Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das Sparschwein leert sich
Immenstaad muss wohl an seine Rücklagen, um den nächsten Haushalt auszugleichen – Teure Investitionen
IMMENSTAAD - Explodierende Energiepreise, hohe Personalkosten und ein teures Großprojekt vor der Brust: Finanziell gesehen kommen herausfordernde Zeiten auf die Gemeinde Immenstaad zu. Das schlägt sich im Haushaltsentwurf für das Jahr 2023 nieder, der in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats eingebracht worden ist.
Neue Schulden muss Immenstaad demnach im nächsten Jahr voraussichtlich keine machen – mittelfristig kommt die Gemeinde um Kreditaufnahmen aber wohl nicht herum.
„Wir haben versucht, einen Haushalt vorzulegen, der eine Grundlage für Großprojekte skizziert, aber auch den Herausforderungen der Zeit Rechnung trägt“, sagte Bürgermeister Johannes Henne.
Statt sich von den Folgen der Corona-Pandemie erholen zu können, gebe es mit dem Krieg in der Ukraine bereits die nächste Krise. Mangel an bezahlbarem Wohnraum und Fachkräften, stetig steigende Energiekosten und Baupreise – all das führe dazu, dass ein Haushalt eigentlich „gar nicht realistisch aufgestellt werden“könne, so Henne.
Trotzdem hätten sich Kämmerer Matthias Herrmann und die Verwaltung „ins Zeug gelegt“. Der Haushaltsentwurf macht klar: Die Zeiten, in denen Immenstaad auf die Aufnahme neuer Schulden verzichten kann, sind vorbei. „Beim ordentlichen Ergebnis haben wir ein sattes
Minus von 2,6 Millionen Euro“, sagte Henne. Dank guter Rücklagen könne man das Jahr 2023 noch ausgleichen. Deshalb sinkt die Pro-Kopf-Verschuldung weiter, von 38 Euro im Jahr 2022 auf 31 Euro im nächsten Jahr. Aber: „Unsere Rücklagen sind bis 2025 abgevespert“, gab Kämmerer Matthias Herrmann zu bedenken.
Ein Grund, weshalb die Gemeinde deutlich mehr Geld braucht als in den vergangenen Jahren, sind die hohen Energiepreise. Strom und Gas kosten knapp eine Million Euro mehr als sonst. Hinzu kommen laut Herrmann
die stetig steigenden Personalkosten. Allein im Bereich der Kinderbetreuung bezahlt Immenstaad dafür 3,5 Millionen Euro im nächsten Jahr. Insgesamt werden die Personalkosten laut Haushaltsentwurf bei fast 7,5 Millionen Euro liegen.
„Für uns ist klar, dass wir uns mehr denn je auf das Wesentliche konzentrieren müssen“, stellte Bürgermeister Henne klar. Nur so könne man die lang ersehnten Großprojekte angehen. Denn trotz allem will die Gemeinde auch investieren. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen der Umbau und die Sanierung der Stephan-Brodmann-Schule. 1,6 Millionen Euro sind dafür im Haushaltsentwurf für 2023 vorgesehen – insgesamt will Immenstaad in den nächsten Jahren mehr als zehn Millionen Euro dafür ausgeben. Mit der Sanierung der Linzgauhalle und der Sportanlage Forstwiesen soll es ebenfalls 2023 losgehen.
„Und auch Kleinvieh macht Mist“, sagte Johannes Henne mit Blick auf die eher kleineren Investitionen. So müssten drei neue Fahrzeuge für den Bauhof angeschafft werden. Kostenpunkt: 120.000 Euro. Weitere Ausgaben sind laut Haushaltsentwurf zum Beispiel neues Spielgerät für die Grundschule (50.000 Euro) und Notstromaggregate für die Gemeinde (50.000 Euro).
Auf der Einnahmenseite gebe es nur wenig Potenzial für mehr, so Henne weiter. Hebesätze und Gebühren seien schon 2022 erhöht worden.
Die Bürger müssen sich vorerst also nicht auf eine weitere Erhöhung einstellen. „Es bleibt zu hoffen, dass die Steuereinnahmen, zum Beispiel die Gewerbesteuer, stabil bleiben“, erläuterte der Bürgermeister. Die Gewerbesteuereinnahmen sind im Etatentwurf mit drei Millionen Euro angesetzt.
Nach der Einbringung des Haushalts in der jüngsten Sitzung gehen die Beratungen des Gemeinderats am Montag, 12. Dezember, weiter. Die Verabschiedung ist laut Johannes Henne im Januar geplant.