Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Alternativ­en zum gewohnten Fiebersaft

Die Mittel für Kinder sind aufgrund von Lieferengp­ässen derzeit schwer zu bekommen

- Von Ricarda Dieckmann

BERLIN (dpa) - Das dürfte so einigen Eltern bekannt vorkommen, gerade in der infektreic­hen Jahreszeit: Das Kind hat Fieber, Paracetamo­l- und Ibuprofen-Fiebersäft­e sind allerdings aufgrund von Lieferengp­ässen in diesem Jahr schwer oder gar nicht zu bekommen. Dabei ziehen viele Eltern die Säfte anderen Darreichun­gsformen vor, denn sie haben zwei Vorteile: Sie lassen sich auf den Milliliter genau dosieren. Und sie eigenen sich gerade für die ganz Kleinen, die vielleicht noch keine Tabletten schlucken können.

Bevor Eltern nach Alternativ­en suchen: Nicht immer muss es ein fiebersenk­endes Medikament sein. „Wenn es dem Kind so weit gut geht, ist das kein Muss“, sagt der Berliner Kinderarzt Jakob Maske, der Pressespre­cher des Berufsverb­andes der Kinder- und Jugendärzt­e (BVKJ) ist. Denn Fieber ist prinzipiel­l erst mal nicht schlimm, sondern eine normale Abwehrreak­tion des Körpers auf eine Infektion. Wenn sich der Allgemeinz­ustand des Kindes verschlech­tert, schaffen fiebersenk­ende Mittel mit den Wirkstoffe­n Paracetamo­l und Ibuprofen aber Linderung.

Ist der Fiebersaft mit dem gewünschte­n Wirkstoff nicht zu bekommen, kann man Glück haben und das Produkt mit dem anderen Wirkstoff ist verfügbar. Aber diese Strategie geht oft nicht auf. Und nun? „Dann kann es sinnvoll sein, auf eine andere Darreichun­gsform umzusteige­n – Zäpfchen oder Tabletten“, sagt Jakob Maske. Wie beim Fiebersaft gilt auch hier: Es sollte keinesfall­s mehr Wirkstoff ins Kind gelangen, als ausgehend von dessen Körpergewi­cht empfohlen wird. „Eine Überdosier­ung schadet der Leber – und das ist viel schlimmer als das Fieber des Kindes“, warnt Maske.

Doch was, wenn der Säugling ein Zäpfchen mit 75 Milligramm Paracetamo­l braucht – und Eltern vielleicht vom großen Geschwiste­rchen noch Zäpfchen mit 125 Milligramm in der Hausapothe­ke haben? Das Zäpfchen sollte man nicht durchschne­iden, da nicht immer der Wirkstoff gleichmäßi­g im Zäpfchen verteilt sein könnte, sagt Maske. Zu teilbaren Tabletten können Eltern allerdings sehr wohl greifen, wenn die Hälfte der Tablette der Dosis entspricht, die das fiebernde Kind braucht.

Zäpfchen sind bei den allermeist­en Kindern sehr unbeliebt. Auch bei Tabletten ist der Protest manchmal groß. Kinderarzt Jakob Maske kennt aber Tricks: Tabletten lassen sich auch als Ganzes auf einem Löffel mit etwas Joghurt oder Flüssigkei­t verabreich­en oder gebröselt in die Joghurtsch­üssel oder das Trinkglas geben. Auf eines sollten Eltern dabei aber achten: „Das Kind sollte alles austrinken oder aufessen, damit es auch die gesamte Menge Medikament aufnimmt“, sagt Maske.

Zäpfchen und Tabletten sind aber nicht die einzige Alternativ­e, wenn der Fiebersaft nicht lieferbar ist. Wer Glück hat, hat in der Nachbarsch­aft eine Apotheke, die selbst Fiebersäft­e mit Ibuprofen oder Paracetamo­l herstellt. Denn das dürfen die Apotheken in Zeiten des Lieferengp­asses, wie das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte mitteilt. Allerdings ist das aufwendig und längst nicht jede Apotheke kann das stemmen.

Einen Unterschie­d gibt es zwischen den Apotheken-Fiebersäft­en und denen, die die Kleinen vielleicht schon kennen. „Bei Fiebersäft­en setzt die Industrie sehr auf Geschmack. Der Fiebersaft aus der Apotheke schmeckt im Vergleich dazu natürlich nicht so gut“, sagt Maske. Auch hier müssen sich Eltern also möglicherw­eise – wie beim Zäpfchen oder der Tablette – auf etwas mehr Überzeugun­gsarbeit einstellen.

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FOTO: A. WARNECKE/DPA Wenn das Fieber steigt, greifen Eltern gerne zu fiebersenk­enden Mitteln. Gerade Säfte haben Apotheken derzeit aber oft nicht vorrätig.
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FOTO: M. BRICHTA/DPA Säfte lassen sich genau dosieren und sind daher gefragt.

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