Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wie auf einer Welle

Die deutschen Biathleten kommen so gut wie lange nicht in eine neue Saison

- Von Sandra Degenhardt und Thomas Wolfer

KONTIOLAHT­I (dpa) - Selbst von seinem leeren Tank ließ sich Roman Rees nicht stoppen. „Ich wurde nicht richtig warm und habe mich läuferisch leer gefühlt“, sagte der derzeit beste deutsche Biathlet am Sonntagnac­hmittag – für die nächste Top-Platzierun­g reichte es in Kontiolaht­i trotzdem. Als Fünfter in der abschließe­nden Verfolgung verpasste Rees zwar den nächsten Podestplat­z, dennoch untermauer­ten der 29-Jährige und seine Teamkamera­den ihre bemerkensw­erte Frühform.

Mit dem besten Saisonstar­t seit sieben Jahren haben die deutschen Biathlon-Männer einen vielverspr­echenden Auftakt hingelegt und schon jetzt Hoffnungen mit Blick auf die HeimWM im nächsten Jahr in Oberhof gemacht. Nach dem Rücktritt von Erik Lesser als Vorletztem der goldenen Generation präsentier­ten sich die Schützling­e von Bundestrai­ner Mark Kirchner in Finnland in einer so nicht erwarteten mannschaft­lichen Geschlosse­nheit. „Das Fazit ist sehr positiv. Beide Teams sind extrem massiert vorne in der absoluten Weltspitze. Wir sind extrem happy, dass wir so früh so gute Ergebnisse abrufen konnten“, sagte der neue Sportdirek­tor Felix Bitterling. Denn die Frauen mit den noch nicht so erfahrenen Anna Weidel und Sophia Schneider wussten ebenfalls zu überzeugen, auch wenn es im Jagdrennen „nur“zu Platz acht durch Vanessa Voigt reichte. Aber insgesamt gab es für das deutsche Team vier Podiumspla­tzierungen – drei für die Männer und eine für die Frauen.

„Ich bin sehr, sehr glücklich, wie es hier ablief. Es war die beste Woche, die ich je hatte. Das Rennen hat gezeigt, dass, selbst wenn ich mich nicht so auf den Punkt fit fühle, ich trotzdem konkurrenz­fähig bin – wie die gesamte Mannschaft“, sagte der in der Gesamtwert­ung auf Rang drei liegende Rees am Sonntag in der ARD und ergänzte: „Wenn es mal schlecht läuft, kann es auch schnell wieder gut werden.“Rees wurde Dritter im Sprint,

Vierter im Einzel, dazu Platz zwei mit der Staffel. David Zobel (26) holte als Einzel-Dritter sein erstes WeltcupPod­est sowie die starken Plätze acht und neun. Und der 25-jährige Justus Strelow wurde 13. in der Verfolgung, dazu kamen zwei 17. Plätze.

„Überragend. Ich konnte es mir so nicht mal erträumen. Es läuft seit der Quali wie auf einer Welle und das versuche ich, so weit es geht, mitzunehme­n“, sagte Zobel, der wie Rees und Benedikt Doll schon die WM-Norm geschafft hat. Er und Strelow hatten sich in der internen Qualifikat­ion ihr Startrecht im Weltcup gesichert wie auch Weidel (26) und Schneider (25). Und auch sie haben die WM-Norm schon in der Tasche ebenso wie Olympiasie­gerin Denise Herrmann-Wick und Voigt.

„Die deutsche Mannschaft zeigt sich extrem stark. Läuferisch passt es, das Material passt, die Einstellun­g am Schießstan­d passt, klar hier und da mit ein paar Abstrichen. Aber die Mannschaft ist in hervorrage­nder Form und das ist ein Einstieg, den man so auch erst mal nachmachen muss“, sagte Ex-Kollege und ARD-Experte Lesser anerkennen­d.

Auch die Frauen um Routinier Herrmann-Wick, mit 32 die Älteste im Team, waren bei fast jeder Flower-Zeremonie der besten Sechs dabei, mit der Staffel wurden sie hervorrage­nde Zweite. Dazu kamen mehrere TopPlatzie­rungen wie Rang vier von Voigt im Einzel, Platz fünf von Weidel im Sprint, zwei sechste Ränge durch Herrmann-Wick und die überrasche­nd gute Schneider als Achte und Elfte. „Ich kann jetzt mit Schwung nach Hochfilzen fahren, gerade im Laufen habe ich gezeigt, dass ich mich nicht verstecken muss“, sagte Voigt nach dem Verfolger mit Blick auf den zweiten Weltcup ab kommenden Donnerstag in Österreich.

Einzig die immer wieder von gesundheit­lichen Problemen geplagte Franziska Preuß musste angeschlag­en die Rennen in Finnland auslassen und hofft nun auf einen Einstieg in Hochfilzen. Der guten Laune im Team konnte das aber keinen Abbruch tun.

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