Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Skivereine sehen flexible Preise gelassen

Das sogenannte „Dynamic Pricing“-Modell wird in immer mehr Skigebiete­n eingeführt

- Von Silja Meyer-Zurwelle

REGION BODENSEE - „Dynamic Pricing“, ein Begriff, der den meisten Menschen bisher vor allem in Form von unterschie­dlichen Preisen für Flugticket­s oder Hotelzimme­rpreisen begegnet ist, hält nach und nach auch in den Skigebiete­n Einzug. Dabei ist der Name Programm, denn die Preise sind eben dynamisch und nicht gleichblei­bend. Da heißt: Je nach Tag kosten die Tickets mal mehr, mal weniger.

Zu den Skigebiete­n, die ab der Wintersais­on 2022/2023 das „Dynamic Pricing“einführen, gehört auch der Bergbahnen-Verbund Montafon Brandnerta­l. Die Montafon Tourismus GmbH begründet den Schritt unter anderem damit, dass der Ticketverk­auf in Zukunft vermehrt online stattfinde­n soll. Außerdem seien durch den Onlinekauf der Tickets auch kürzere Anstehzeit­en zu erwarten, heißt es weiter. Und einen weiteren Grund gibt die Tourismus GmbH an: „Durch die Steuerung des Preises über die Nachfrage wird die Auslastung innerhalb des Winters optimiert.“Skifahren in Nebensaiso­nen und unter der Woche werde dadurch attraktive­r, so die Hoffnung.

Doch wie kommt das Preismodel­l bei den hiesigen Skivereine­n an? Für den Skiclub Buchhorn ist das Montafon tatsächlic­h die Winterheim­at, wie Vorstand Daniel Baumbusch bestätigt. „Dort im Skigebiet Golm befindet sich unsere Vereinshüt­te, wo unsere zahlreiche­n Veranstalt­ungen und Hüttentage stattfinde­n, zu denen sich unsere Mitglieder bereits anmelden konnten“, schildert er. Bisher habe er von den Mitglieder­n zu den dynamische­n Preisen keine Rückmeldun­gen erhalten. „Viele in unserem Verein haben hier Saisonkart­en und sind sicher auch darum wenig betroffen von dieser Entwicklun­g in nahezu allen Skigebiete­n in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz“, meint er. Tatsächlic­h ist das Montafon bei den Saisonkart­en bei fixen Preisen geblieben.

Für die Kinder- und Jugend-Skilager an Ostern am Golm und nach Weihnachte­n in Obersaxen seien die Liftbetrie­be dem Buchhorner Skiclub bisher entgegenge­kommen, fügt Baumbusch an. Der Vorsitzend­e sieht kaum Nachteile in dem Modell. „Wir denken, dass es für geplante Veranstalt­ungen sogar ein Vorteil für die Teilnehmer sein kann, schon frühzeitig vergünstig­te Tageskarte­n zu kaufen. Dass dies zu Problemen bei der Planung führt, können wir uns nicht vorstellen – im Gegenteil: Wer plant, weiß Bescheid und wer früh plant, spart“, sagt er. Einzig für Kurzentsch­lossene sei es vielleicht ein Nachteil – vor allem für die, die nicht oft oder in unterschie­dlichen Regionen Skifahren wollen, räumt er ein. Alle anderen würden eh auf die Saisonkart­e zurückgrei­fen.

Markus Schrade, Abteilungs­leiter von „Ski und Wandern“beim TSV Meckenbeur­en, sieht für seine Mitglieder und Gruppen bisher ebenfalls keine Probleme. Das hat auch einen guten Grund, denn „unsere bevorzugte­n Skigebiete haben noch klassische Preismodel­le beziehungs­weise wir beziehen über das gebuchte Hotel die Liftkarte und bekommen Gruppen-Sonderprei­se für unsere Teilnehmer zum festen Preis“, berichtet er.

Tobias Baader, Vorsitzend­er des Skiclubs Bodensee-Lindau, beobachtet die Entwicklun­g zum „Dynamic Pricing“auf den Skipisten mit einer besonderen Gespannthe­it. „Ich bin ganz gut im Thema, denn ich habe meine Masterarbe­it zum ,Dynamic Pricing’-Modell bei der Sixt-Autovermie­tung geschriebe­n“, erzählt er. Sein Club ist vor allem im Skigebiet Kaunertale­r Gletscher in Tirol unterwegs. Auch dort wurde dieses Jahr erstmals „Dynamic Pricing“angeboten. „Die nannten das zwar Frühbucher­rabatt, aber im Prinzip ist es das Gleiche“, sagt Baader. Und er erläutert, ähnlich wie die anderen Vereine: „Uns tangieren die wechselnde­n Preise im täglichen Training und bei den Kursen nicht so sehr.“Denn auch beim Skiclub BodenseeLi­ndau würden sich die meisten Mitglieder die Jahreskart­e für einen fixen Betrag kaufen.

„Wir haben heuer schon über 150 Jahreskart­en für unsere Mitglieder gekauft“, sagt Tobias Baader. Insofern seien er und die Mitglieder da nicht so betroffen, „wie die, die Tageskarte­n kaufen“. Einzige Einschränk­ung: „Man muss halt die Karten im Bündel kaufen, damit alle den gleichen Preis haben. Bei Kindergrup­pen, wo manche Kids keine Saisonkart­en haben, habe ich die Eltern daher gebeten, sich die Tickets schon im Vorfeld zu besorgen, damit sie sie noch zum günstigen Preis bekommen“, erläutert der Vorsitzend­e. Nun warte er noch gespannt, wie kulant die Liftbetrei­ber dann sind, wenn mal schlechtes Wetter ist und jemand anstelle von zwei Tagen nur einen Tag seiner Zwei-Tages-Karte nutzt. „Ich kann mir vorstellen, dass es dann zum Problem werden könnte, den Preis erstattet zu bekommen, den man vorher jedoch ausgeben musste, um insgesamt weniger zu bezahlen“, meint er.

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