Schwäbische Zeitung (Tettnang)
VfB-Umbruch ist eine Wende Richtung Vergangenheit
Auch wenn die Trennung von Sportdirektor Sven Mislintat nach den Misstönen der vergangenen Wochen alles andere als unerwartet kam, wusste VfBGeschäftsführer Alexander
Wehrle dann doch noch zu überraschen. Schließlich begründete er die Verpflichtung von MislintatNachfolger Fabian Wohlgemuth als „Zeichen für Kontinuität auf unserem Weg“. Wie bitte passt das zusammen? Hatte er in Mislintat nicht gerade die letzte Konstante des Stuttgarter Wegs in die Wüste geschickt? Sein Vorgänger Thomas Hitzlsperger und Trainer Pellegrino Matarazzo – die anderen beiden Gesichter, die dem VfB Stuttgart mit ihrer Philosophie ein modernes, eigenständiges Profil verpasst hatten – mussten bereits zuvor ihre Koffer packen. Von wegen Kontinuität.
Vielleicht meint Wehrle aber auch einen anderen, seinen Weg – jenen zurück in die Vergangenheit. Zwar wirkt die Verpflichtung von Wohlgemuth durchaus wie eine Schachzug für die Zukunft. Die wahrscheinliche Rückkehr von Bruno Labbadia auf die Stuttgarter Trainerbank lässt hingegen Böses erahnen. Dem 56-Jährigen ist zwar durchaus zuzutrauen, die Schwaben in dieser verkorksten Saison doch noch zum Klassenerhalt zu führen. Aber dann? Eine langfristige Entwicklung der Mannschaft und des Vereins ist Labbadia eher nicht zuzutrauen. Vielmehr ist zu befürchten, dass der VfB in alte Muster zurückfällt die geprägt waren von Machtspielchen und häufigen Trainerwechseln.
„Keine Spur von Kontinuität.“Von Martin Deck
und dazu noch unverschämte Forderungen stellt, hat den Brustring nicht verdient. Ganz anders verhält es sich bei Labbadia, der in seinen drei Jahren am Wasen den VfB einst ins Pokalfinale führte. Anders als oft behauptet, ist Labbadia zwar ein Trainer alter Schule, aber längst kein Auslaufmodell. Was oft vergessen wird: Egal wo er arbeitete, ob in Leverkusen, Hamburg, Berlin oder Wolfsburg – alle Vereine wären froh, wenn sie heute dort stehen würden, wo sie mit Labbadia standen. Der 56-Jährige ist nicht als Trainer, sondern am Anspruchsdenken seiner Ex-Clubs gescheitert. Bleibt zu hoffen, dass ihm das beim VfB erspart bleibt und er beweist: Auch alte Besen kehren gut.