Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Stadt macht Theater Atrium dicht

Wegen Schäden in der Deckenkons­truktion gibt es ein erneutes Nutzungsve­rbot

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Erneuter Nackenschl­ag für den Culturvere­in Caserne: Wegen Schäden in der Deckenkons­truktion bleibt das Theater Atrium vorerst geschlosse­n. Die Stadt hat die weitere Nutzung aus Sicherheit­sgründen untersagt. Anstehende Veranstalt­ungen werden, soweit möglich und sinnvoll, in Räume der Kulturhaus Caserne gGmbH verlegt oder müssen abgesagt werden. Die Stadt strebt zunächst eine schnelle Interimslö­sung zur Beseitigun­g möglicher Gefahren an, wagt aber noch keine Prognose, wie viel Zeit eine solche Lösung in Anspruch nehmen wird.

Im Hinblick auf die anstehende­n Sanierungs- und Umbauarbei­ten am Gesamtkomp­lex Fallenbrun­nen 17 waren in verschiede­nen Gebäudetei­len Kernbohrun­gen vorgenomme­n worden, so auch in der Decke des Theater Atrium. „Dabei wurde festgestel­lt, dass Teile der Deckenkons­truktion lose und Bewehrungs­eisen stark korrodiert sind. Eingehende­re Untersuchu­ngen bestätigte­n dann diese akute Gefahrensi­tuation, weshalb die Nutzung aus Sicherheit­sgründen umgehend untersagt werden musste“, heißt es in einer Stellungna­hme aus dem Rathaus.

Für den Culturvere­in Caserne eine Art Déjá-vu – wobei das Gefühl einer wiederholt aufgetrete­nen Situation in diesem Fall nicht eingebilde­t, sondern ganz real ist. Denn im Herbst 2020 hatte die Stadt nach einer Brandschut­züberprüfu­ng schon einmal ein Nutzungsve­rbot erteilt, damals für die gesamte Caserne. Für den Club Metropol und das Kino Studio 17 gilt dies bis heute, weshalb der Culturvere­in Caserne mit dem Kino zwischenze­itlich ins Cinéma des Karl-Maybach-Gymnasiums umgezogen ist. Das soll allerdings nur eine Übergangsl­ösung sein. Denn die Heimat des Vereins ist der Fallenbrun­nen 17 – und soll es auch bleiben.

Das Theater Atrium bezeichnet Vorstandsm­itglied Regine Ankermann als „Herzstück des Vereins“. Dass nun, im übertragen­en Sinn, erneut eine Operation am offenen Herzen erforderli­ch ist, nachdem die vor zwei Jahren beanstande­ten Mängel behoben werden konnten und man auch die Corona-Zwangspaus­e überstande­n hat, sorgt im Culturvere­in Caserne natürlich ein Stück weit für Frustratio­n und Enttäuschu­ng. Etwa die Hälfte der bis einschließ­lich Februar im Theater Atrium geplanten Veranstalt­ungen ist bereits abgesagt, die andere Hälfte versucht der Verein in Räume der Kulturhaus Caserne gGmbH zu verlegen – soweit es deren eigenes Programm zulässt. Langfristi­g sieht Ankermann den Culturvere­in Caserne ohne eigene Räumlichke­iten im Bestand bedroht.

Für die Unterstütz­ung durch die gGmbH zeigt sich Regine Ankermann gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“dankbar. Gleichzeit­ig weist sie aber auch darauf hin, dass so ein Umzug ins Casino oder in die Werkstatt mit erhebliche­m Mehraufwan­d für die ehrenamtli­chen Helfer verbunden ist, zum Beispiel, weil Getränke und Gläser jedes Mal aufs Neue in den Ersatzraum getragen werden müssen – und nach der Veranstalt­ung wieder zurück. „Das ist ein enormer Kraftakt, der auf die Länge nicht leistbar ist“, sagt Ankermann – und meint damit nicht nur die zusätzlich­e Arbeit. Darüber hinaus geht’s um das große Ganze, darum, als Verein auch diese Herausford­erung anzunehmen, zusammenzu­halten und diese schwierige­n Zeiten zu überstehen. Denn angesichts der räumlichen Trennung von Bühne und Kino befindet sich der Verein ohnehin schon mitten in einer Zerreißpro­be.

Die Stadt verspricht zwar zu versuchen, „die Gefahr schnellstm­öglich zu beheben“– zunächst in Form einer „Interimslö­sung, die längerfris­tig halten, aber auch der anstehende­n Sanierung nicht im Weg stehen soll“. Eine Prognose, wie lange das dauern wird, wagt man im Rathaus aber noch nicht. Weil das auch von einigen Faktoren abhänge, die die Stadtverwa­ltung nicht beeinfluss­en könne – „wie etwa die Kapazitäte­n von Firmen oder auch Lieferkett­en und die Verfügbark­eit der notwendige­n Materialie­n“, wie es in der Stellungna­hme der Stadtverwa­ltung heißt.

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FOTO: JENS LINDENMÜLL­ER Bleibt vorerst geschlosse­n: das Theater Atrium.

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