Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ökotest findet Mineralölspuren in Butter und Nikoläusen
Die Regierung erhofft sich von einer Verordnung jetzt Besserung – Doch der Lebensmittelverband warnt vor höheren Preisen
BERLIN - Das Verbrauchermagazin Ökotest hat Rückstände von Mineralöl in zahlreichen Buttermarken und Schoko-Nikoläusen festgestellt. Just in der Adventszeit kann einem da die Lust auf Plätzchen schon einmal vergehen. „Mineralölbelastete Lebensmittel sind ein No-Go und gehören nicht in unser Essen – weder in Butter noch in Schoko-Nikoläuse“, sagt Renate Künast der „Schwäbischen Zeitung“. Die ernährungspolitische Sprecherin der Grünen hat in einer kleinen Anfrage, die dieser Zeitung exklusiv vorliegt, die Bundesregierung gefragt, was sie dagegen unternehmen will.
Auf nationaler Ebene verspricht sich das zuständige Ernährungsministerium
vor allem von einer Mineralölverordnung Besserung. Sie sei bereits im August dem Bundesrat zugeleitet worden. Die dort auftretenden Verzögerungen nimmt die Regierung „mit Bedauern und Besorgnis zur Kenntnis“.
Künast „kann die Bundesländer nur inständig bitten, die Verordnung zeitnah zu verabschieden“. Sie verhindere, dass krebserzeugende Stoffe von der Verpackung ins Essen gelangen würden. Woran hakt es?
Der Sprecher der CDU-geführten Länder, Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk, verweist auf Nachfrage darauf, dass sein Land bereits seit 2021 Mineralölanalytik in der amtlichen Lebensmittelüberwachung etabliert habe – und deutet die Zustimmung des Bundesrats in dessen Sitzung am 16. Dezember an. Es sei „sinnvoll, jetzt diese nationale
Regelung, die bereits seit zehn Jahren diskutiert wird, zu erlassen“.
Kern der Mineralölverordnung ist eine sogenannte „funktionelle Barriere“. Was kann man sich darunter vorstellen? „In einfachen Worten könnte man sagen, dass eine funktionelle Barriere als Sperre für unerwünschte Substanzen dient“, erklärt ein Sprecher des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Im konkreten Fall soll sie den Übergang von aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen aus Papier, Pappe oder Karton auf Lebensmittel verhindern.
„Aber auch die Lebensmittelindustrie muss ihre Verantwortung ernst nehmen“, mahnt Künast. Dort ist man allerdings der Ansicht, dass die Verordnung „sehr viel mehr negative Auswirkungen hätte, als dass sie einen Beitrag zum Verbraucherschutz leisten würde“, sagt Sieglinde Stähle, Wissenschaftliche Leiterin beim Lebensmittelverband im Gespräch. Sie verweist darauf, dass immer mehr Altpapiermaterial eingesetzt werde, um Kunststoffverpackungen zu ersetzen, beispielsweise bei Frischobst. Die Verordnung würde daher „alles ein stückweit teurer machen“.
Daten aus den Jahren 2019 bis 2021 belegen laut Stähle, dass deutsche Lebensmittel „nahezu frei von MOAH sind“. Das sei der weitaus kritischere der beiden relevanten Mineralölkohlenwasserstoffe. MOAH sei, betont Stähle, auch bei Ökotest nur in einer Butter gefunden wurde.