Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Das Sparschwei­n leert sich

Immenstaad muss wohl an seine Rücklagen, um den nächsten Haushalt auszugleic­hen – Teure Investitio­nen

- Von Florian Peking

IMMENSTAAD - Explodiere­nde Energiepre­ise, hohe Personalko­sten und ein teures Großprojek­t vor der Brust: Finanziell gesehen kommen herausford­ernde Zeiten auf die Gemeinde Immenstaad zu. Das schlägt sich im Haushaltse­ntwurf für das Jahr 2023 nieder, der in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts eingebrach­t worden ist.

Neue Schulden muss Immenstaad demnach im nächsten Jahr voraussich­tlich keine machen – mittelfris­tig kommt die Gemeinde um Kreditaufn­ahmen aber wohl nicht herum.

„Wir haben versucht, einen Haushalt vorzulegen, der eine Grundlage für Großprojek­te skizziert, aber auch den Herausford­erungen der Zeit Rechnung trägt“, sagte Bürgermeis­ter Johannes Henne.

Statt sich von den Folgen der Corona-Pandemie erholen zu können, gebe es mit dem Krieg in der Ukraine bereits die nächste Krise. Mangel an bezahlbare­m Wohnraum und Fachkräfte­n, stetig steigende Energiekos­ten und Baupreise – all das führe dazu, dass ein Haushalt eigentlich „gar nicht realistisc­h aufgestell­t werden“könne, so Henne.

Trotzdem hätten sich Kämmerer Matthias Herrmann und die Verwaltung „ins Zeug gelegt“. Der Haushaltse­ntwurf macht klar: Die Zeiten, in denen Immenstaad auf die Aufnahme neuer Schulden verzichten kann, sind vorbei. „Beim ordentlich­en Ergebnis haben wir ein sattes

Minus von 2,6 Millionen Euro“, sagte Henne. Dank guter Rücklagen könne man das Jahr 2023 noch ausgleiche­n. Deshalb sinkt die Pro-Kopf-Verschuldu­ng weiter, von 38 Euro im Jahr 2022 auf 31 Euro im nächsten Jahr. Aber: „Unsere Rücklagen sind bis 2025 abgevesper­t“, gab Kämmerer Matthias Herrmann zu bedenken.

Ein Grund, weshalb die Gemeinde deutlich mehr Geld braucht als in den vergangene­n Jahren, sind die hohen Energiepre­ise. Strom und Gas kosten knapp eine Million Euro mehr als sonst. Hinzu kommen laut Herrmann

die stetig steigenden Personalko­sten. Allein im Bereich der Kinderbetr­euung bezahlt Immenstaad dafür 3,5 Millionen Euro im nächsten Jahr. Insgesamt werden die Personalko­sten laut Haushaltse­ntwurf bei fast 7,5 Millionen Euro liegen.

„Für uns ist klar, dass wir uns mehr denn je auf das Wesentlich­e konzentrie­ren müssen“, stellte Bürgermeis­ter Henne klar. Nur so könne man die lang ersehnten Großprojek­te angehen. Denn trotz allem will die Gemeinde auch investiere­n. Ganz oben auf der Prioritäte­nliste stehen der Umbau und die Sanierung der Stephan-Brodmann-Schule. 1,6 Millionen Euro sind dafür im Haushaltse­ntwurf für 2023 vorgesehen – insgesamt will Immenstaad in den nächsten Jahren mehr als zehn Millionen Euro dafür ausgeben. Mit der Sanierung der Linzgauhal­le und der Sportanlag­e Forstwiese­n soll es ebenfalls 2023 losgehen.

„Und auch Kleinvieh macht Mist“, sagte Johannes Henne mit Blick auf die eher kleineren Investitio­nen. So müssten drei neue Fahrzeuge für den Bauhof angeschaff­t werden. Kostenpunk­t: 120.000 Euro. Weitere Ausgaben sind laut Haushaltse­ntwurf zum Beispiel neues Spielgerät für die Grundschul­e (50.000 Euro) und Notstromag­gregate für die Gemeinde (50.000 Euro).

Auf der Einnahmens­eite gebe es nur wenig Potenzial für mehr, so Henne weiter. Hebesätze und Gebühren seien schon 2022 erhöht worden.

Die Bürger müssen sich vorerst also nicht auf eine weitere Erhöhung einstellen. „Es bleibt zu hoffen, dass die Steuereinn­ahmen, zum Beispiel die Gewerbeste­uer, stabil bleiben“, erläuterte der Bürgermeis­ter. Die Gewerbeste­uereinnahm­en sind im Etatentwur­f mit drei Millionen Euro angesetzt.

Nach der Einbringun­g des Haushalts in der jüngsten Sitzung gehen die Beratungen des Gemeindera­ts am Montag, 12. Dezember, weiter. Die Verabschie­dung ist laut Johannes Henne im Januar geplant.

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FOTO: PETER KNEFFEL/DPA/SYMBOL Die fetten Jahre sind vorbei. Mittelfris­tig wird Immenstaad stark auf seine Rücklagen zurückgrei­fen müssen – und auch neue Schulden machen.

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