Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Weihnachts­geld für Fury

Zum dritten Mal besiegt der Box-Champion Chisora

- Von Franko Koitzsch

LONDON (dpa) - Als er mit der Prügelstra­fe gegen den 19 Zentimeter kleineren Dereck Chisora fertig war, befahl WBC-Boxweltmei­ster Tyson Fury mit markigen Worten VierfachCh­ampion Oleksandr Usyk in den Ring. „Wo ist das Kaninchen?“, schrie er den Ukrainer an, der in der ersten Reihe am Ring zugeschaut hatte. „Usyk, du bist der Nächste, kleiner Bodybuildi­ng-Zwerg“, höhnte der 2,06 Meter große Fury und erinnerte alle daran, dass er schon einmal einen Ukrainer aus dem Weg geräumt habe. 2015 hatte er den damaligen Weltmeiste­r Wladimir Klitschko entthront. „Lass es uns angehen“, brüllte Fury. WBA-, WBO-, IBF- und IBO-Champion Usyk, als bester Techniker im Schwergewi­cht bekannt, stierte dem Briten in die Augen und lächelte.

Minuten zuvor hatte sich der in 34 Kämpfen unbesiegte Fury leicht verdientes Weihnachts­geld abgeholt. Garantiert­e 24,5 Millionen Euro plus den Anteil aus den TV-Einnahmen von geschätzte­n zehn Millionen Euro fließen auf sein Konto durch den erwartbare­n Sieg gegen Landsmann Chisora. Das Beste am Titelkampf waren Kulisse und Stimmung. 59.769 Zuschauer im Stadion von FußballErs­tligist Tottenham Hotspur sangen vor dem Duell mit dem überforder­ten Chisora „Sweet Caroline“und „It's Coming Home“.

Bei vier Grad Celsius war es eine Leistung, der Kälte in der Samstagnac­ht zu trotzen. Immerhin musste das Publikum die angesetzte­n zwölf

Runden nicht komplett ausharren. In der zehnten Runde hatte der schottisch­e Ringrichte­r Victor Loughlin ein Einsehen und brach den Kampf ab. Auch im dritten Versuch konnte der 38-jährige Chisora dem vier Jahre jüngeren Riesen Fury nicht Paroli bieten. Schon 2011 (Punktniede­rlage) und 2014 (Abbruch in der zehnten Runde) hatte Chisora keine Chance.

Dafür, dass Fury vor einigen Monaten seinen x-ten Rücktritt verkündet hatte, schmiedete er nach dem Sieg überrasche­nd viele Pläne. Usyk will er im nächsten Jahr genauso wie seine Landsleute Anthony Joshua und Joe Joyce schlagen. Warum? Erst dann sind Kampfbörse­n um die 100 Millionen Euro drin. Chisora war nur Kleingeld. Fury hat 2023 für sich zum Jahr der Kasse erklärt. Champion Usyk, Ex-Weltmeiste­r Joshua, der unbesiegte Joyce und ihre Promoter werden nicht anders können. Erst mit Fury rollt der Rubel. Zunächst aber wird er wohl über einen Rücktritt nachdenken.

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FOTO: AFP Tyson Fury (re.) machte mit Derek Chisora kurzen Prozess.

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