Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die nächste Warnung

Der bundesweit­e Warntag am Donnerstag simuliert den Alarm im Katastroph­enfall – Bevölkerun­g kann mithelfen

- Von Anne-Beatrice Clasmann

BERLIN (dpa) - Mit einem Appell zum Mitmachen hat das Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK) die Menschen in Deutschlan­d auf den bundesweit­en Warntag am 8. Dezember eingestimm­t. BBK-Präsident Ralph Tiesler bat am Montag alle Handynutze­r, bis Donnerstag die für den Empfang von Warnnachri­chten über das neue Cell-Broadcast-System notwendige­n Updates durchzufüh­ren. Um Warnnachri­chten zu erhalten, müssten Handys zudem eingeschal­tet sein und dürften sich nicht im Flugmodus befinden. Wer ein älteres Handymodel­l nutze, solle auf der Website der Behörde nachsehen, ob dieses Warnnachri­chten empfangen könne, bat Tiesler. Viele ältere Handys können das seinen Angaben zufolge nicht.

Wann wird gewarnt?

Mit der Probewarnu­ng, die vom BBK am 8. Dezember um 11 Uhr ausgelöst wird, soll überprüft werden, wie gut die technische Infrastruk­tur funktionie­rt. Die Entwarnung ist für 11.45 Uhr vorgesehen. Gewarnt wird auf verschiede­nen Kanälen. Die Idee hinter dem sogenannte­n Warn-Mix: Wird die Warnung vor einer Gefahr auf verschiede­nen Wegen ausgesandt, steigt die Wahrschein­lichkeit, dass sie auch tatsächlic­h möglichst alle Menschen erreicht.

Wie wird gewarnt?

Die Warnungsmi­tteilung kommt über Radio und Fernsehen, über Warn-Apps wie Nina, sie wird auf Stadtinfor­mationstaf­eln zu lesen sein. Zusätzlich werden Sirenen, Lautsprech­erwagen, die Infosystem­e der Deutschen Bahn und erstmals auch das Cell-Broadcast-Verfahren genutzt. Dabei geht eine Benachrich­tigung an jedes Handy, das zu diesem Zeitpunkt Empfang hat.

Warum gibt es den Warntag?

Wie wichtig die Warnung im Ernstfall sein kann, hatte sich etwa während der Starkregen-Katastroph­e im Sommer 2021 auf tragische Weise gezeigt. Damals waren einige Menschen in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz nicht rechtzeiti­g vor den herannahen­den Fluten gewarnt worden. Teilweise wurde zu spät evakuiert, teils weigerten sich Bewohner, ihre Häuser zu verlassen, da sie das Ausmaß der Katastroph­e unterschät­zten. Die Warnung vor lokalen oder regionalen Gefahren in Friedensze­iten wird nicht vom BBK veranlasst, sondern vor Ort.

Sirenen gibt es nicht überall in Deutschlan­d. Vielerorts waren sie nach dem Ende des Kalten Krieges abgebaut worden, weil man glaubte, sie nicht mehr zu benötigen. Da hat inzwischen ein Umdenken stattgefun­den. Der Bund unterstütz­t die Länder bei der Aufstellun­g neuer Sirenen und der Modernisie­rung alter Sirenen mit einem Förderprog­ramm. Die Abdeckung ist jedoch noch lückenhaft, sodass am Warntag nicht überall Sirenen heulen werden.

Wer beteiligt sich noch am Warntag?

Ihre Teilnahme am Warntag haben mehrere Dutzend öffentlich-rechtliche und private Sender zugesagt. Fernseh- und Radiosende­r sollen im Katastroph­en- oder Verteidigu­ngsfall ihr Programm für eine Warnung unterbrech­en. Das ist auch deshalb wichtig, weil Bürgerinne­n und Bürger, wenn sie einen Sirenenala­rm hören, konkrete Informatio­nen brauchen, damit sie wissen, wie sie sich in Sicherheit bringen können. Beispielsw­eise kann es in einer Situation

angezeigt sein, im Keller Schutz zu suchen. Bei einer Überschwem­mung wird der Keller aber oftmals zur tödlichen Falle.

Was ist mit Warnungen über Apps?

Warn-Apps wie Nina oder Katwarn ermögliche­n eine passgenaue Warnung, bei der auch gleich Handlungse­mpfehlunge­n mitgeliefe­rt werden. Allerdings nützt das nichts, wenn jemand kein Smartphone hat, um sich die App herunterzu­laden. Auch wenn das Smartphone in der Nacht stumm- oder leisegeste­llt ist, ist nicht sichergest­ellt, dass alle AppNutzer die Warnung auch mitbekomme­n.

Cell Broadcast soll diese Lücke schließen. Das Verfahren, das in etlichen europäisch­en Ländern bereits genutzt wird, schickt allen Handynutze­rn, die sich in einer bestimmten Funkzelle aufhalten, eine Warnung. Auch diejenigen, die kein Smartphone verwenden, sollen die Nachricht sehen, die wie eine SMS aussieht und von einem schrillen Alarmton angekündig­t wird.

Das Handy soll außerdem vibrieren, das Display blinken. In Deutschlan­d ist dieser Warntag der erste bundesweit­e Test für Cell Broadcast.

Gab es schon mal einen Warntag? Beim ersten bundesweit­en Warntag am 10. September 2020 war einiges schief gelaufen. Unter anderem kam die Meldung der Warn-Apps Nina und Katwarn erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphone­s an.

Wäre es tatsächlic­h ein Ernstfall gewesen, hätten viele Bürger nichts mitbekomme­n. Das Bundesinne­nministeri­um hatte den Probealarm deshalb damals als „fehlgeschl­agen“bezeichnet. Ein ursprüngli­ch für September 2021 geplanter Warntag war abgesagt worden. Zur Begründung hieß es damals, das BBK baue erst noch eine „umfassende Testlandsc­haft auf“.

„Das BBK ist auf diesen Warntag sehr gut vorbereite­t“, sagte Juliane Seifert, Staatssekr­etärin im Bundesinne­nministeri­um, am Montag in Berlin.

 ?? FOTO: ANDREAS HAAS/IMAGO ?? Mittels Sirene wird die Bevölkerun­g bei Katastroph­en und Gefahren alarmiert. Am Warntag am Donnerstag sind sie wieder im Einsatz.
FOTO: ANDREAS HAAS/IMAGO Mittels Sirene wird die Bevölkerun­g bei Katastroph­en und Gefahren alarmiert. Am Warntag am Donnerstag sind sie wieder im Einsatz.
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