwischen in Barcelona auf Torejagd, mit Polen – diesmal auf dem Feld, als Gegner. Und die Nebengeräusche? Beide Seiten hüllten sich dazu in Schweigen. So oder so werden die Augen auf das Duell der beiden Superstars gerichtet sein. Auf der einen Seite Überflieger Mbappé, erst 23 Jahre alt, und mit seinen drei Treffern bereits auf dem besten Weg, zum zweiten Mal Weltmeister zu werden. Und auf der anderen der zweimalige FIFA-Weltfußballer Lewandowski (34), der mit Polen als klarer Außenseiter antritt.
Ob es allerdings zum Wettschießen der Torjäger kommt, scheint äußerst fraglich. Polen zitterte sich mit destruktiver Spielweise eine Runde weiter – und Lewandowski? Der kam gegen Argentinien (0:2) auch aufgrund seiner neuen „Verteidiger“Rolle eigentlich nie in gefährliche Abschlusssituationen. „Das ist eine große Herausforderung für uns“, betonte der polnische Angreifer, der sich mit Kuscheleinheiten mit seinen beiden Töchtern von der Abwehrschlacht gegen Lionel Messi und Co. erholte: „Wir wissen, welche Spieler sie haben, aber wir müssen das Beste daraus machen und kämpfen.“
Vor allem gegen Mbappé. Natürlich wird der Dribbelkünstler in die Startelf des Titelverteidigers zurückkehren, nachdem Didier Deschamps gegen Tunesien (0:1) noch kräftig rotiert hatte. „Ein paar von ihnen konnten sich erholen und haben nun frische Beine“, betonte der französische Coach. Eine Warnung an Polen? Nicht für Elfmeterkiller Wojciech Szczesny. Der beste Schlüssel, um Mbappé zu stoppen, sei er selbst, scherzte der polnische Torhüter, auf den es womöglich noch mehr als auf Lewandowski ankommen wird.
Denn Mbappé kommt allmählich in Fahrt, genießt seine Freiheiten und profitiert von Olivier Giroud als zentralem Stürmer, der immer wieder Räume schafft. Genau so, wie es sich Mbappé wohl auch mit Lewandowski in Paris vorgestellt hatte.