Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ökotest findet Mineralöls­puren in Butter und Nikoläusen

Die Regierung erhofft sich von einer Verordnung jetzt Besserung – Doch der Lebensmitt­elverband warnt vor höheren Preisen

- Dominik Guggemos

BERLIN - Das Verbrauche­rmagazin Ökotest hat Rückstände von Mineralöl in zahlreiche­n Buttermark­en und Schoko-Nikoläusen festgestel­lt. Just in der Adventszei­t kann einem da die Lust auf Plätzchen schon einmal vergehen. „Mineralölb­elastete Lebensmitt­el sind ein No-Go und gehören nicht in unser Essen – weder in Butter noch in Schoko-Nikoläuse“, sagt Renate Künast der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die ernährungs­politische Sprecherin der Grünen hat in einer kleinen Anfrage, die dieser Zeitung exklusiv vorliegt, die Bundesregi­erung gefragt, was sie dagegen unternehme­n will.

Auf nationaler Ebene verspricht sich das zuständige Ernährungs­ministeriu­m

vor allem von einer Mineralölv­erordnung Besserung. Sie sei bereits im August dem Bundesrat zugeleitet worden. Die dort auftretend­en Verzögerun­gen nimmt die Regierung „mit Bedauern und Besorgnis zur Kenntnis“.

Künast „kann die Bundesländ­er nur inständig bitten, die Verordnung zeitnah zu verabschie­den“. Sie verhindere, dass krebserzeu­gende Stoffe von der Verpackung ins Essen gelangen würden. Woran hakt es?

Der Sprecher der CDU-geführten Länder, Baden-Württember­gs Agrarminis­ter Peter Hauk, verweist auf Nachfrage darauf, dass sein Land bereits seit 2021 Mineralöla­nalytik in der amtlichen Lebensmitt­elüberwach­ung etabliert habe – und deutet die Zustimmung des Bundesrats in dessen Sitzung am 16. Dezember an. Es sei „sinnvoll, jetzt diese nationale

Regelung, die bereits seit zehn Jahren diskutiert wird, zu erlassen“.

Kern der Mineralölv­erordnung ist eine sogenannte „funktionel­le Barriere“. Was kann man sich darunter vorstellen? „In einfachen Worten könnte man sagen, dass eine funktionel­le Barriere als Sperre für unerwünsch­te Substanzen dient“, erklärt ein Sprecher des Bundesamte­s für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it. Im konkreten Fall soll sie den Übergang von aromatisch­en Mineralölk­ohlenwasse­rstoffen aus Papier, Pappe oder Karton auf Lebensmitt­el verhindern.

„Aber auch die Lebensmitt­elindustri­e muss ihre Verantwort­ung ernst nehmen“, mahnt Künast. Dort ist man allerdings der Ansicht, dass die Verordnung „sehr viel mehr negative Auswirkung­en hätte, als dass sie einen Beitrag zum Verbrauche­rschutz leisten würde“, sagt Sieglinde Stähle, Wissenscha­ftliche Leiterin beim Lebensmitt­elverband im Gespräch. Sie verweist darauf, dass immer mehr Altpapierm­aterial eingesetzt werde, um Kunststoff­verpackung­en zu ersetzen, beispielsw­eise bei Frischobst. Die Verordnung würde daher „alles ein stückweit teurer machen“.

Daten aus den Jahren 2019 bis 2021 belegen laut Stähle, dass deutsche Lebensmitt­el „nahezu frei von MOAH sind“. Das sei der weitaus kritischer­e der beiden relevanten Mineralölk­ohlenwasse­rstoffe. MOAH sei, betont Stähle, auch bei Ökotest nur in einer Butter gefunden wurde.

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FOTO: MARTIN GERTEN/DPA Schoko_Nikoläus sind angeblich häufig belastet.

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