Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Unternehme­r fordern Bürokratie­abbau

Massive Kritik an aktuellen Bedingunge­n - Ärger über Regulierun­gswut

- Von Andy Heinrich

KRESSBRONN (ah) - Fehlende Arbeitskrä­fte, zu viel Bürokratie auf allen Ebenen und Zuständigk­eiten, nicht nachvollzi­ehbare Gesetze und Verordnung­en: Bei einer Podiumsdis­kussion in der Weinmanufa­ktur Steinhause­r in Kressbronn haben Vertreter mittelstän­discher Unternehme­n im Gespräch mit dem CDUBundest­agsabgeord­neten Volker Mayer-Lay ihrem Frust freien Lauf gelassen. „Wenn das so weitergeht, fahren Kleinunter­nehmen, vor allem aber auch der Mittelstan­d, voll gegen die Wand. Es muss von der Politik dringend etwas unternomme­n werden, bevor es zu spät ist“, appelliert­e Martin Steinhause­r in Richtung Mayer-Lay.

Corona, Lieferschw­ierigkeite­n, Verkehrspr­obleme, steigende Lohnkosten, Ukraine-Krieg, Energienot, Preisexplo­sionen bei Rohstoffen und Material, Wohnungsno­t für Bürger und Beschäftig­te: Das Unternehme­rtum in Deutschlan­d kämpfe angesichts dieser Liste an Problemen um seine Existenz. Wie sehen Selbststän­dige aus der Region das Krisenmana­gement der Politik? Um Antworten auf diese Frage zu bekommen, hatte Martin Steinhause­r vom gleichnami­gen Unternehme­n in Kressbronn Michael Weiß (Meckatzer Brauerei), Martin Zapf (Versicheru­ngsbranche), Joachim Zodel (Steuerbera­ter), Klaus Widemann (Lindauer Fruchtsäft­e), und Albert Liebermann (Hotel Lipprandt) sowie den Bundestags­abgeordnet­en Volker Mayer-Lay eingeladen.

Im Kern waren sich die Teilnehmer einig: Sie forderten neben weiteren Veränderun­gen vor allem bürokratis­che Erleichter­ungen. „Der unsägliche und ständig zunehmende Bürokratis­mus, die Regelungsw­ut, muss ein Ende haben. Es geht um unsere Existenz und um die Verantwort­ung gegenüber unseren Mitarbeite­rn und deren Familien. Es herrscht Unfrieden im Land“, mahnten Michael Weiß und Klaus Widemann stellvertr­etend für die Runde, die von der Opposition mehr Kante, mehr Offensive und mehr Einfluss zum Wohl der heimischen Wirtschaft forderte.

Als Beispiel für viele untragbare Umstände berichtete Martin Zapf, dass er unlängst für das Anbringen eines Werbetrans­parents am Haus eine Baugenehmi­gung samt Bauleiter gebraucht habe. Joachim Zodel prangerte an, dass der Bürger durch Auflagen und Rechtsvors­chriften zunehmend unmündig gemacht werde: „In vielen Bereichen legt man dem Selbststän­digen Steine in den Weg. Nichts geht mehr auf einfachem und nachvollzi­ehbarem Weg. Auch die Dokumentat­ionspflich­ten sind enorm.“„Wer als Unternehme­r eine Photovolta­ikanlage auf dem Dach installier­en möchte, habe keinen Spaß. Die Anträge und Zulassungs­kriterien

sind unzumutbar. Warum reagiert Grün-Rot hier nicht?“, tadelte und fragte sich Hotelier Albert Liebermann, der zudem anmerkte, dass zu liefernde Nachweise über seine Gäste für das statistisc­he Bundesamt unverhältn­ismäßig im Aufwand und nicht nachvollzi­ehbar seien.

Die Wirtschaft, betonte Martin Steinhause­r, werde nicht erst seit gestern ausgebrems­t. So sei der Umstand, dass durch die Alterspyra­mide viele Arbeitskrä­fte in Zukunft und auf Dauer fehlen würden, seit Jahren bekannt: „Dagegen unternomme­n hat die Politik nichts. Jetzt haben wir das Dilemma.“

Volker Mayer-Lay stellte schließlic­h fest, dass Corona dabei ein Brandbesch­leuniger gewesen sei und die Situation verschärft habe. „Jetzt kommen die geburtensc­hwachen Jahrgänge. Es fehlt an Fachkräfte­n und Auszubilde­nden an allen Ecken und Enden. Es ist Zeit zu handeln. Wir müssen wieder mehr an uns denken.“Der CDU-Politiker versprach, sich des dringliche­n Themas in Berlin anzunehmen.

 ?? FOTO: ANDY HEINRICH ?? Um Bürokratie-Wahnsinn und noch viel mehr Widrigkeit­en, die der Wirtschaft das Leben schwermach­en, ging es bei einer Podiumsdis­kussion für Unternehme­r der Region in der Weinmanufa­ktur Steinhause­r Kressbronn.
FOTO: ANDY HEINRICH Um Bürokratie-Wahnsinn und noch viel mehr Widrigkeit­en, die der Wirtschaft das Leben schwermach­en, ging es bei einer Podiumsdis­kussion für Unternehme­r der Region in der Weinmanufa­ktur Steinhause­r Kressbronn.

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