Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ausschuss empfiehlt Pumpwerk statt Klärwerk in Apflau
Kosten am Anfang sind höher, und damit auch die Abwassergebühr – Gremium ist aber überzeugt, dass die Risiken sonst zu hoch sind
TETTNANG/APFLAU - Ob das Klärwerk in Apflau weiterbetrieben wird oder ein Umschluss an die Anlage in Kressbronn erfolgen soll, darüber entscheidet Mitte Dezember abschließend der Gemeinderat. Im Technischen Ausschuss war die Meinung am Ende klar: Auch wenn die Kosten am Anfang höher sind, rechnet sich der Umbau zum Pumpwerk Richtung Kressbronn aus Sicht des Gremiums langfristig, also auf 60 Jahre. Schwer wiegen zudem wohl die Risiken beim Weiterbetrieb.
Die 60 Jahre kommen dadurch zustande, dass im Abwasserbereich sehr langfristig gerechnet wird. Das Land Baden-Württemberg fördere nur die volkswirtschaftlich günstigste Maßnahme, die auf diesen Zeitraum gerechnet ist, sagte Yannic Brüning vom Amt für Wasser- und Bodenschutz. Bis 2027 allerdings ist es so, dass die Investitionen beim Umschluss erst mal massiver sind.
Kämmerin Claudia Schubert schlüsselte auf, dass die Abschreibungen (umgangssprachlich also der Zins) beim Anschluss an Kressbronn bei rund 215.000 Euro für den Zeitraum bis 2027 liegen. Bei der Ertüchtigung der Kläranlage Apflau wären das rund 95.000 Euro.
Da die Abschreibungen auf die Gebühr umgelegt werden, würde das bedeuten, dass beim Erhalt der Kläranlage Apflau die Abwassergebühr bis 2027 in Summe zusätzlich um zehn Cent pro Kubikmeter steigen würde, beim Umschluss auf Kressbronn wären es im Vergleich 22 Cent. Aktuell liegt die Schmutzwassergebühr bei 2,09 Euro. Sie war zuletzt zum 1. Januar 2021 erhöht worden.
Karl Welte (FW) brachte die Frage der Kostensicherheit beim Vergleich
der beiden Varianten auf. In der Diskussion kam recht klar heraus, dass Kosten später stark von der Schätzung abweichen könnten. Das Risiko sei bei einem Weiterbetrieb in Apflau höher als beim Umschluss. Ein Argument hierfür war, dass die gesetzlichen Bestimmungen sich weiter verschärfen könnten.
So müsste auch beim Weiterbetrieb der bestehenden Anlage eine vierte Reinigungsstufe für 1,4 Millionen Euro nachgerüstet werden – ohne Fördermöglichkeiten. Es sei allerdings möglich, dass bei weiteren Verschärfungen noch weitere Maßnahmen erfolgen müssten, äußerte etwa Yannic Brüning.
Ein weiterer Faktor ist die Personalsituation. Die schilderten Bürgermeister Bruno Walter und Horst Hölz vom städtischen Tiefbauamt. „Beim Thema Personal haben wir unsere liebe Müh und Not. Im Grunde müssten wir da höher fahren, bekommen aber keine Fachkräfte“, so der Bürgermeister. Das bedeutet aber im Grunde, dass nichts passieren darf.
Dem pflichtete auch Andreas Huchler (CDU) später bei: „Für die personelle Betriebssicherheit müsste die Personaldecke einfach größer sein.“Hier hatte Brüning darauf verwiesen, dass natürlich bei einer großen Anlage wie Kressbronn bessere Vertretungsmöglichkeiten gegeben seien. Wahrscheinlich wäre es so, dass die Mitarbeiter der Kläranlage Apflau dann nach Kressbronn wechseln.
Bürgermeister Bruno Walter wies noch auf einen Faktor hin: „Kressbronn muss jetzt erweitern, deswegen ist es eine einmalige Chance.“Denn dadurch, dass die Baumaßnahmen erfolgen müssen, müsste Tettnang dort vor allem die Kosten übernehmen, die für den Anschluss der Anlage Apflau nötig wären. Werde das jetzt nicht gemacht, so Walter, „dürfte das Tor Kressbronn in Zukunft verschlossen sein“.
Im Kern kann man das Ergebnis der Diskussion mit weiteren Wortmeldungen so zusammenfassen: Die Risiken beim Weiterbetrieb der Anlage in Apflau sind schwer einschätzbar. Es könnten in den nächsten Jahren weitere Kosten dazukommen, die die Gebühren erheblich höher steigen lassen als gedacht.
Auf der anderen Seite wäre der Anschluss an Kressbronn zwar in den ersten Jahren teurer, aber mit erheblich weniger Risiken behaftet. Die größere Anlage in Kressbronn hat eine größere Personaldecke. Außerdem können dort Anpassungen an kommende gesetzliche Anforderungen günstiger umgesetzt werden als bei einer kleinen Anlage. Und langfristig wäre das ohnehin günstiger.
Dem folgte der Verwaltungsausschuss bei neun Ja-Stimmen und einer Enthaltung. Zuvor hatte sich auch schon der Ortschaftsrat Langnau bei fünf Ja-Stimmen, drei NeinStimmen und einer Enthaltung mehrheitlich dafür entschieden. Der Gemeinderat stimmt am Mittwoch, 14. Dezember, ab.