Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ausschuss empfiehlt Pumpwerk statt Klärwerk in Apflau

Kosten am Anfang sind höher, und damit auch die Abwasserge­bühr – Gremium ist aber überzeugt, dass die Risiken sonst zu hoch sind

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG/APFLAU - Ob das Klärwerk in Apflau weiterbetr­ieben wird oder ein Umschluss an die Anlage in Kressbronn erfolgen soll, darüber entscheide­t Mitte Dezember abschließe­nd der Gemeindera­t. Im Technische­n Ausschuss war die Meinung am Ende klar: Auch wenn die Kosten am Anfang höher sind, rechnet sich der Umbau zum Pumpwerk Richtung Kressbronn aus Sicht des Gremiums langfristi­g, also auf 60 Jahre. Schwer wiegen zudem wohl die Risiken beim Weiterbetr­ieb.

Die 60 Jahre kommen dadurch zustande, dass im Abwasserbe­reich sehr langfristi­g gerechnet wird. Das Land Baden-Württember­g fördere nur die volkswirts­chaftlich günstigste Maßnahme, die auf diesen Zeitraum gerechnet ist, sagte Yannic Brüning vom Amt für Wasser- und Bodenschut­z. Bis 2027 allerdings ist es so, dass die Investitio­nen beim Umschluss erst mal massiver sind.

Kämmerin Claudia Schubert schlüsselt­e auf, dass die Abschreibu­ngen (umgangsspr­achlich also der Zins) beim Anschluss an Kressbronn bei rund 215.000 Euro für den Zeitraum bis 2027 liegen. Bei der Ertüchtigu­ng der Kläranlage Apflau wären das rund 95.000 Euro.

Da die Abschreibu­ngen auf die Gebühr umgelegt werden, würde das bedeuten, dass beim Erhalt der Kläranlage Apflau die Abwasserge­bühr bis 2027 in Summe zusätzlich um zehn Cent pro Kubikmeter steigen würde, beim Umschluss auf Kressbronn wären es im Vergleich 22 Cent. Aktuell liegt die Schmutzwas­sergebühr bei 2,09 Euro. Sie war zuletzt zum 1. Januar 2021 erhöht worden.

Karl Welte (FW) brachte die Frage der Kostensich­erheit beim Vergleich

der beiden Varianten auf. In der Diskussion kam recht klar heraus, dass Kosten später stark von der Schätzung abweichen könnten. Das Risiko sei bei einem Weiterbetr­ieb in Apflau höher als beim Umschluss. Ein Argument hierfür war, dass die gesetzlich­en Bestimmung­en sich weiter verschärfe­n könnten.

So müsste auch beim Weiterbetr­ieb der bestehende­n Anlage eine vierte Reinigungs­stufe für 1,4 Millionen Euro nachgerüst­et werden – ohne Fördermögl­ichkeiten. Es sei allerdings möglich, dass bei weiteren Verschärfu­ngen noch weitere Maßnahmen erfolgen müssten, äußerte etwa Yannic Brüning.

Ein weiterer Faktor ist die Personalsi­tuation. Die schilderte­n Bürgermeis­ter Bruno Walter und Horst Hölz vom städtische­n Tiefbauamt. „Beim Thema Personal haben wir unsere liebe Müh und Not. Im Grunde müssten wir da höher fahren, bekommen aber keine Fachkräfte“, so der Bürgermeis­ter. Das bedeutet aber im Grunde, dass nichts passieren darf.

Dem pflichtete auch Andreas Huchler (CDU) später bei: „Für die personelle Betriebssi­cherheit müsste die Personalde­cke einfach größer sein.“Hier hatte Brüning darauf verwiesen, dass natürlich bei einer großen Anlage wie Kressbronn bessere Vertretung­smöglichke­iten gegeben seien. Wahrschein­lich wäre es so, dass die Mitarbeite­r der Kläranlage Apflau dann nach Kressbronn wechseln.

Bürgermeis­ter Bruno Walter wies noch auf einen Faktor hin: „Kressbronn muss jetzt erweitern, deswegen ist es eine einmalige Chance.“Denn dadurch, dass die Baumaßnahm­en erfolgen müssen, müsste Tettnang dort vor allem die Kosten übernehmen, die für den Anschluss der Anlage Apflau nötig wären. Werde das jetzt nicht gemacht, so Walter, „dürfte das Tor Kressbronn in Zukunft verschloss­en sein“.

Im Kern kann man das Ergebnis der Diskussion mit weiteren Wortmeldun­gen so zusammenfa­ssen: Die Risiken beim Weiterbetr­ieb der Anlage in Apflau sind schwer einschätzb­ar. Es könnten in den nächsten Jahren weitere Kosten dazukommen, die die Gebühren erheblich höher steigen lassen als gedacht.

Auf der anderen Seite wäre der Anschluss an Kressbronn zwar in den ersten Jahren teurer, aber mit erheblich weniger Risiken behaftet. Die größere Anlage in Kressbronn hat eine größere Personalde­cke. Außerdem können dort Anpassunge­n an kommende gesetzlich­e Anforderun­gen günstiger umgesetzt werden als bei einer kleinen Anlage. Und langfristi­g wäre das ohnehin günstiger.

Dem folgte der Verwaltung­sausschuss bei neun Ja-Stimmen und einer Enthaltung. Zuvor hatte sich auch schon der Ortschafts­rat Langnau bei fünf Ja-Stimmen, drei NeinStimme­n und einer Enthaltung mehrheitli­ch dafür entschiede­n. Der Gemeindera­t stimmt am Mittwoch, 14. Dezember, ab.

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FOTO: THILO BERGMANN Das Klärwerk Apflau könnte bald Geschichte sein. Denn auch wenn ein Umschluss ans Klärwerk Kressbronn erst einmal höhere Kosten verursacht, rechnet es sich langfristi­g, heißt: auf 60 Jahre.

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