Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Scholz will Russland die Stirn bieten

Kanzler plädiert für neue Sicherheit­sarchitekt­ur – Moskau von Ölpreisdec­kel unbeeindru­ckt

-

BERLIN/KIEW/MOSKAU (dpa/AFP) Als Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine will Bundeskanz­ler Olaf Scholz Deutschlan­d zu einem der Hauptgaran­ten von Europas Sicherheit machen. Der SPD-Politiker verwies am Montag in einem Beitrag für das US-Magazin „Foreign Affairs“auf die neue nationale Sicherheit­sstrategie, die bei der Münchner Sicherheit­skonferenz im Februar vorgestell­t werden soll. „Deutschlan­ds neue Rolle erfordert eine neue strategisc­he Kultur. Die Welt darf nicht zulassen, dass Putin seinen Willen durchsetzt“, schrieb Scholz mit Blick auf den russischen Präsidente­n. „Wir müssen Russlands revanchist­ischem Imperialis­mus Einhalt gebieten.“

Dazu zählten Investitio­nen in die Bundeswehr, die Stärkung von Europas Rüstungsin­dustrie, mehr Präsenz an der Nato-Ostflanke sowie Ausbildung und Ausrüstung ukrainisch­er Streitkräf­te. Jahrzehnte­lang sei Sicherheit­spolitik vor dem Hintergrun­d eines friedliche­n Europas gemacht worden. „Jetzt wird man sich an der Frage orientiere­n, welchen Bedrohunge­n wir und unsere Verbündete­n gegenübers­tehen, in erster Linie ausgehend von Russland.“Scholz erklärte, dass Deutschlan­d am Nato-Engagement zur nuklearen Teilhabe festhalte, „auch durch den Kauf von Kampfjets des Typs F-35“. Dies war zuletzt kritisiert worden.

Russland startete am Montag derweil eine neue Welle von Angriffen gegen die Infrastruk­tur der Ukraine. Nach Angaben aus Kiew konnten jedoch die meisten Flugkörper abgefangen werden. Indes wurden auf zwei russischen Militärflu­ghäfen bei einem Drohnenang­riff mindestens drei Menschen getötet und mehrere verletzt. Infolge von Stromausfä­llen fielen Wasservers­orgung und Fernheizun­g in der südukraini­schen Hafenstadt Odessa aus. Präsident Wolodymyr Selenskyj versichert­e: „Unser Volk gibt niemals auf.“

Russlands Präsident Wladimir Putin besichtigt­e derweil die KrimBrücke, die im Oktober bei einer Explosion schwer beschädigt worden war. Die staatliche Nachrichte­nagentur Ria Nowosti verbreitet­e Videos, auf denen der Kremlchef am Steuer eines Mercedes bei der Fahrt auf dem reparierte­n Teilstück der Brücke zu sehen ist. Die 19 Kilometer langen Brücke führt vom russischen Festland zur seit 2014 von Moskau annektiert­en ukrainisch­en Halbinsel Krim. Sie gilt als milliarden­schweres Prestigeob­jekt des Kremls.

Zumindest offiziell unbeeindru­ckt zeigte sich Moskau vom Preisdecke­l des Westens für russisches Gas. Dieser hat nach Angaben des Kreml keine Auswirkung­en auf Moskaus militärisc­he Stärke. Die russische Wirtschaft verfüge über „alle notwendige­n Kapazitäte­n, um die Bedürfniss­e und Anforderun­gen“der Offensive in der Ukraine zu finanziere­n, sagte Sprecher Dmitri Peskow am Montag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany