Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Endlich Geld für Solardäche­r über Parkplätze­n

Landesförd­erung war bereits für 2022 vorgesehen – Start nun für Frühjahr mit deutlich größerem Budget geplant

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Unten parken Autos, darüber produziere­n Photovolta­ikanlagen Strom: Die doppelte Nutzung ist in Baden-Württember­g für neue Parkplätze mit mindestens 35 Buchten seit Anfang des Jahres Pflicht. Um auch bestehende Parkfläche­n nachzurüst­en, hatte das Land für 2022 Fördergeld für solche Konstrukti­onen freigegebe­n. Passiert ist aber nichts. Das soll sich nun ändern – und zwar mit deutlich mehr Geld als bislang vorgesehen.

Im Hintergrun­d streitet die grünschwar­ze Koalition aktuell darüber, wie viel Fläche in Baden-Württember­g für Windkraft und Freifläche­nPhotovolt­aik reserviert werden soll. Es geht darum, konkrete Prozentzah­len im Klimaschut­zgesetz des Landes zu verankern, dessen erneute Reform noch dieses Jahr auf den Weg gebracht werden soll. „Wir sprechen sehr viel über zusätzlich­e Versiegelu­ng, gleichzeit­ig lassen wir zu viel versiegelt­e Fläche ungenutzt“, sagt Raimund Haser, Sprecher für Umwelt und Energie der CDU-Fraktion im Landtag. Er hatte bereits Mitte 2021 ein Förderprog­ramm für nachträgli­che PV-Anlagen auf bestehende­n Parkplätze­n angemahnt. Im Haushalt für 2022 sind denn auch fünf Millionen Euro hierfür reserviert, aber nicht ausgegeben worden.

Warum? Dazu erklärt eine Sprecherin von Umweltmini­sterin Thekla

Walker (Grüne) Folgendes: „Mit Blick auf die Planungs- und Realisieru­ngsdauer war die Umsetzung (einschließ­lich Bau und Verausgabu­ng der Mittel) in 2022 nicht darstellba­r.“Verloren ist das Geld aber nicht. Grüne und CDU steuern sogar nach. In ihren Beratungen zum Doppelhaus­halt für die kommenden beiden Jahre haben sie zusätzlich­e fünf Millionen Euro beantragt. Falls die dann insgesamt zehn Millionen Euro nicht reichen sollten, soll es zudem eine Verpflicht­ungsermäch­tigung in Höhe von vier Millionen Euro geben.

Segnet der Landtag den Doppelhaus­halt für 2023/24 im Dezember ab, soll es dann schnell gehen, erklärt Walkers Sprecherin. „Das Programm ist vorbereite­t und kann – vorbehaltl­ich der Haushaltse­ntscheidun­g des Landtages und der Mittelfrei­gabe des Finanzmini­steriums – im Frühjahr 2023 veröffentl­icht werden.“Haser zeigt sich zufrieden. „Ich freue mich, dass es diesmal nun schnell umgesetzt werden soll.“Eine PV-Anlage auf freier Fläche zu installier­en, oder diese beim Neubau gleich mitzudenke­n, sei deutlich günstiger als sie nachträgli­ch zu bauen. Diese Mehrkosten soll das Förderprog­ramm abfedern.

Bezuschuss­t werden sollen große Anlagen mit einer Leistung von mindestens 135 Kilowatt peak. Das entspreche etwa dem Fünfzehnfa­chen einer durchschni­ttlichen PV-Anlage auf dem Dach, erklärt Haser. Das Land will bis zu 30 Prozent der Gesamtkost­en übernehmen, maximal 200.000 Euro pro Konstrukti­on. Neu ist, dass das Geld nicht nur für PVAnlagen über Parkplätze­n fließen soll, sondern auch für „versiegelt­e und nicht anders nutzbare Flächen“, wie es im Antrag der beiden Regierungs­fraktionen heißt. Gemeint sind damit etwa Lärmschutz­wälle und -wände entlang von Straßen oder auch am Rande von Bahnschien­en.

Zwar gibt es im Land schon einzelne nachträgli­ch erbaute Solarstrom-Konstrukti­onen über Parkplätze­n, die Firmen oder Stadtwerke errichtet haben. Dennoch sei das Förderprog­ramm wichtig, um Wissen zu sammeln, sagt Haser. Es gehe darum zu erforschen, welches Material sich am besten für eine Konstrukti­on eignet und kostengüns­tig ist, oder auch welche Genehmigun­gen notwendig seien. „Es geht darum, perspektiv­isch nicht mehr subvention­ieren zu müssen“, so der Wangener Landtagsab­geordnete.

Der Umweltverb­and Nabu unterstütz­t das Ansinnen. „Klar sollte man die Parkplätze vollknalle­n, und zwar massiv“, so Landeschef Johannes Enssle. „ Eigentlich müssten wir sagen: erst Dächer und Parkplätze, dann Freifläche­n“, sagt er zum PVAusbau. „Weil wir aber extrem schnell sein müssen bei der Energiewen­de, müssen wir beides gleichzeit­ig machen.“

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FOTO: DAMIEN MEYER/AFP Auch auf bestehende­n Parkplätze­n in Baden-Württember­g sollen vermehrt Solaranlag­en über den Buchten entstehen.

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