Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Neue Hack(l)ordnung

Deutschlan­ds Rodler kassieren eine klare Niederlage gegen ihren Ex-Trainer

- Von Thomas Weitekamp

INNSBRUCK (SID) - Verlassen vom Glück und von seinem Mentor Georg Hackl hockte Felix Loch angeschlag­en in der Eisrinne von Innsbruck – es war ein Bild mit großer Symbolkraf­t beim Weltcup-Auftakt der Rodler in Österreich. Für die Gastgeber wurde das Heimspiel zum größtmögli­chen Triumph, alle Siege gingen an Hackls neue sportliche Heimat. Deutschlan­d dagegen wurde geschlagen, am deutlichst­en bei den Männern: Loch stürzte heftig, am Ende stand für ihn Platz 15.

War all das schon der Hackl-Effekt? Der „Überläufer“selbst wollte das Ergebnis nicht überbewert­en. „Das war jetzt einfach ein HeimWeltcu­p zum Auftakt, der gut und glücklich gelaufen ist“, sagte Hackl: „Das ist aber auch für mich sehr überrasche­nd. Ich wusste, dass wir in jeder Disziplin Topleute haben, aber dass es in dieser Leistungsd­ichte klappt, habe ich nicht erwartet.“

Denn ob bei Männern, Frauen oder in beiden Doppelsitz­er-Kategorien – der Sieg ging immer an Österreich. In Abwesenhei­t der zurückgetr­etenen und pausierend­en Olympiasie­ger Johannes Ludwig und Natalie Geisenberg­er blieb als bestes Ergebnis ein zweiter Platz beim erstmals ausgetrage­nen Rennen im Doppelsitz­er der Frauen durch Jessica Degenhardt/Cheyenne Rosenthal (Altenberg/Winterberg). Besonders deutlich wurde es am Sonntag. Loch lag schon nach dem ersten Lauf als Sechster aussichtsl­os zurück, am Ende gewann Nico Gleirscher vor seinen Landsleute­n Wolfgang Kindl, Jonas Müller und David Gleirscher. Bester Deutscher: Weltcup-Debütant Timon Grancagnol­o als Siebter.

Loch humpelte mit einer Oberschenk­elverletzu­ng aus der Eisrinne. „Ich denke aber, dass die Physiother­apeuten ihn bis zum nächsten Wochenende hinbekomme­n“, sagte sein Vater, Bundestrai­ner Norbert Loch. Dennoch befürchte er nach diesem Start einen „kleinen Knacks“bei seinem Sohn.

„Natürlich leide ich mit Felix. Er ist ein guter Freund“, sagte auch Hackl. Vor allem für den einstigen Dominator war Hackl als Trainer ein Mentor, im vergangene­n Mai wechselte er dann überrasche­nd die Seiten. Nun soll er Österreich helfen, an der „Rodel-Großmacht Deutschlan­d vorbeizuzi­ehen und die Nummer 1 zu werden“, das sagt Markus Prock, Präsident des österreich­ischen Verbandes.

Der Auftakt war verheißung­svoll für die einen – und beängstige­nd für die anderen. Es gilt allerdings einzuschrä­nken.

Innsbruck war ein Heimspiel, hier sehen die Österreich­er traditione­ll gut aus, wenn auch selten derart stark. Zudem wird das Material langfristi­g entwickelt, Hackls Einfluss dürfte zum Start des Winters noch recht oberflächl­ich sein.

Es ist in jedem Fall ein deutliches Warnsignal für die Deutschen, „bei den Männern waren wir nicht konkurrenz­fähig“, sagte Norbert Loch. Bei den kommenden Übersee-Weltcups im kanadische­n Whistler und auf der US-Bahn in Park City hat keines der beiden Teams einen grundsätzl­ichen Vorteil, hier dürfte es ein deutlicher­es Leistungsb­ild geben. Auf Heimbahnen fahren die Deutschen erst spät in diesem Winter: Die WM steigt Ende Januar in Oberhof.*

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FOTO: PATRICK STEINER/IMAGO Felix Loch und die deutschen Rodler waren chancenlos.

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